Die tägliche Arbeit auf dem ländlichen Dorf anno dazumal

Diskutiere Die tägliche Arbeit auf dem ländlichen Dorf anno dazumal im Forum die tägliche Arbeit im Bereich Sonstiges - Hallo zusammen, in den folgenden Zeilen möchte ich etwas beschreiben, was für viele Selbstverständlich ist, da sie es damals als Kinder erlebt...
Norbert Spiegel

Norbert Spiegel

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So wie hier war unsere Ausstattung von der Raiffeisenbank.
Fotogalerie www.weickartshain.com - Weickartshainer Dämpfkolonne/weickartshainer daempfkolonne (033)
Das waren eigentlich Dampfmaschinen und wurden jedes Jahr getüvt. Die Waschmaschine war immer unser Highlight als Buben.
In unserem Hof wurde das Teil immer mit Stockwinden in die Waagrechte gebracht, sonst funktionierte die nicht.
Die war auch kein Leichtgewicht, die Fässer standen beim Transport mit auf dem Wagen, warmes heisses Wasser war auch noch darin.
Wurde immer vom stärksten Traktor im Dorf hin und her bewegt.

Gruß Norbert
 
egnaz

egnaz

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In meinem Geburtsort gab es auch eine Kartoffeldämpfanlage. Die war noch bis in die 80er Jahre in Betrieb. Seit der Ölkrise in den 70ern aber nur noch in Kartoffelüberschußjahren.
Die gedämpften Kartoffeln wurden eingemietet, um dort durch eine Milchsäuregärung konserviert zu werden.
Die Entnahme aus der Miete und die Vorlage bei den Schweinen war mühsame Handarbeit. Heute könnte man mit Flüssigfütterung auch das Füttern mechanisieren.
Dämpfkartoffen wurden von den Schweinen gern gefressen, wurde dann aber aus arbeitswirtschaftlichen Gründen durch Getreide ersetzt.
Als Kinder sind wir mit Salzstreuer zur Dämpfanlage gefahren und haben die Kartoffeln frich gedämpft vom Anhänger gegessen.
Die Anlage existiert noch und wurde vor einiger Zeit sogar renoviert. Sie ist leider nicht mehr ganz vollständig und daher auch nicht funktionstüchtig.

Vor der Ölkrise Ende der 60er hat eine Genossenschaft hier in der Nähe sogar in eine Kartoffeltrocknungsanlage investiert. Die Kartoffeln wurden dort zu Chips verarbeitet und konnten dann den Schweinen so einfach wie Getreide verfüttert werden. Als der Ölpreis dann explodierte wurde die Anlage wieder still gelegt, und die Genossenschaft wäre fast Pleite gegangen.
 
Ackerfahrer

Ackerfahrer

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Hallo

Bei uns im Rheinland gab es keine, oder wenig Kartoffeldämpfer.
Da wurde jede Woche ein "Ferkesketel" Schweinekessel gekocht.
 
Rosti

Rosti

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Ach war das noch schön, als die ersten Alttraktorentreffen statt fanden, und mein Kumpel Itze mit seinem fahrbaren "Schweinekessel" Dampfkartoffeln mit Kartoffelcrem an die Leute vertickt hat.
Und es gab nichts besseres nach einer durchzechten Dieselnacht als so eine Kartoffel😊😊😊😊

Gruß Andreas (der gerade in Erinnerung schwelgt....)
 
W

Werner Deutz Fan

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Hallo an alle die hier in der Vergangenheit schwelgen.
Den "Ferkesketel" , wie ihn Ackerfahrer beschreibt, gab es bei uns zu Hause früher auch noch. Später wurden dann die Abfallkartoffeln auf einen Anhänger geladen wo am Boden ein Rost aus Wasserleitungsrohren verlegt war. Nach dem befüllen wurde alles sehr dicht mit alten Säcken und vorhandenen alten Teppichen abgedeckt. Dann ging es zur örtlichen Molkerei, wo es eine große, für den Betrieb notwendige, Dampfmaschine gab. Diese pustete mit gewaltiger Kraft den Dampf durch die Rohre, bis die Ladung gekocht war. Dann wurde alles siliert um das Ganze später als Schweinefutter zu verfüttern. In Verbindung mit selbst geschrotetem Roggen und Gerstenmehl gab es dann später bei der 2 mal jährlichen Hausschlachtung ein sehr kerniges gutes Schweinefleisch, was nicht in der Bratpfanne verpuffte, wie man es heute teilweise erlebt.
Gruß
Werner
 
F

FahrM66Tfan

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Guten Tag,

Ja, so einen Kartoffeldämpfer habe ich auch noch. Da kamen die sogenannten Schweinekartoffeln rein. Heute sieht man diese kleinen Kartoffeln auf den Misthaufen und werden einfach untergepflügt. Kaum vorstellbar was mit subventionierten Nahrungsmitteln so alles geschieht.

Friedrich
 
Deutz45nullfuenf

Deutz45nullfuenf

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Kaum vorstellbar was mit subventionierten Nahrungsmitteln so alles geschieht.
Tja, und warum? Weil die kleinen Kartoffeln keiner kaufen würde.

Das nicht jeder Kartoffelbetrieb auch gleichzeitig noch Schweine halten kann um die Kartoffeln zu verwerten ist auch klar. Die sind eben spezialisiert. Aber die großen betriebe haben auch Abnehmer für die aussortierten Kartoffeln (und wenn es die Biogasanlage ist).

Die größte Verschwendung von Lebensmitteln findet beim Verbraucher statt, nicht beim Erzeuger!
 
F

FahrM66Tfan

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Die würden schon gekauft werden. Dann gibt es mal vier Wochen lang nur kleine Kartoffeln zu kaufen und die großen bleiben beim Bauern in der Scheune. Kein Problem.

Ansonsten haben die Bauern vielleicht auch schon mal von der Tafel Organisation gehört. Da könnte man die kleinen Kartoffeln abgeben.

Friedrich
 
N

niedersasse

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Friedrich,

dann sprich mal mit deiner Frau, wie viel Lust sie hat, kleine Kartoffeln zu schälen.

Grüße

Richard, dessen Eltern und Großeltern kleine Kartoffeln verwertet haben, weil große verkauft wurden
 
krammerreini

krammerreini

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Servus miteinander,

ich kannte mal einen Bauern aus der Münchner Gegend. Der hat gerade die kleinen Kartoffeln geschickt vermarktet. Etwa einmal die Woche ist er im Sommer raus aufs Feld und hat einen Bunker voll mit dem alten Grimme Vollernter geerntet. Zuhause saß dann die ganze Familie ein paar Stunden auf und um den Wagen und hat die Ernte händisch sortiert und verpackt.
Und die Spezialität, die von den Münchner Hausfrauen mit ihren SUV's am liebsten gekauft wurde, waren die "Emmeringer Schusser". Das waren die kleinsten Kartoffeln, eben jene, die heute meist untergepflügt werden.
Ich war damals bei einer Baufirma beschäftigt, die dem Bauern sein x-tes Mietshaus direkt an der Hofstelle gebaut hat und wir vom Bau haben uns das treiben immer kopfschüttelnd und grinsend angesehen.

War eben kluges Marketing; Hauptsache das Kind hat einen Namen und schon kannst du es verkaufen.

Grüße vom
Reini
 
SimonS

SimonS

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Guten Morgen und Frohe Ostern,

in meinem ersten Beitrag habe ich das damalige Bauernhaus auf dem Lande beschrieben und auch ein Bild des Misthofes (mW auch Miste, Pfuhlloch oder Sickergrube genannt) gezeigt. Mein Opa hatte nachdem er die Landwirtschaft aufgab den Misthof "geleert".

Foto_2022-03-21_205915_1.jpeg

Soweit war das alles ok, bis letztes Jahr die Eichenbalken, die für die Trennung von festem oben und flüssig unten dienten gebrochen sind. Da der Misthof direkt an der Straße liegt ein Risiko, dass irgendwer in das 1,60 Tiefe loch fällt. Beim Freilegen habe ich dann zwei Sandsteinquader gefunden, die ich dann in Kleinanzeigen verkauft habe.

IMG_5116.jpeg

Nach langem hin und her habe ich mich dann entschlossen die Grube zu verfüllen. Im Bereich unter der Straße (hohe Metalldeckel) mit 4 Tonnen Splitt 0/32 und den Rest mit 6 Kubik Mutterboden. Als Deckschicht habe ich dann Rasen eingesät und eine Magnolie als Solitär gepflanzt.

IMG_8489.jpeg

IMG_8528.jpeg
IMG_8542.jpeg

Im Ort war ich glaube einer der letzten der den Misthof umgestaltet hat. Mir war es wichtig den Charme des Misthofes zu erhalten. Viele im Ort haben den Hof vergrößert (=gepflastert und als Parkplatz), der ein oder andere hat auch eine Zisterne eingebaut.

Ich tippe mal hier im Forum hat der ein oder andere auch ein landwirtschaftliches Anwesen oder wohnt auf dem Lande. Was wurde bei euch mit der Miste gemacht?

Gruß Simon

PS: Eine wirklich gutes Gefühl, mein Opa hat die Miste mit seinem Deutz (3005) irgendwann in den 1980/1990er Jahren angefangen stillzulegen, ich habe es mit meinem Deutz fertig gestellt. Wie auch ehr damals habe alles ohne Kipper...

PSS: Hier noch ein Schnappschuss von der Rückfahrt von der Baumschule mit Mutterboden und Magnolie.

IMG_8509.jpeg
 
N

niedersasse

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Moin,

bei meinen Großeltern gab es nur den Mistberg.
Da wurde nicht zwischen dick und flüssig getrennt.

Der Mistberg stand frei irgendwo auf dem Hof, die Rechtwinkligkeit und die Lotgerechtigkeit waren einzuhalten. Es konnte ja immer irgendeiner gucken.

Grüße

Richard
 
Rosti

Rosti

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Moin auch,
Wir hatten auch so eine Mistplatte am Haus.
IMG_20190730_200833.jpg

Als dann irgendwann ein neuer Gastank her musste, war klar das das ein guter Platz dafür war...
IMG_20191007_105414.jpg
IMG_20191007_134036.jpg

Dann stand zur Überlegung alles zu pflastern, aber da wir eh schon soviel versiegelte Fläche haben, musste ein anderer Plan her....
IMG_20220322_182236.jpg

Und so wurde da unser neuer Gemüsegarten angelegt. Einer unserer besten Ideen 🤗
IMG_20220803_065337.jpg


Gruß Andreas
 
Maggus

Maggus

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Danke für eure schönen Geschichten, vieles davon habe ich ähnlich erlebt.
Mein Großvater Väterlicherseits war Küfer, hat also Weinfässer hergestellt, Landwirtschaft hatte er praktisch nur im Nebenerwerb. Als er starb, wurde alles unter seinen Nachkommen aufgeteilt und so hat jeder (auch mein Vater) ebenso im Nebenerwerb weitergemacht.
Hauptberuflich war mein Vater Fleischbeschauer.
Als mein Großvater Mütterlicherseits starb wurde ebenfalls alles geteilt und so hatten wir einen recht großen Nebenerwerb.
Unser erster Traktor war ein Kramer K15 der später durch den D 30s abgelöst wurde.
Hier ist das älteste Bild von mir und meiner großen Schwester auf Opa Karls Traktor.
Ich denke, dass ich etwa drei Jahre alt war. So müsste das Bild von 1971 sein.
Links vom Traktor ist die stillgelegte Mistkaute zu sehen.....
20230227_104736[1].jpg

Viele Grüße Markus
 
Maggus

Maggus

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Zehn Jahre später hatte man dann Geld für einen Farbfilm....
20230227_105541[1].jpg

Das war bei der Weinlese, auf dem Holder mein Onkel Rudi, der leider sehr früh starb.
Auf dem Anhänger, hinter der Bütt mein Vater, daneben meine Mutter, ein Erntehelfer, meine Tante Resel und ihr Schwiegervater.
Wir selbst hatten ja nur zwei Weinberge, an sonsten recht viel Obst. Und so half man sich gegenseitig.
Die restliche Familie pflückte mit uns Obst und wir halfen dann bei der Weinlese.
Auch mit den Gerätschaften half man untereinander aus.

Aber jetzt der Hauptgrund für dieses Foto: Wer weiß, wofür die "softlan" Flasche war?
Wahlweise ging auch Fichtennadel Schaumbad oder ähnliches.
 
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