Obstbaumschere und Veredlungsliteratur

Diskutiere Obstbaumschere und Veredlungsliteratur im Forum Ackerbauliche Fragen im Bereich die tägliche Arbeit - Hallo, meine Frage zielt auf Obstanbau ab, ist hier im ackerbaulichen Bereich hoffentlich nicht völlig falsch eingestellt... Kann mir jemand...
Marc oh

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Hallo Jan, sorry, dass ich erst jetzt antworten kann, aber wir sind umgezogen und haben erst seit gestern wieder Internet.
Burlat ist nicht selbstfruchtbar. Wenn DU Glück hast, stehen etliche Kirschbäume in der Umgebung und die Befruchtung klappt.
Bist Du wirklich sicher, dass DU die Bäume totgegossen hast? Ich wäre mir da nicht so sicher. Mache doch mal bitte Bilder der Halbtoten, damit man was sehen kann. Wir haben hier auch wechselnde Böden auf wenigen Quadratmetern. Trotzdem ist mir noch kein Baum ertrunken. Hast Du mal um den Baum herumgegraben? Ist der Boden matschig? Hast DU Wühlmäuse auf der Fläche? Waren die selben Sorten (z.B. Zwetsche alt, ersetzt durch Zwetschge neu) auf der Fläche? Sind Schädlinge sichtbar? Welche Pilze hast Du auf den Bäumen?
LG Marco
 
Doc Jan

Doc Jan

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Hallo,

Bilder werde ich nachreichen. Allerdings wird man darauf (leider ohne dass ich jetzt tiefstaple) nahezu blätterlose Bäume sehen.

Ich bin mir recht sicher, dass es am Standort liegt: Ich habe 2 Reihen gepflanzt, und in beiden Reihen sind die beiden ersten Bäume (Apfel Berlepsch, Kirsche Burlat, direkt neben dem Eichen-Wald, welcher sich im Norden anschließt) und ein dritter Baum (Mirabelle Nancy, welche am 3.-nächsten am Waldesrand steht) betroffen.
Unten ein Bild vom Satelliten (geht leider nicht größer; ggf. im Browser vergrößern:( Ein roter Punkt im Bild steht für einen Problembaum, ein grüner Punkt für einen okay-Baum in der Nachpflanzung.
Das wird kein Zufall sein und ist mit Schädlingen schlecht zu erklären, denn die anderen Jungbäume (gleiche Behandlung) sehen (hoffentlich noch länger) richtig gut aus.

Ja, Wühlmäuse habe ich, gepflanzt dennoch ohne (rostfähiges) Drahtgitter. Allerdings hab' ich die Mäuse seit dem Herbst vertrieben, sobald sie in Baumnähe gekommen sind. Wurzeln sind noch dran (hatte ne Probebohrung bei einem der Bäume gemacht).

Gute Frage, was davor dort stand. Konnte das 80 Jahre zurückverfolgen, und dort stand nie(!!) etwas, obwohl die strenge Pflanz-Anordnung (2-reihige Allee) das im Gesamtbild erfordert hätte. Das Eck am Waldesrand war immer schon sehr sumpfig (im August ist ebendort oftmals der Mähdrescher eingesunken, in diesem Winter ich selbst mit dem Auto). Oh schaurig ist's übers Moor zu gehen :)
Dieser Winter war auch extrem in Sachen Feuchtigkeit, und bräunliches (saures?) Wasser ist direkt aus dem Wald über die Baumscheiben geflossen (die Bäume stehen in einer Mulde, welche allerdings kein historischer Graben (Versiegelung!) sein dürfte). Da hat's dann vermutlich nicht geholfen, dass ich den kompletten Boden ausgetauscht hatte beim Pflanzen im Herbst.

Ich hätte mir das mit dem feuchten Eck auch beim Ausheben des Pflanzlochs schon denken können, weil unten eine Lehmschicht kam, auf welcher sich das Wasser gestaut hatte, während ich noch gegraben hatte.

In Sachen Schädlingen bzw. Pilzen kann ich in Ermangelung von Blättern an den betroffenen Bäumen mittlerweile gar nichts mehr sagen, doch es dürfte, wie erwähnt, am Standort liegen; gerade weil dort keine Bäume standen. Sofern kein Wunder geschieht, würde ich im Herbst einen 2. Versuch (nicht unbedingt einen letzten :) starten, mit noch tiefer ausgehobenen Pflanzlöchern (die jetzigen hatte ich großzügig auf 1 Meter ausgehoben), und eben mit (höchstwahrscheinlich Apfel-)Sorten, welche anspruchslos und robust sind (trockenes Weinbauklima, aber Staunässe). Klar, Staunässe mag kein Baum. Doch der Gelbe Bellefleur wächt fast ebenso nahe am Wald, und das bestens.

Viele Grüße, Jan
 

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Doc Jan

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...jetzt noch die Bilder meiner 3 Problemfälle, von oben nach unten:

(1) Apfel Berlepsch
(2) Apfel Berlepsch, Nahaufnahme
(3) Kirsche Burlat (vgl. mit etwas grünerer Aufnahme einige Beiträge zuvor!)
(4) Mirabelle Nancy
(5) Mirabelle Nancy, Nahaufnahme

Interessant ist, dass bei der Kirsche die Jungtriebe von außen nach innen, also zum Stamm hin braun geworden sind. Und bei der Mirabelle (für mich noch kein hoffnungsloser Fall) die Blätter unten am Jungtrieb abfallen, irgendwie umgekehrt.
Die Schäden sind übrigens schon VOR der extremen Frostnacht vorhanden gewesen.

Gespritzt sind die Bäume mit Bayer Calypso und Compo Duaxo. Wobei ich allerdings der Meinung bin, dass ggf. Schädlinge wie auch Pilze nicht Wurzel des Übels sind, sondern nur eine Folgeerscheinung eines geschwächten kranken Baums.

Staunässe scheint mir die einzig plausible Erklärung dieses sehr lokal auftretenden Problems an verschiedenen(!) Obstbäumen. Doch ich freue mich über Tipps bzgl. Alternativen. Und warte auf ein Wunder, wo die Witterung in Sachen Baumpflanzung schon nicht ideal scheint (ständig knallende Sonne, aber erst 8 mm Regen seit Beginn März!)

Viele Grüße, Jan
 

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Marc oh

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Hallo Jan,
leider kann man nicht immer sagen, dass Schädlinge und Pilze nur geschwächte Bäume befallen. Schadorganismen befallen auch gesunde Bäume.
Zu den Bildern:
Wenn man bei der Mirabelle als Ferndiagnose noch eine Verbrennung als Ursache in Erwägung ziehen kann, sind die beiden anderen wohl verloren. Die Mirabelle lass jetzt einfach mal in Ruhe und sieh was passiert. Beim Apfel und der Kirsche muss wohl mit einem Totalausfall gerechnet werden.
Auf dem dritten Bild erkennt man in Nachbarschaft weitere (ältere) Obstbäume. Welche Sorten (Art) ist dort gepflanzt? Liegt dein Stück tiefer, bzw, ist der Boden bei Dir schon anders als auf dem Nachbarstück? Ich habe das auf einer Obstwiese von mir auch. Der Nachbar hat Sandboden, ein Teil von meinem Stück auch. Im weiteren Verlauf geht mein Stück dann in Lehm- und schließlich in Mergel (Ton) über.
Auf die Spritzmittel sind die Schäden keinesfalls tzurückzuführen, es sei denn, es ist eine Verunreinigung der Spritze, etc, mit Herbizid in Betracht zu ziehen.
Alternativen zu der Situation sind hier folgende:
Staunässerestistente Sorten, hier auch eventuell auf Regionalsorten zurückgreifen. Hier können Verdelungen von (erwachsenen) Bäumen an diesen Standorten helfen.

Problembereiche, sofern bekannt, bei der Pflanzung auslassen, alternativ (Bienenweide, Gehölzriegel, etc) nutzen.

Problembereiche tiefgründig durchlässig machen. Dafür müsste man auch wissen, wie tief die versiegelnde Schicht ist, bzw, ob es sich nur um eine künstliche Bodenverdichtung (Pflugsohle) aus vergangenen Zeiten handelt. Ggf kann solch ein Unterfangen von hohem Aufwand bis zur Hoffnungslosigkeit gehen.

LG Marco
 
Doc Jan

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Hallo,

Danke für die Einschätzung. Stehen bleiben erst einmal alle 3, denn jetzt kann ich ohnehin nicht nachpflanzen. Auch wenn es nicht gerade motivierend ist, ständig diese Totalausfälle vor Augen zu haben.

Das Stück im Hintergrund ist - trotz gleicher Höhe - weitaus weniger feucht. Und das mit dem Boden ist wirklich tückisch: 9 Meter neben der toten Kirsche steht mein bester Apfelbaum (der Gelbe Bellefleur, der nicht gerade als staunässeliebend bekannt ist; s. Seite 4 dieses Threads, ganz unten, allerdings im Winter)!

Das mit dem Durchlässigmachen ist mein Vorhaben, in Verbindung mit robusten Sorten! Hierbei wird Hoffnungslosigkeit gegen meine Hartnäckigkeit antreten :)

Viele Grüße, Jan
 
Doc Jan

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...eine andere Sache: Hab' mir kürzlich 2 Bücher aus dem Ulmer Verlag gekauft:

(1) Handbuch Obstsorten (G. Friedrich/ H. Petzold)
(2) Farbatlas Alte Obstsorten (W. Hartmann/E. Fritz)

Das umfangreiche Werk (1) ist m.E. etwas fundierter. Dennoch ist auch (2) interessant, gerade was regionale, u.U. bald vergessene Sorten angeht (wobei hier nicht unerwähnt bleiben sollte, dass die Einträge unter wikipedia begeistern können, allerdings sind sie manchmal 1:1 von anderswo übernommen oder von anderswo 1:1 übernommen).

Bemerkenswert auch die (scheinbaren?) Widersprüche, die man lesen kann. So ist z.B. der Apfel Goldparmäne in einem Werk ausschließlich als Hochstammausführung tauglich, in einem anderen Werk sollten es unbedingt keine Hochstämme der Goldparmäne sein. (1) erklärt diese Differenzen mit einer gewichtigen Standortabhängigkeit.
Dass der Apfel Ontario keine wie so oft niedergeschriebene zweijährige 100 zu 0-Alternanz zeigt sondern eine regelmäßig und reich tragende Sorte auch im hohen Alter ist, könnte ich gegenhalten.

Ironie des Schicksals: Ausgerechnet der bei mir momentan toll anwachsende Apfel "Ingrid Marie" soll nur für das maritime Klima taugen, im Binnenland wird vor Pflanzung regelrecht gewarnt. Bleibt zu hoffen, dass solch extreme Einschätzungen lediglich Ausreißer einer schlechten (da kleinen) Statistik sind und ich später auf die Vorzüge dieser Apfelsorte im fränkischen Weinbauklima, alles andere als maritim, hinweisen darf.

Viele Grüße, Jan
 
Marc oh

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Hallo Jan,
solange Du deine Hartnäckigkeit mit den richtigen Mitteln bestreitest wirst Du Erfolg haben. Wichtig ist, das das Wasser ablaufen kann und keine Staunässe mehr auftreten kann. Das kann mit unter ein hoher Aufwand sein. Unter Umständen müssen Drainagen verlegt werden. Unterschätze bitte den Aufwand und die Kosten nicht. Wenn Du unbedingt dort pflanzen willst, dann musst Du die Staunässe wegbekommen und wahrschein den Boden auch mit Sand vermengen um ihn durchlässiger zu machen.
Widersprüche hat es immer gegeben und wird es immer geben. Wie Du schon geschrieben hast, kommt es stark auf das Klima und die Bodenverhältnisse an. Bei uns hier wachsen z.B. auch Kiwi und werden reif.
Das mit der Alternanz kommt auch auf die Unterlage und die Behandlung seitens des Besitzers an. Mit einem raffiniertem Schnitt kann man die Alternanz verringern, allerdings nie ausmerzen.
LG Marco
 
Doc Jan

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Hallo,

sobald ich zur Drainage greifen müsste, wäre ich am Ende meiner Möglichkeiten angelangt. Zumal man hierfür ja einen Graben oder ein tieferes Niveau zum Ableiten bräuchte. Dann würde ich doch lieber anderswo nachpflanzen. Muss ja nicht im Norden sein, im Westen wäre noch genug Platz.
Ich habe allerdings die leise Hoffnung, dass ich die Sperrschicht nach unten hin durchstoßen kann, um für einen Abfluss zu sorgen.

Gibt's Erfahrungen mit Drahtnetzen im Pflanzloch beim Pflanzen wurzelnackter Bäume, also aus UNverzinktem Metall? Ist dies ein geeigneter Schutz vor Wühlmäusen, welcher auch Jahre nach der Pflanzung nicht zu unangenehmen Überraschungen führt (Wurzelabschnürung)? Löst sich ein solches Netz nach angemessener Zeit durch Korrosion auf? Und hinterlässt es auch keine für den Baum schädliche Substanzen?

Im ersten Standjahr soll man ja möglichst keine grünen Pflanzenteile entfernen, um den Baum im Verpflanzungsschock nicht weiter zu belasten. Nun treibt der Apfel "Ingrid Marie" vorbildlich aus, an jedem Ast-Anschnitt genau ein Trieb in die gewünschte Richtung. Anders schaut's beim Apfel "Gravensteiner" aus, dort treiben stets 3 bis 4 Jungtriebe pro Anschnitt aus, die kräftigen hierbei leider nicht nach außen, sondern zur Kronenmitte. Nach Heiner Schmid sei erlaubt, die später zu entfernenden Triebe zumindest soweit herunterzubrechen, dass die letztlich erwünschten Triebe die längsten/effektiv höchsten und deshalb bestversorgtesten sind?

Viele Grüße, Jan
 
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Hallo Jan,
wenn die Sperrschicht nicht all zu dick ist, wird das möglich sein.
Die Drahtnetze sollten schon unverzinkt sein, um ausreichend zu verrotten. Mit der Haltbarkeit ist das allerdings so eine Sache. Auf einem sehr guten Standort werden die Bäume ausreichend anwachsen und Wurzelmasse bilden, so dass Wühlmäuse (sollten sie nicht gerade in dutzender Anzahl auftreten) keine großen Schäden mehr anrichten können. Wühlmäuse muss man immer bekämpfen, ob mit oder ohne Drahtkorb. Der Drahtkorb ist eine gewisse Sicherheit in den ersten zwei bis drei Jahren, je nach Stärke des Drahts. Schädliche Substanzen sind bei unverzinkten Drähten nicht zu erwarten.
Zu dem Gravensteiner kann man sagen, dass man sehr wohl so vorgehen kann, wie Heiner Schmid geschrieben hat. Den unerwünschten Triebe werden die Spitzen genommen, was sie im Wachstum stark ausbremst und den schwächeren, flacheren Trieben die Chance gibt die Oberhand zu gewinnen.
LG Marco
P.S: Ich bin jetzt bis zum nächsten Sonntag in Urlaub, also nihct wundern wenn ich nicht antworte.
 
Doc Jan

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Hallo,

einziges Problem, welches sich mir momentan stellt, sind von Löchern durchsiebte Blätter im jungen Steinobst (Pflaume, Mirabelle). Ich denke, dass dies auf Fraß/Saugen der gemeinen Wespe zurückzuführen ist. Zumindest hab' ich eine solche beim Knabbern beobachten können, als es schon dunkel war. Gegen Wespen scheint ein Vorgehen nicht ganz so einfach, da sie durch die nicht bienengefährdenden Mittel vermutlich auch nicht abgehalten werden. Doch mit den Löchern in den Blättern kann man schon leben, solange noch genügend grünes Laub vorhanden ist.

Was mich gerade interessiert:

Bayer bietet "Schädlingsfrei Calypso Perfekt AF" in der 500ml-Sprühflasche an, praktisch für den Hausgebrauch. Wirkstoff: Thiacloprid. Dieses kann man bequem nach Bedarf sprühen und wieder verschließen, da es in passender Konzentration vorgemischt ist.

Da man mit 500ml vorgemischter Spritzlösung an Obstbäumen im Freiland nicht gerade weit kommt, habe ich mir Bayer "Schädlingsfrei Calypso" als 400ml-Konzentrat gekauft (fast gleicher Name, gleicher Wirkstoff, umgerechnet deutlich günstiger im Preis), welche dann mit Wasser auf dieselbe Konzentration wie o.g. "Perfekt AF" gemischt werden kann. Die angesetzte Spritzlösung soll man nun binnen eines Tages verbrauchen. Doch ich habe mir die bequeme 500ml-Sprühflasche damit wieder befüllt, welche ich eigentlich über Monate nach Bedarf verwenden möchte, eben genauso wie das Perfekt AF. Habe ich jetzt in etwa dasselbe in der kleinen Sprühflasche, oder fehlen dieser selbst angesetzten Spritzlösung irgendwelche Binde- oder Konservierungsmittel, welche ein Versprühen noch am selben Tag tatsächlich nötig machen?

Danke für Infos, viele Grüße, Jan
 
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Hallo Jan,
je nach Schadbild kann es sich auch um andere Schadinsekten und um die "Schrotschußkrankheit"handeln. Bei jungen Bäumen ist daher im Frühjahr eine Austriebsspritzung empfehlenswert. Auch eine Beimischung von Fungizid kann indiziert sein. Hier kommt es drauf an, ob es sich um ein trockenes oder recht feuchtes Frühjahr handelt. Dieses Jahr hatten wir mit Pilzkrankheiten wenig zu tun.
In der Tat werden diese fertigen Spritzmittel "konserviert", in der Fachsprache spricht man aber von einer Stabilisierung. Fertig angesetzte Spritzbrühe kann sich zersetzen und wird wirkungslos. Es kommt aber auf das jeweilige Mittel an. Die einen razimisieren (reagieren zurück) mit Luftsauerstoff, andere mit Licht, usw.
LG Marco
 
Doc Jan

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Hallo,

vielen Dank für die Information mit der Stabilisierung bei fertigen Spritzmitteln. Ich kann sicher bald sagen, ob das vor Wochen eigens angesetzte Calypso seine Wirkung verloren hat, sozusagen im Feldversuch.

Momentan treibt die zerlöcherte Pflaume noch immer wie verrückt. Und selbst die von mir annähernd ertrunkene Mirabelle Nancy zeigt erste grüne Neu-Blätter seit 2 Monaten, was mich besonders freut. Deshalb möchte ich vorerst nicht weiter chemisch vorgehen. Für den Berlepsch-Apfel und die Burlat-Kirsche gab's leider keine Chance mehr, die Stämme waren schon am Absterben, ringsum. Hab' nun beide Pflanzlöcher untersucht: Spatentief Humus, dann Schotter, dann Sand. Und in einer Tiefe von 60 cm hat eine Lehmschicht begonnen (so schönes Material wie im Kunstunterricht, zum Tonen), welche sich selbst in 2 Meter Tiefe leider noch nicht verloren hat. Tiefer konnte ich nicht bohren. Für den Herbst suche ich hartnäckige Apfelsorten für beide Pflanzlöcher. Birnen seien wg. der tiefgründigen Verwurzelung chancenlos. Am leichtesten würden sich Pflaumen und Mirabellen auf schlechtem Boden tun, doch irgend ein Äpfelchen gibt's sicherlich. Und um die Gefahr des Ertränkens weiß ich ja nun.

Hinterher noch ein Tipp: Obwohl ich es mir aufgrund des stolzen Preises eigentlich nicht kaufen wollte, kann ich wärmstens das Buch "Streuobstbau" (M. Zehnder, F. Weller; Ulmer Verlag) empfehlen. Es wimmelt darin von Informationen, die selbst für fortgeschrittene Leser interessant sein dürften. Und man mag's nicht glauben, das Kapitel zum Baumschnitt ist vielleicht aufgrund der Kürze für mich das beste, welches ich bisher gelesen habe. Etliche Fragen, die sich mir gestellt haben, werden in Vor- und Nachteilen (die es meist immer gibt) beleuchtet; z.B. das Verstreichen von Schnittwunden.. Bin noch immer begeistert! Nein, für diese Werbung wurde ich nicht bezahlt... :)

Viele Grüße, Jan
 
Doc Jan

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...und noch ne Frage:

Sollte ein ausgewachsener Hochstamm-Baum seine Früchte auf jeden Fall ohne Stützmaßnahmen tragen können, oder muss man manchmal durch Stütz-Pfeiler bzw. ein vorzeitiges Auspflücken von Früchten Entlastung leisten?

Dieses Jahr scheint hier ein ausgesprochen günstiges Apfel-Jahr zu werden, also was die Früchte (nicht die Pflanzung) angeht; vermutlich aufgrund der Tatsache, dass die Bienen (Bienenstöcke nebenan) ungestört im März/April/Mai fliegen konnten. Im Bild ein "Schöner aus Boskoop", der zwar immer gut getragen hat, doch nach dem Schnitt im Winter (erstmals seit 20 Jahren wieder) momentan voll hängt wie selten. Der Baum dürfte ca. 60 Jahre alt sein und ist mit Hohlkrone erzogen, macht eigentlich einen stabilen Eindruck. War mein Schnitt vielleicht dahingehend falsch, dass er nun eine zu große Last entwickelt? Weiß der Baum, was er sich antut? Unwetter, wie sie immer auftreten können, mal hinten angestellt...

Danke für Erfahrungswerte, viele Grüße, Jan
 

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Marc oh

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Hallo Jan,
die Stabilität einer Spritzlösung ist immer von mehreren Faktoren abhängig und lässt sich nicht so einfach beantworten. Generell kann man sagen, dass frisch angesetzte Spritzbrühe so schnell als möglich verarbeitet werden soll. Das hat auch damit zu tun, dass aus der Spritzbrühe bei der Zersetzung Schwebteilchen ausfallen können, die die Düsen verstopfen.

Mirabellen und Zwetschgen sind recht anspruchslos was die Bodengüte angeht. Da kann ich dir recht gute Beispiele zeigen. Aber mit allem kommen sie auch nicht zurecht. Die Frage ist auch, ob der Baum eine ausreichende Standsicherheit erreichen kann. Äpfel sind stauwasserempfindlich. Das Problem wird sein, aus den tausenden Sorten die geeignete herauszusuchen, zumal es dazu noch etliche Regionalsorten gibt.

Das von Dir beschriebene Buch habe ich auch. Es ist wirkich ein gutes Buch, aber auch hier gilt: Immer über den Tellerrand schauen, viele Wege führen nach Rom.

ZU Deinem Baum: Ein ausgewachsener Baum sollte seine Früchte schon tragen können. Allerdings kann in guten Jahren auch zuviel Fruchtbehang vorhanden sein. Eine Auslichtung ist daher erstrebenswert. Wenn er jetzt nach dem Junifall immer noch soviele Früchte hat, kann eine Auslichtung nur noch dazu dienen Astbruch zu verhindern. Die genetischen Anlagen (Wachstum, Früchte) für nächstes Jahr sind abgeschlossen. Das heißt, dass er nächstes Jahr vielleicht sehr wenig trägt. Er alterniert. Auslichtung muss daher schon im Mai erfolgen, eine Auslichtung von Blüten lehne ich ab. Dein Schnitt war sicherlich nicht falsch, sage ich mal als Ferndiagnose, denn der Baum muss seine Astpartien verjüngen. Dies ist gerade in dem Alter jetzt wichtig. Eine Abstützung muss auf jeden Fall windsicher sein, sonst war sie umsonst.
P.S: Regionale Unterschiede sind schon beeindruckend. Bei uns hängen an den Apfelbäumen dieses Jahr sehr wenige Früchte.
LG Marco
 
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Hallo Marco,

Auslichtung muss daher schon im Mai erfolgen ...
Die genetischen Anlagen (Wachstum, Früchte) für nächstes Jahr sind abgeschlossen.
Ich meine, irgendwo gelesen zu haben, dass erst im August die Blüten fürs kommende Jahr angelegt werden? Und deshalb alle potentiellen Fruchtäste bis August waagerecht zu binden seien? Doch schon früher?

eine Auslichtung von Blüten lehne ich ab.
Weshalb? Zu umständlich an einem Hochstamm? Oder, weil der Baum schon Energie für den Blütenaufbau bereitgestellt hat?

Das heißt, dass er nächstes Jahr vielleicht sehr wenig trägt. Er alterniert.
Diese Alternanz ist ein interessantes Thema. Boskoop soll eine Sorte mit ausgeprägter Alternanz sein. Soweit ich mich erinnern kann, hat dieser Boskoop schon immer jährlich, und zwar reichlich, getragen. Ebenso der Ontario, welcher extrem alternieren soll, hier aber auch alljährlich viele Früchte hervorbringt. Anders der Jakob Fischer, dort Alternanz wie im Bilderbuch, allerdings ist diese Sorte als regelmäßig tragend beschrieben. Es muss über die Sorte hinweg - ich denke, selbst über den Baumschnitt hinweg - Einflüsse geben, welche ein alternantes Verhalten begünstigen bzw. hemmen. Triviale Faktoren wie heftige Spätfröste mal ganz außen vorgelassen.

Viele Grüße, Jan
 
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Hallo Jan,
meiner Meinung sollte man den Fruchtbehang so früh wie möglich ausdünnen. Nicht nur wegen den Anlagen für das nächste Jahr, sondern auch wegen dem Kraftverbrauch. Fruchtbehang bremst immer das Wachstum, was ja auch erwünscht ist. Bei jungen Bäumen sollte man daher auf wenig Früchte achten. Meines Wissens ist die genetische Anlage, je nach Witterungsverlauf, Ende Juni, Anfang Juli abgeschlossen.
Das Niederbinden der poteniellen Fruchtäste bis in den August hat mit dem Wachstum zu tun. Das Längenwachstum ist im August zu Ende, würde man den Ast früher "entbinden", würde er nach oben weiterwachsen. Bzw es zumindest versuchen.

Meine Meinung zu der Auslichtung von Blüten hat einen einfachen Grund: Man stellt durch die Auslichtung der Blüten den Bienen weniger Nahrung und letztlich weniger Bestäubungsfläche zur Verfügung, was gerade im zeitigen Frühjahr wo Nahrung für die Bienen gering genug ist, kontraproduktiv ist.

Die Alternanz liegt in der Tat nicht nur an der Sorte sondern auch an der Pflege (Schnitt), sowie an der Veredlungsunterlage. Der Boskoop (grün, Schöner von Boskoop) ist das Musterbeispiel für Alternanz. Aber wie gesagt, hier ist auch die Unterlage entscheidend.
LG Marco
 
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Hallo,

wieder ein wenig ab vom Thema: Momentan fallen die ersten Früchte eines alten, ziemlich kaputten Pflaumenbaums. Die Pflanze ist älter als 60 Jahre und wird es vermutlich leider nicht mehr allzu lange machen, am Stamm bilden sich bereits Pilze. Dennoch trägt er jährlich viel, und die m.E. sehr guten Früchte hab' ich nie an einem anderen Baum bzw. im Geschäft sehen können.

Sofern nicht schon auf den angehängten Fotos ersichtlich, noch ein paar Informationen zur Pflaume:

Die Frucht ist ca. 5 cm lang, oval und im reifen Zustand relativ weich. Sie schmeckt sehr süß. Der Stein löst m.E. gut ab, im Erachten einer anderen Person eher schlecht (so subjektiv kann die Obst-Bestimmung sein). Die reifen Früchte sind dunkelviolett und beginnen jetzt (10. Juli), reif zu sein. Der Pflaumenstiel ist etwa 1 bis 3 cm lang. Die Pflaume hat eine ganz schwache (Längs-)Naht. Das Blatt ähnelt in Größe der Frucht, ist gewissermaßen deren Schattenbild.

Wer kennt diese alte Sorte? Jeder Tipp willkommen :)

Ich möchte ggf. die Frucht durch Veredelung retten (wobei der Neueinkauf leichter wäre, wäre es eine gemein bekannte Sorte).

Danke vorab, viele Grüße, Jan
 

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Hallo,

zum vorangegangenen Beitrag muss ich leider sagen, dass ich kein Stück in Sachen Sortenbestimmung vorankommen konnte.

Ein aktuelles Problem: Ein etwa Bein-dicker Ast der Bühler Frühzwetschge ist vom massiven Fruchtbehang gebrochen. Ohnehin sind dort viele kleine wie größere Äste eingeknickt. Besagter großer Ast hängt noch etwas am Baum, seine Zweige hängen zu Boden. Die Zwetschgen sind noch nicht ganz reif. Sollte ich den Ast in dieser unglücklichen Stellung hängen lassen und auf die Fruchtreife (ca. 2 Wochen) warten, also später ordentlich absägen? Oder doch lieber zum Wohl des Baums gleich absägen und auf die noch nicht reifen Früchte verzichten?

Danke für nen Tipp, viele Grüße, Jan
 
Doc Jan

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...Nachtrag: Hab' den Ast nun glatt abgesägt, denn ich denke, dass der Wundverschluss so wesentlich besser funktioniert als wenn man das 2 Wochen später tut, wenn über die große Wundfläche viel Flüssigkeit entwichen ist. Die reiche Ernte heuer lässt den Verlust auch verkraften.

Nicht schlecht gestaunt hab' ich über die Tatsache, dass die mit Zwetschgen behangenen Zweige dieses Asts ein irrsinniges Gewicht hatten. Da denkt man, ein maroder Baum knickt unter der Last von ein paar Zwetschgen ein... doch die Extralast allein dieses Asts waren jenseits der 100 kg....

Viele Grüße, Jan
 
Thema: Obstbaumschere und Veredlungsliteratur
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