Hallo zusammen,
mit Schrecken musste ich feststellen, dass unser schöner Beitrag schon auf Seite 6 des Unterforums verbannt worden ist
Nachdem ich selbst im Sande verlaufende Beiträge sehr schade finde möchte ich unseren hiermit zu einem, hoffentlich befriedigenden, vorläufigen Ende bringen.
Vorab: wir haben den Bulldog tatsächlich wieder komplett zusammengebaut bekommen (zeitweise war das nicht sicher!), er ist unglaublicherweise dicht (ok, hier und da schwitzt er nach längeren Fahrten etwas) und die Geschwindigkeitsänderung wurde in die Fahrzeugpapiere eingetragen. Somit ist das Ziel der Aktion erreicht!
Wen es genauer interessiert, das ist seit dem letzten Lebenszeichen Ende März geschehen:
Motor:
Wir haben die äußeren Kurbelwellenlager und die dazugehörigen Wellendichtringe gewechselt und die Papierdichtungen an den vorderen Deckeln (Nocken- und Kurbelwelle) erneuert. Aus irgendeiner Ritze an der Motorvorderseite drückt es nach längeren Fahrten noch etwas Öl raus, aber es hält sich wirklich in Grenzen. Wir haben auch einen neuen Öldruckschalter eingebaut, weil mein Bruder den alten beim Einschrauben kaputtgemacht hat (so ein Alugewinde hält nicht viel aus).
Den Keilriemen haben wir durch einen etwas längeren ersetzt, damit weniger Zug auf die Riemenscheibe und damit auch auf die Kurbelwelle wirkt.
Zylinderköpfe:
Die 912er-Kipphebelböcke wurden komplett neu gebuchst und waren die Lösung unseres Ölproblems. Die Kopfdeckel haben wir dann mit neuen Dichtungen montiert und können auch hier endlich 99%-Dichtheit verkündigen. Das fehlende 1% rührt von leichtem Ölnebel von Zylinder 2 nach langen Fahrten her. Trotzdem eine riesige Verbesserung zu vorher. Ich weiß nicht ob ich es schon einmal geschrieben hatte: wir haben auch die Kompression des Motors gemessen und kamen auf beiden Zylindern auf knappe 30 bar.
Kupplung:
Wir haben die revidierte Kupplung samt neuem Ausrücklager eingebaut. ZF Bielefeld leistet bei der Kupplungsüberholung wirklich tadellose Arbeit, die kam wie neu zu uns zurück. Zudem sind sie sogar telefonisch erreichbar (also die tatsächlichen Mechaniker!) und nett und hilfreich dazu. Für die Zentrierung bei der Montage hat uns der befreundete Schlosser ein passgenaues Wellenstück gefertigt.
Getriebe:
Der Einbau des Schnellgangzahnrads und -welle war schnell erledigt. Wir mussten aber die Welle ordentlich absägen, weil diese auch für die außenliegende Handbremse (mindestens bei F2L612 xy/z vorhanden) passt, die bei uns (Export-, Sparversion?) nicht vorhanden ist.
Die Einstellung des Zahnflankenspiels und somit des Tragbilds dagegen war eine Strafarbeit. Wir hatten der Bemerkung von
@MartinD25.1 während des Zerlegens, dass wir das Getriebe sicherlich einige Male öffnen werden müssen, ganz ehrlich gesagt nicht wirklich glauben wollen. Aber im Nachhinein kann ich sagen, dass er Recht hatte und wir es sogar noch öfter als befürchtet gemacht haben.
Das Zusammenspiel der verschiedenen Parameter, die sich natürlich auch noch alle gegenseitig beeinflussen, ist nicht trivial. Perfekt haben wir es sicherlich auch nicht hinbekommen, dank fachkundiger Hilfe per PN durch
@Obrschwob fühlen wir uns mit dem erreichten Ergebnis aber gut und auch die (geringen) Geräusche im Betrieb bestärken uns darin es nicht ganz schlecht gemacht zu haben.
Auch wenn uns jetzt einige steinigen werden: wir haben nicht alle Lager im Getriebe gewechselt, sondern nur die beiden großen, auf denen der Endantrieb läuft sowie diejenigen anderen, die sich nicht sauber angehört haben. Vernünftige Lager sind nicht billig und wir sind ja immer noch Schwaben (wenn auch bayerische)!
Das Getriebegehäuse haben wir natürlich penibel vom Schlamm und Abrieb gereinigt und dann schließlich mit Dichtmasse (
beko Silicondichtung spezial) zusammengesetzt.
Wir haben auf eine Papierdichtung an der schlimmen Stelle (im obigen Bild an der tiefsten Stelle unter dem großen Zahnrad) verzichtet und gehofft, dass die Masse den Spalt ausgleichen wird. Und glücklicherweise tut sie das auch! Nach der Montage haben wir trotzdem Öltropfen auf dem Boden gefunden und waren kurz davor den Bulldog in Brand zu stecken, bis wir die Ursache gefunden haben: weder Schraubenloch noch Gehäusespalt war schuld, sondern der Guss selber! Trotz unserer Dichtmasse und auch der schon vorhandenen Abdichtung auf der Innenseite von der ursprünglichen Getriebereparatur gibt es irgendwo eine Schwachstelle im Guss, durch die das Öl nach draußen diffundiert. Inzwischen (November 2022) scheint diese Stelle aber gesättigt zu sein, zumindest tropft es nicht mehr.
Mähantrieb:
Den Mähantrieb haben wir wieder eingebaut, weil wir uns das als das kleinere "Übel" erschien. Die Abdichtung der durch das Weglassen enstehenden Öffnungen im Getriebegehäuse ist beim Halbschalengetriebe wohl nicht ganz einfach. Weiterhin haben wir uns gedacht, dass wir ihn ja gegebenfalls anderweitig nutzen können. Den Exzenterkopf samt Schutz haben wir weggelassen, denn wir werden einen anderen Weg gehen.
@krammerreini hatte uns mit dem Kompressor einen entscheidenden Wink in diese Richtung gegeben. Der aktuelle Plan ist auf dem Wellenstück ein Zapfwellenprofil zu befestigen (wie genau wissen wir noch nicht) und daran dann einen schicken Zapfwellenkompressor anzustecken.
Achstrichter:
Die Radlager wurden durch Neuteile ersetzt und natürlich auch hier neue Wellendichtringe eingebaut. Bei der Montage des linken Achstrichters ist uns eine Schraube abgerissen, die wir aber glücklichweise ohne größere Verrenkungen wieder entfernen konnten.
Bremsen:
Auch hier (wie bei Motor und Kupplung) hat uns unsere Nachlässigkeit der ersten "Restauration" wieder eingeholt. Wir haben beide Bremsen komplett demontiert, innerlich gesäubert, alle Mechaniken gangbar gemacht und geschmiert und schließlich neue Beläge aufgenietet. Uns war klar, dass dies unbedingt gemacht werden muss, weil für die Eintragung der neuen Höchstgeschwindigkeit bestimmte Verzögerungswerte eingehalten werden müssen (und funktionierende Bremsen ja auch im eigenen Interesse liegen).
Leider haben wir gerade beim Zusammenbau Ende Mai/Anfang Juni nicht mehr viele Bilder gemacht.
Bemerkungen zum Zusammenbau:
Die Entscheidung den Kabelbaum an zwei Stellen (zwischen Motor und Armaturenbrett und zwischen Armaturenbrett und Heckverkabelung unter dem Trittblech) mittels Klemmboxen zu trennen hat sich als goldrichtig herausgestellt. In Nullkommanix hatten wir die Elektrik wieder eingebaut und verbunden. Ich würde jedem, der sich an eine Neuverkabelung seines Bulldogs macht, dasselbe empfehlen!
Weiterhin ist ein Motorkran und eine andere Hebehilfe unbedingt notwendig, denn die Teile (insbesondere natürlich Getriebe, Achstrichter, Schwungscheibe und Zwischengetriebe/-stück) sind sehr schwer und können manuell kaum/nicht gehoben werden.
Bemerkung zur Eintragung der neuen Höchstgeschwindigkeit:
Der Bulldog hat nun eine eingetragene Höchstgeschwindigkeit von 32 km/h. Folgende Voraussetzungen mussten wir erfüllen:
- Ausreichende Verzögerungswerte (nachgewiesen mit ensprechendem Prüfgerät)
- Bremslichter (wir hatten vorausschauend bereits Dreikammerleuchten samt Bremslichtschalter verbaut)
- Vordere Kotflügel
- Bereifung in einwandfreiem Zustand (wir haben ja rundum neue Radialreifen aufziehen lassen)
Weil der Bulldog tatsächlich sogar etwas schneller fahren könnte haben wir einen Gaspedalanschlag verbaut, der auch auf das Handgas wirkt. Das Vorhandensein dieses Anschlags ist mit im Gutachten und somit auch in den Fahrzeugpapieren aufgeführt.
Mit dem erreichten Ergebnis sind wir alle mehr als zufrieden. Dabei geht es weniger um das Erreichen der Höchstgeschwindigkeit an sich sondern vor allem darum 25 km/h mit niedrigem Drehzahlniveau und damit vertretbarer Geräuchkulisse fahren zu können.
Leider sind wir nicht rechtzeitig zum Internationalen Deutztreffen 2022 in Thannhausen fertig geworden. Im kommenden Jahr, sofern es dann wieder stattfindet, wollen wir aber sehr gerne kommen und unseren Bulldog zeigen, der nun wieder so aussieht:
Am Heck haben wir übrigens noch etwas aufgerüstet:
Ein passendes Winkelgetriebe, um die nicht benötigte Zapfwelle abzudecken und die Zugpendelplatte um den K50-Kugelkopf einigermaßen halblegal anschrauben zu können.
Tja, und damit sind wir im November 2022, das Saisonkennzeichen verordnet Winterruhe. Gestern haben wir den Bulldog abgeschmiert, den Reifendruck leicht erhöht, die Ölstände kontrolliert und korrigiert und schließlich die Batterie abgeklemmt. Damit die Enkel auch verstehen, dass aktuell nicht mit dem Bulldog gefahren werden kann wurde er noch zugedeckt ("Nein, das geht nicht. Guck, der Bulldog schläft jetzt!").
Damit schließe ich vorerst, danke allen fürs Lesen, einigen speziell nochmals für die Hilfe, wünsche eine schöne Winterpause und bis bald im Frühjahr!
Uli