Obstbaumschere und Veredlungsliteratur

Diskutiere Obstbaumschere und Veredlungsliteratur im Forum Ackerbauliche Fragen im Bereich die tägliche Arbeit - Hallo, meine Frage zielt auf Obstanbau ab, ist hier im ackerbaulichen Bereich hoffentlich nicht völlig falsch eingestellt... Kann mir jemand...
Doc Jan

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Hallo,

ich kann das Buch "Obstbaumschnitt in Bildern" (Hans Walter Riess) empfehlen. Schwerpunkt liegt auf der Visualisierung der Sachverhalte, sprich viele Baumskizzen mit gefärbten Wegschneide-Zonen (die verwachsenen Bäume sehen genau so aus wie meine..). Kostet keine 5 Euro und kann in die Hosentasche.

Viele Grüße, Jan
 
Doc Jan

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Hallo,

... eine recht schöne Website zum Thema Obstbaumschnitt ...

in der Tat eine liebevoll und informativ gestaltete Seite!

Wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, dass hier eine besondere Schnitttechnik propagiert wird.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass außenstehende Augen i.d.R. nicht derart stark dem Licht zuwandern, dass die Äste doch wieder nach innen wachsen. Insofern ist m.E. der empfohlene Schnitt über 2 Jahre (zunächst Förderung des inneren Auges, im Jahr darauf Nutzung des unterhalb getriebenen äußeren..) nicht nötig, aber zeit- und für den Baum produktionsaufwändiger. Doch dass sollte jeder für sich entscheiden. Man kann's ja ausprobieren :)

Viele Grüße, Jan
 
L

Luki

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Doc Jan schrieb:
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass außenstehende Augen i.d.R. nicht derart stark dem Licht zuwandern, dass die Äste doch wieder nach innen wachsen. Insofern ist m.E. der empfohlene Schnitt über 2 Jahre (zunächst Förderung des inneren Auges, im Jahr darauf Nutzung des unterhalb getriebenen äußeren..) nicht nötig, aber zeit- und für den Baum produktionsaufwändiger. Doch dass sollte jeder für sich entscheiden. Man kann's ja ausprobieren :)

Viele Grüße, Jan

Hi,

das ist natürlich von Baum zu Baum verschieden.

Beim "konventionellen" Schnitt werden aber genauso Konkurrenztriebe gebildet, die wieder entfernt werden müssen.

mfg
 
Marc oh

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Hallo,
auch ich habe bisher nicht die Erfahrung gemacht, dass nach aussen stehende Triebe sich Richtung Innenseite wenden. Aber man muss natürlich auch sagen, dass es auf den Standort/die Situation ankommt. Der Umkehrschnitt hat in bestimmten Ausgangssituationen seine Berechtigung.
Aber Luki hat auch Recht wenn er sagt, dass Konkurenztriebe entfernt werden müssen.
LG Marco
 
Obrschwob

Obrschwob

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Hallole,

Helmut Palmer, auch als der "Remstalrebell" bekannt, hatte eine ganz eigene Art des Obtbaumschnittes. Er wurde deswegen von vielen Obstbau-Fachleuten nur hämisch beäugt. Trotz allem hatte er aber anscheined gute Ergebnisse.

Sein Kosename stammt aber nicht von der unkonventionellen Obstschneiderei, sondern von seiner aktiven und sehr regelmäßigen Wahlkampfarbeit bei Bürgermeisterwahlen in Ba-Wü. Er hatte sich nämlich fast überall als Kandidat aufstellen lassen, wenn der amtierende Schulteß auf wackeligen Wiederwahlfundamenten saß.

@Jan
Die Goldparmäne bekommt man durchaus noch. Die guten Reiserschnittgärten führen auch die alten Sorten weiter.

Grüßle
Obrschwob
 
Doc Jan

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Hallo,

ich bin der Meinung, dass man bei den verschiedenen Schulen des Obstbaumschnitts sowieso etwas offener sein könnte. Offener dahingehend, dass zumindest ich es nie schaffe, eine "Reinform" eines Schnittes auf einen Baum zu übertragen. Bei Jungpflanzungen mag das anders aussehen, doch bei alten Hochstämmen ist es nicht selten, dass sich viele verschiedene Schnittformen im selben Baum verewigt finden; schlicht, weil das eine Generationenangelegenheit ist, und Trends so schnell gehen, wie sie kommen. Will meinen, dass ich den (hoffentlich) erhaltenden Verjüngungsschnitt nicht strikt nach Lehrwerk(en) ausführe, sondern mich in erster Linie am Baum selbst oder auch äußeren Gegebenheiten orientiere(n muss).

Ja, die Goldparamäne gibt's noch; hatte vor einiger Zeit erst wieder einen Halbstamm gepflanzt (wenngleich ich schon jetzt bereue, dass ich nicht zum Hochstamm gegriffen habe; Stichwort: F2L 612/6-N mit Überrollbügel mäht Obstwiese). Sogar im Discounter gab's neulich mal einjährige Veredlungen hiervon. Man muss halt bedenken, dass sie anspruchsvoll, krankheitsanfällig, pflegebedürftig und sehr wohlschmeckend sind. Meine Meinung :)

Viele Grüße, Jan
 
Donaven

Donaven

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Hallo,
@Obrschwob: Eine gute Auflistung. :)

Ich habe dieses Jahr am Bodensee eine - für mich - neue Apfelsorte kennengelernt. Wellant. Und der liess sich im Keller auch lagern. Wobei der Lagerprozess nach ca. 6 Wochen mangels Masse abgebrochen werden musste. :D :D

;)
Gruss
Rolf
 
Obrschwob

Obrschwob

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Hey Rolf,

friß nicht soviel gesundes Zeug..... ;))

Dank für die lobenden Worte!

An apple a day keeps the doctor away!

Ich für meinen Geschmack bevorzuge zum Lagern den Brettacher und Gloster, den ich aber leider nicht mehr bekomme. Auch die Renetten (landläufig bei uns Oberschwaben auch als Lederapfel bezeichnet) sind geschmacklich sehr gut, aber halt außen nicht gerade einladend.

Grüßle
Obrschwob
 
Doc Jan

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Hallo,

...bin halt ein Verfechter der alten Apfelsorten. Neulich wurde ich wieder bestätigt, als ich nach dem Verzehr von Neuzüchtungen schlicht der Meinung war, ein in Zuckerwasser eingeweichtes Stück Styropor zu lutschen... wobei es von 5 neuen Apfelsorten neben m.E. 3 ungenießbaren auch 2 tolle gab, wie ich fairerweise sagen muss...

Noch 2 Fragen zum Baumschnitt:

* Dürfen auch Apfel-HOCHstämme (hab' kürzlich 6 Stück gepflanzt) neben der Stammverlängerung nur 3 Leitäste (und zwar aus statischen Gründen in der Höhe am Stamm versetzt) haben, oder sind mehr Leitäste erlaubt? Wenn ja, wie viele machen Sinn? Es geht um die Sorten "Gravensteiner", "Ingrid Marie" und "Roter Berlepsch".

* Hab' bei meinen Uralt-Goldparmänen-Hochstämmen völlig verwachsene dabei, unter anderem einen, der mal bis auf den Stamm gebrochen war. Jetzt hat er eine Krone aus Jungholz gebildet, die aber alles andere als bilderbuchmäßig dasteht. Eigentlich sieht es eher aus wie 2 Niederstamm-Apfelbäume auf 2 Metern Höhe, 2 Meter versetzt gepflanzt (Austriebe aus 2 ehemaligen Leitästen). Hier kann ich schlecht die gängigen Regeln der Schnittkunst anwenden, denn nach diesen müsste man wohl eher die Kettensäge in Bodenhöhe ansetzen. Doch aufgeben möchte ich den Baum nicht. Nicht zuletzt, weil der hohle Stamm ein Nest von Hornissen beherbergt, welche unerwünschte Besucher von der Streuobstwiese fernhalten.
Nun die Frage: Kann ich JEDEN Ast zum früchtetragenden Ast (sprich in der waagrechten) schneiden/erziehen/binden? Insbesondere auch die Wassertriebe? Oder unterscheidet sich das hochstrebende Holz mikrobiologisch oder sonstwie von den früchtetragenden Ästen?

Danke für Antworten, viele Grüße, Jan
 
Marc oh

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Hallo Jan,
die Leitäste sind auch bei Hochstämmen auf 3-4 zu beschränken. Es soll auch bei Hochstämmen ein tragfähiges und licht- und luftdurchlässiges Gerüst entstehen. Das geht am besten mit drei bis vier symetrisch angeordneten Leitästen. Sie sollten nicht alle auf der selben Ebene stehen, da sonst Ausbrüche begünstigt werden.

Man kann sowohl Wasserschosse wie auch andere Äste durch herunterbinden zu Fruchtansatz stimulieren. Es sollten aber auch einige stehenbleiben, die etwas steiler stehen. Wassertriebe biegen sich entweder alleine durch Fruchtbesatz um, oder man bindet sie waagrecht. Aber nicht ganz waagrecht binden, sondern noch eine leichte Steigung zulassen, sonst treiben zu viele Ständertriebe aus. Die Äste unterscheiden sich nicht mikrobiologisch, sondern nur in der Wachstumsförderung. Je steiler und je höher ein Ast steht, desto mehr Kraft zieht er an sich, dh je mehr wächst er.
Du kannst mit dem alten Baum versuchen eine neue Krone zu bilden. Das ist aber ein nicht unerheblicher Aufwand. Ein Foto des Delinquenten könnte hier helfen gewisse Ansätze zu erstellen. Ich würde den Baum auch erhalten wollen, aber es ist viel Arbeit.
LG Marco
 
Doc Jan

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Hallo Marco,

vielen Dank für Deine Antworten, welche mir sehr weiterhelfen.

Und vielen Dank für das Angebot mit der Foto-Auswertung. Hab' den Delinquenten allerdings schon -hoffen wir's mal nicht- misshandelt, zumindest für's erste. Und leider kein Foto davor gemacht. Und für danach ist es jetzt zu dunkel.
Man liest ja immer wieder, dass man den Verjüngungsschnitt gerne in mehreren Etappen durchführen kann bzw. soll bei sehr alten Bäumen. Und für's erste sollte das passen. Problematisch ist eher, dass Goldparmäne auf Sämling zu enormem Wachstum tendiert und ich aufgrund des beherbergten Nests ausschließlich in den kalten Monaten schneiden kann. Problematisch weiterhin, dass der eigentliche Stamm ziemlich mitgenommen ist; hohl, zerfressen, teil-morsch. Aber solange ein gewisser Ertrag kommt, ist mir das recht. Schließlich gibt es keine richtig dicken Äste mehr oben am Baum, also keine Gefahrenquelle im eigentlichen Sinne.

Nochmals vielen Dank, viele Grüße, Jan
 
Marc oh

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Hallo Jan,
einen Verjüngungsschnitt sollte man über mehrere Jahre durchführen. Gerade alte Bäume sollte man nicht gleich radikal stutzen, sondern in der Größenordnung von einem Meter pro Jahr zurücknehmen. So kann man das Wachstum und die Formung der Krone auch besser steuern.
Dein Baum ist wahrscheinlich schon im sterben, dh, er ist so alt, dass er langsam abstirbt. Dafür spricht auch der hohle Stamm. Der Schnitt im Winter regt natürlich das Wachstum zusätzlich noch an. Du solltest beim Rückschnitt im Winter darauf achten nicht alle Äste zu beschneiden und die, die beschnitten werden nicht zu sehr zurückzunehmen. Schwacher Rückschnitt-Schwacher Austrieb. Der Baum verausgabt sich auch an dem starken Winterschnitt zu sehr, wenn sein Leben schon so weit fortgeschritten ist.
Besser wäre der Sommerschnitt, der aber wegen dem Hornissennest wegfällt. Dennoch würde ich den Baum stehenlassen, erstens wegen seinem ökologischen Nutzen und zweitens weil auf Streuobstwiesen immer ein Teil Totholz erwünscht ist (bis 10% des Bestands)
LG Marco
 
Doc Jan

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Hallo Marco,

Hab' ja wie schon geschrieben vor nem Monat Apfelbaum-Hochstämme gepflanzt, welche momentan 5, 8 bzw. 11 Leitäste aufweisen. Vor dem Abtransport von der Baumschule wurden diese nebst Stammverlängerung bis auf ca. 20 cm eingekürzt.

die Leitäste sind auch bei Hochstämmen auf 3-4 zu beschränken. Es soll auch bei Hochstämmen ein tragfähiges und licht- und luftdurchlässiges Gerüst entstehen. Das geht am besten mit drei bis vier symetrisch angeordneten Leitästen. Sie sollten nicht alle auf der selben Ebene stehen, da sonst Ausbrüche begünstigt werden.

Es fällt leicht, jeweils 3 bis 4 Leitäste zu finden, welche einerseits jeweils höhenversetzt stehen, andererseits die Himmelsrichtungen günstig abdecken. Ist es nun sinnvoll, die übrigen Leitäste erst im Frühjahr zurückzuschneiden bis zum Stamm, oder doch schon jetzt im Winter?
Ich möchte ja gerade, dass dort nichts mehr wächst. Und sofern der Winter irgendwelche (z.B. auch mechanische) Schäden bringt, könnte man noch einmal umdenken, welche der Äste abgeschnitten werden.

Danke für Deine Meinung, Grüße,
Jan
 
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Luki

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Hallo Jan,

ich warte mit dem Obstbaumschnitt, speziell an den Jungbäumen immer bis mitte/ende März. Die strengsten Fröste sind dann vorbei.

mfg
 
Marc oh

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Hallo Jan,
wie Luki schon geschrieben hat, sollte man bei jungen Bäumen bis Mitte März warten. Generell sagt man vor dem Austrieb. Es kann in milden Jahren also schon vor Mitte März ratsam sein zu schneiden. Aber Mitte März ist ein guter Orientierungspunkt.
Ein Bio-Weißanstrich des Stammes ist auch sehr sinnvoll gegen Frostrisse. Dieser Anstrich wird bis zu den ersten Ästen ausgeführt. Zudem ist im Freiland, wenn keine gute Umzäunung des Grundstücks vorhanden ist, ein guter Schutz gegen Hasen angebracht. Dazu bildet man einen Ring mit Hasendraht vom Boden bis unter die ersten Äste.
Ich würde mir jetzt die besten, stärksten drei bis vier Leitäste aussuchen, die auch gut verteilt stehen. Die anderen würde ich, sofern sie nicht zu dicht stehen und sich reiben, bzw. überdecken, nicht abschneiden, sondern nach dem Austrieb flach binden. So wird der Baum angeregt Fruchtholz zu bilden. Sonst treibt er aus allen möglichen (Not-) Knospen aus, was den Baum schwächt. Wenn Du jetzt nur die drei oder vier Leitäste stehen lässt treiben die zwar sehr stark aus und bilden lange Zweige. Sie werden aber schwach sein. Zudem musst Du die Leitäste in der Zeit des Kronenaufbaus jährlich einkürzen, da dadurch das Dickenwachstum und damit die Stabilität des Baumes erreicht wird. Diese Äste müssen später einmal das Hauptgewicht des Baumes tragen können. Und Wetterereignissen standhalten können.
LG Marco
 
Doc Jan

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...abermals möchte ich mich für Eure fachkundigen Hinweise bedanken! Hätte um ein Haar die jungen Triebe abgeschnitten. Das man diese aber für die Kronenbildung indirekt nutzen sollte, leuchtet mir ein.

Das mit dem Schutz gegen Hasen geht klar. Da die Streuobstwiese direkt an Wald angrenzt, ist dieser Schutz übrigens auch gegen größere Tiere angebracht, da sich im Winter Rehe zu den jungen Bäumen verirren. Von meinen richtig alten Patienten hab' ich momentan noch keine Bilder gemacht, werde diese aber nachreichen. Das angehängte Bild zeigt einen auch einigermaßen alten Apfelbaum, allerdings nur Halbstamm (Rote Sternrenette), welchen ich vor 2 Wochen extrem ausgeschnitten habe (zuvor war er noch viel verwachsener und dichter, Modell Trauerweide). Hoffe, dass ich nicht zu sehr hingelangt habe. Sicher ist der Baum nicht bilderbuchmäßig geschnitten, doch bei älteren Bäumen findet man nicht alle Äste wie im Lehrbuch ideal gewachsen vor..

Die ganze Aktion wurde nötig, damit ich eine Ansitz-Stange für Greifvögel hineinbinden konnte. Seit der Neupflanzung (rechts im Bild eine junge Pflaume Viktoria) hab' ich ein Problem mit Wühlmäusen, welche anscheinend ganze Pflanzungen vernichten können. Giftköder möchte ich nicht einsetzen, vielleicht helfen mir ja die Bussarde bei der Mäusegeschichte.
Nebenbei, es ist wohl nicht unüblich, gegen Wühlmäuse NICHTverzinkten Draht in das Pflanzloch zu legen, um die junge Wurzel für die ersten wenigen Jahre gegen Mäuseverbiss zu schützen. Das habe ich allerdings nicht gemacht, da ich es bei der Pflanzung nicht wusste. Und ich hoffe, dass es auch ohne Drahtgitter um die Wurzel geht..

Viele Grüße, Jan

PS: Die Machete nutze ich nicht zum Obstbaumschneiden... ;)
 

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Marc oh

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Hallo Jan,
der Nachwuchs ist auch schon eifrig dabei beim Streuobstpflegen. So ist es richtig :D
Der Schutz gegen Hasen ist sehr wichtig. Gegen Rehe auch, aber hier wird es oft schon schwieriger. Bei Hochstämmen noch einigermaßen machbar, gerät man bei Halbstämmen fast an die Grenze des Machbaren und ist indirekt auf das "Wohlwollen" der Rehe angewiesen. Du glaubst ja nicht wie hoch sich ein Reh für einen frischen Zweig strecken kann. Hasen übrigens auch. Zu den Wühlmäusen: Stell bitte sicher, dass es sich um Wühlmäuse und nicht um Maulwürfe handelt. Maulwürfe sind absolut keine Pflanzenschädlinge, sondern Fleischfresser. Klar können sie auch Schaden auf der Wiese anrichten, dennoch sind sie vom Naturschutz geschützt. Und wo ein Maulwurf ist, ist (meistens) keine Wühlmaus. Erkennen kann man den Mißetäte an der Form des Gangs. Man öffnet einen Hügel vorsichtig und schaut sich den darunterliegenden Gang an. Ist er hochoval, ist es eine Wühlmaus. Ist er queroval, ist es ein Maulwurf. Maulwurfhaufen sind auch größer und es finden sich in der Erde Pflanzenwurzeln. Die Wühlmaus gräbt ihre Gänge sehr nah unter der Obverfläche und in den Gängen und der aufgewühlten Erde finden sich keine Pflanzenteile. Übrigens hilft die Aufsitzstange, so gut und sinnvoll sie ist, nur sehr wenig bis garnicht gegen Wühlmäuse. Eher gegen Feldmäuse und Ratten. Feldmäuse können auch zu einem Problem werden. Einzelne Wühlmäuse richten oft im freien Gelände nicht so arg viel Schaden an, während geballtes Aufkommen kaum ein Vorbeikommen an Gift ermöglicht. Drahtkörbe sind gut, aber gerade Hochstämme wachsen mit den Wurzeln schnell heraus.
Wichtig ist die Freihaltung der Baumscheibe von Gras, usw. Die ersten Jahre sollte die Baumscheibe frei von Bewuchs bleiben. Das hilft dem Baum beim anwachsen, da weniger Nährstoffkonkurenz und lässt unerwünschte Teilhaber (Feld/Wühlmäuse) schneller erkennen. Die Baumscheibe sollte dem Kronendurchmesser entsprechen. Ungefähr bis zum 5 Standjahr.
Zum gezeigten Baum ist zu sagen, dass er schon gut ausgelichtet wurde und auf den ersten Blick, was man eben auf einem Foto erkennen kann, gut da steht. Wie Du schon sagtest, an alten Bäumen, die verwachsen sind, kann man kein Lehrbild mehr erreichen. Das ist auch nicht so wichtig. Wichtig ist, der Baum ist gesund, treibt gut durch und hat eine lichtdurchlässige Krone, die nach Regen auch schnell abtrocknen kann. Nach innen stehende Äste werden entfernt, so wie sich kreuzende und überwachsende. Dann noch moderate Jungholzförderung und dem alten Baum ist geholfen.
LG Marco
 
Doc Jan

Doc Jan

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Hallo,

ich denke, sowohl Maulwürfe als auch Wühlmäuse auf der Wiese zu haben, wobei sich beides in Grenzen hält. Ärgerlich bei den Maulwürfen ist, dass sie regelmäßig Steine aus dem (recht minderwertigen) Sandboden zu Tage fördern, was den Messerbalken gar nicht freut. Die flachen Wühlmausgänge tret' ich regelmäßig platt und hoffe, dass die Bewohner dadurch ein paar Meter weiter wandern.

Im Anhang jetzt noch ein paar Bilder, von oben nach unten durchnummeriert:

(1) Zunächst zwei Goldparmänen, oder vielleicht eher "besseres Totholz". Das linke Baumrelikt hab' ich aus einem Dornenbusch ausgeschnitten. Der rechte Baum sah vor dem Schnitt aus wie ein umgedrehter Reisstrohbesen. Sprich, lauter Wassertriebe, dicht an dicht. Ob dieser Schnitt den Bäumen zusagt oder sie im Frühjahr maßlos erschöpfen wird, muss abgewartet werden.

(2) Dann die neu gepflanzten Hochstämme. Vielen Dank für den Tipp mit der Baumscheibe. Ich hab' zudem noch einen Gießring stehen lassen für den nächsten Sommer, welcher das verzinkte Gitter noch etwas anhebt. Über die Anpflockmethode (Modell Andreaskreuz) mag man sich wundern, doch ich musste einen Weg finden, wie ich einerseits die Stickel außerhalb des Pflanzlochs einschlagen kann und andererseits das Gitter eng um den Stamm legen kann. Natürlich rutscht so das Hanfseil herunter, was man aber mit kleinen eingeschlagenen Panelnägeln vermeiden kann.

(3) Leider hab' ich einige Astlöcher abgebildeten Formats zu beklagen. Vor ca. 2 Jahren wurden Äste geschnitten, die Wunde blieb jedoch unversorgt. Dabei hat schon meine Oma gesagt, dass Astwunden von der Größe von 5-DM-Stücken aufwärts versorgt werden müssen (für die jungen Leser: etwas größer als 2 Euro...). Nun läuft so schwarze Siffe hinab, außerdem wird der Stamm wohl allmählich faulen, wobei man dann in wenigen Jahren wieder beim Foto der Goldparmänen wäre...
Im Frühjahr möchte ich versuchen, evtl. auf Astring nachzusägen bzw. das schwarze Holz auszuschälen und anschließend mit Baumwachs zu behandeln. Ist dieser Plan erfolgsversprechend?

(4) Mein tragischster Kandidat, da Baum mit den m.E. besten Äpfeln: Ontario. Allerdings ist vor 2 Jahren die komplette Krone sturmbedingt herausgebrochen. Anschließend Ertrag gleich null, in diesem Sommer allerdings abartig viel und gut. Gewissermaßen wurde durch den Bruch der ganze Baum auf waagrechte Fruchttriebe gesetzt.
Wie sollte ich diesen Baum schneiden? V.a. interessiert mich, wie viele der senkrechten Jungäste ich stehen lassen sollte..

(5) Mein höchster Kandidat: Bosc’s Flaschenbirne; er bringt zwar sehr viele Früchte, allerdings sehr klein, so dass sie nur noch zum Mosten taugen. Auffällig die typischen nach oben strebenden Jungtriebe.. Wie sollte ich hier beginnen? Einfach einige der dicken senkrechten Triebe hinausschneiden?

Bin sehr dankbar für Tipps und Erfahrungen! Viele Grüße, Jan
 

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Thema: Obstbaumschere und Veredlungsliteratur

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