Hallo Mathias, hallo Björn
Soweit ich weiß, liegt an den Steuergeräten immer Druck an, betätigst du das Steuergerät, wird der Druck weitergegeben.
nein, das ist nicht so bei einem "offenen" Hydrauliksystem, wie es in deinem Deutz eingebaut ist.
was ich daran nicht verstehe: Mit der alten Pumpe habe ich den Frontlader gehoben und es kam nichts raus. Jetzt läuft es raus ohne, dass ich hebe. Wenn keine Belastung da ist, sollte der Druck nicht höher sein als mit der alten Pumpe mit Belastung oder?
Wenn es dich wirklich interessiert, dann hoffe ich, du hast ein wenig Zeit, das Thema ist etwas umfangreicher.
Wenn nicht, dann wechsle einfach die O-Ringe und freu dich, das alles wieder läuft....
Der Ölfluss im "offenen" Hydrauliksystem:
Wenn
keines der Steuergeräte betätigt ist, dann fließt das Hydrauliköl im drucklosen Umlauf:
- vom "Tank" (Hydraulikblock) zur Pumpe, (eventuell sitzt da noch ein "grobes" Saugfilter davor, beim 06er jedenfalls)
- von der Pumpe zum Druckbegrenzungsventil (DBV),
- vom DBV zum ersten Steuergerät, zum zweiten Steuergerät ( usw, je nachdem wieviele Steuergeäte eingebaut sind),
- vom letzten Steuergerät zum Regelsteuergerät für die Heckhydraulik (Dreipunkt / Ackeschiene),
- vom Regelsteuergerät zum Rücklauffilter (Hydraulikölfilter),
- vom Rücklauffilter wieder in den "Tank" (Hydraulikblock).
Erst beim Betätigen eines der Steuergeräte wird der Ölstrom von der Pumpe zu dem entsprechenden Hydraulikzylinder umgeleitet.
Und erst dabei baut sich der Druck im Hydrauliksystem auf.
Diese Druck ist umso höher, je schwerer die "Last" auf dem jeweiligen Hydraulikzylinder wird.
Also entsteht bei leerem Frontlader weniger Druck als bei voll beladenem Frontlader.
Wird die Last zu schwer, und damit der Druck zu hoch, kommt das DBV ins Spiel.
Das gleiche passiert, wenn der Hydraulikzylinder an seiner mechanischen Endposition angekommen ist.
Der Druck steigt an, wenn das Steuergerät weiter betätigt wird, bis zum ansprechen des DBV.
Das DBV begrenzt den Druck, indem es den Ölstrom von der Pumpe nicht weiter zu den Steuergeräten, sondern direkt zurück in den Tank fließen lässt.
Das DBV ist sehr wichtig, da eine intakte Hydraulikpumpe wesentlich höhern Druck aufbauen kann, der ohne Begrenzung gefährlich wird,
weil irgendein Teil der Hydraulikanlage dann als erstes den Geist aufgibt und zerstört wird.
Blöd für den, der dann daneben steht oder sitzt.
Außerdem bewirkt das betätigen eines Steuergerätes, dass die nachfolgenden Steuergeräte nicht mehr mit dem Ölstrom von der Pumpe versorgt werden.
Das merkt man daran, dass z.B. die Ackerschiene nicht angehoben werden kann während man den Frontlader anhebt.
Soweit die Funktionsweise.
Nun meine Theorien zum "plötzlichen" entstehen deiner Leckagen an den Steuergeräten.
Theorie 1:
Deine alte Hydraulikpumpe war ja nun definitiv verschlissen.
So ein Verschleiß kommt nicht schlagartig, sondern stetig und langsam über Jahre im Betrieb.
Das ist ein lange andauernder Prozess, und irgendwann ist der Verschleiß so hoch, dass ein Arbeiten nicht mehr möglich ist.
Schon vorher baut die Pumpe nicht mehr den theoretisch möglichen Druck auf, und irgendwann spricht nichtmal mehr das DBV an,
weil der eingestellte maximale Druck von in deinem Falle 150 bar von der Pumpe nicht mehr erreicht wird.
Aber auch mit 120 bar lässt sich noch "arbeiten". Irgendwann sinds nur noch 100bar, 85 bar... und irgendwann reicht es nichtmehr,
um den leeren Frontlader zu heben, selbst bei erhöhter Drehzahl.
Während dieser Zeit altern aber auch die O-Ringe zur Abdichtung der Steuergeräte.
Aber mit dem wenigen Druck kommen diese noch klar. "Ganz dicht" war das ja schon lange nicht mehr.
So jedenfalls sieht es auf den Bildern aus. Der Schmutz, der da hängt scheint (Hydraulik)Ölhaltig zu sein.
Und jetzt kommt der Mathias und baut eine neue Pumpe ein.
Juchhuh, dat Dingen hebt wieder, also Frontlader bis ganz oben, ja Klasse, das wars, endlich!
Und in dem Moment, in dem der Frontlader ganz oben ist,
wird nach langen Jahren zum ersten mal wieder der maximale Systemdruck von 150 bar erreicht.
Das passt den "alten" O-Ringen nun aber garnicht, dass sie auf Ihre alten Tage nochmal so einen Druck bekommen.
Zumindest einer gibt nun entgültig auf, mit dem Ergebnis, dass in deinem Video zu sehen ist.
Theorie 2:
Achtung, hier wird es "gefährlich"!!
Einer der Vorbesitzer brauchte mehr Hubleistung am Frontlader oder an der Heckhydraulik.
Die klassische Methode war dabei das DBV neu "einzustellen", sodass höhere Drücke erreicht werden.
Die seinerzeit noch relativ neuen O-Ringe haben das auch mitgemacht.
Deine verschlissene Hydraulikpume brachte aber schon länger nicht mehr den vollen,
und schon garnicht diesen höher eingestellten Druck.
Daher haben die O-Ringe Ihren Dienst so gut es ging verrichtet.
Mit der neuen Pumpe wird nun problemlos der damals eingestellte Maximaldruck erreicht,
die alten O-Ringe reagieren aber wie oben erwähnt.
Deshalb mein Rat:
- Alles gut sauber machen! (Hatte oben glaube ich schonmal der Eine oder Andere geschrieben)
- Neue O-Ringe einbauen.
- Zum nächstgelegenen LAMA oder Hydraulikfritzen gehen und den Systemdruck messen lassen.
Wenn du eine Kipperanschluß hast, kannst du den Druck mit sowas:
https://www.ebay.de/itm/Hydrauliktester-Manometer-250-bar-Druckprufer-Stecker-Hydraulik/253687440882?
auch selbst messen.
Gruß Martin