Hallo Leute,
mit dem Ausdruck "seiner Zeit voraus" kann ich bei solchen Mißerfolgen wenig anfangen, es sei denn, daß das die diplomatisch korrekte Formulierung für "am Markt vorbei" sein soll. Wenn man einen Schlepper konstruiert, den die Kundschaft, warum auch immer, nicht haben will, dan ist man nicht seiner Zeit voraus, sondern voll daran vorbei.
Frontkraftheber gab es schon am Anfang der 60er Jahre. Die waren nicht etwa ihrer Zeit voraus, sondern unbrauchbar, weil man mit den damals üblichen ( Hinterrad- ) Schleppern damit fast nix anfangen konnte. Der stufenlose hydrostatische Antrieb bei Eicher war seiner Zeit nicht voraus, sondern mit den damaligen Mitteln konnte man einfach noch keinen vernünftigen stufenlosen Antrieb darstellen. Schlüter-High-Speed-Traktoren mit 50 km/h waren ihrer Zeit auch nicht voraus, sondern in Ermangelung einer gefederten Vorderachse schlicht ein Fehlkonzept. Der Deutz D 160 06 gehört zum Übelsten, was diese Firma je produziert hat, denn Leistung, Gewicht, Bereifung, die für Anbaugeräte höchst unerwünschte Knicklenkung, die Zapfwelle als Bastelpack für Hobbyschrauber, all' das waren Dinge, die nicht zusammenpaßten - was von der Kundschaft auch entsprechend quittiert worden ist.
Ich persönlich hege eine tiefe Bewundserung für die Kramer-Traktoren der Serie 14. So ein 714 oder 814 reißt mich echt vom Hocker. Eigene Allradachse, Deutz-Motoren, Lastschaltung und lastschaltbare Wendeschaltung - sensationell, so'n Ding. Aber hätte ich damals so einen Trecker gekauft? In einerZeit, als die meisten Bauern schwer zu ringen hatten, ob es ein D 5005 sein mußte oder ein D 5505 sein durfte? Ist es sinnvoll, unter diesen Bedingungen, koste es, was es wolle, einen Schlepper wie den Kramer 714 anzubieten?
Heute freue ich mich, daß Kramer damals solche Juwele hergestellt hat, aber wir wissen heute auch, daß die am Markt vorbei geplant waren, schon wegen ihres Preises. Und das ist eben ein Parameter, den man nie aus den Augen verlieren darf, sonst bestraft einen das Leben.
Gruß
Michael