Funktionsweise Auflaufbremse Gustav Appel Anhänger

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DeutzMatthesD40.1S

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Hallo,

ich möchte unseren Drehschemel-Anhänger, Hersteller Gustav Appel KG - Bürgeln-Marburg reaktivieren, nachdem er lange Zeit unbenutzt im Freien gestanden hatte.
Er ist Baujahr 1957 und hat eine Graubremse Heidelberg Zugdeichsel mit Auflaufbremse dran aus dem selben Baujahr, also wahrscheinlich noch original.
Die Auflaufbremse war abgebaut gewesen und ich bin unsicher, ob da nicht noch eine Dämpfungsfeder fehlt (siehe Pfeil). Die Funktionsweise mit den beiden gefederten Kniehebeln ist mir auch nicht klar. Vielleicht kennt jemand diese (offenbar seltene) Mechanik und kann es erklären?
Hat eventuell jemand Bilder von einer vollständigen Zugdeichsel dieses Typs?

Anhänger: Gustav Appel KG - Bürgeln-Marburg, Fahrzeugtyp AZ40, Baujahr 1957, zul. GG 2800 kg
Zuggabel: Graubremse GmbH Heidelberg Type GAZ 40-50A
Auflaufbremse: wie oben, Type GAH 40-50

IMG_20230303_072735_HDR - Kopie.jpgIMG_20230303_072723_HDR.jpgIMG_20230303_072754_HDR.jpg

Am Schlepper getestet habe ich noch nicht. Aber ich gehe davon aus, dass die Bremse so sehr abrupt betätigt wird nach überwinden des Druckpunktes der beiden Federhebel. Die Zugöse besitzt keine Feder oder Dämpfer im Vierkantrohr..
 
D6006A

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Moin,
die beiden Kniehebel werden ja nicht über den Totpunkt hinaus gehen, vorher wird der Auflaufweg zuende sein. Sonst würde ja das Ausziehen der Deichsel erschwert. Da, wo Du eine Feder vermutest, gehört keine hin, das hat keine Auflaufbremse. Das Stück Spiralfeder zwishen dem Anlenpunkt am Zugstück und er Deichsel, das soll die Stöße beim Bremsen und Anfahren dämpfen.
Gruß
Frank
 
DeutzMatthesD40.1S

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Hallo Frank,

vielen Dank für deine Antwort. Wenn ich mir das erste Bild so ansehe, liegt der Totpunkt der beiden Hebel ca. bei der Hälfte des Auflaufweges (etwa 25 cm). Die Zugösenstange kann auch etwa soviel Weg machen (siehe Bild 3 links außen). Bei der Hälfte des Auflaufweges kommt es ja noch nicht zur Bremsung oder?

Der Anfahr-Dämpfer ist leider gebrochen. Weiß jemand, ob und wo man noch Teile von Graubremse beziehen kann?
 
DeutzMatthesD40.1S

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Danke Simon, den Beitrag habe ich bereits mit Interesse gelesen. Mir ist die Funktionsweise von Auflaufbremsen auch bereits seit 35 Jahren aus meinem landwirtschaftlichen Alltag bekannt und der Handbremshebel ist freigängig und hält angezogen die Deichsel in Kuppelhöhe.
Es geht mir um die beiden Kniehebel. denn wie Frank schon richtig angemerkt hat, würden diese nach Überschreiten des Totpunktes in die "falsche" Richtung wirken, damit das Auflaufen beschleunigen.
 
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Moin,
Hallo Frank,

vielen Dank für deine Antwort. Wenn ich mir das erste Bild so ansehe, liegt der Totpunkt der beiden Hebel ca. bei der Hälfte des Auflaufweges (etwa 25 cm). Die Zugösenstange kann auch etwa soviel Weg machen (siehe Bild 3 links außen). Bei der Hälfte des Auflaufweges kommt es ja noch nicht zur Bremsung oder?

Der Anfahr-Dämpfer ist leider gebrochen. Weiß jemand, ob und wo man noch Teile von Graubremse beziehen kann?
doch, der Bremsvorgang soll sofort breim Auflaufen eingeleitet werden. Wenn die Auflaufbremse vernünftig eingestellt ist, bleibt die Deichsel ja auch bei ca. 25cm Höhe an der Zugöse stehen. Und daran merkt man ja bei den ,,modernen" Peitzdeichseln, das die Anzugsdämpfer kaputt sind, wenn man die Fallhöhe nicht mehr eingestellt bekommt.
Gruß
Frank
 
DeutzMatthesD40.1S

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Hallo Frank,
alles soweit verständlich. Heute hab ich es mal geschafft, die Zugöse von Hand einzuschieben. Bremse funktioniert wie erwartet, aber die gefederten Kniehebel sind "übergeschnappt".

IMG_20230306_162740_HDR.jpg

Eigentlich etwa so, wie es sein soll: Zugöse nicht ganz eingefahren, Auflaufgestänge ganz zusammengeschoben, Handbremsgestänge freigängig, Deichsel stoppt ca. 20 cm über dem Boden.

IMG_20230306_162805_HDR.jpg

Aber: Bei Deichselposition in Kupplungshöhe stößt das Auflaufgestänge an das gebogene Flacheisen mit Bolzen am Chassis ganz rechts im ersten Bild (vermutlich für Umlenkrolle Feststellbremse Vorderachse).
Und obwohl das Auflaufgestänge nicht so aussieht, wie wenn es eine Feder aufnehmen sollte - vielleicht gehört da doch eine hin? Schließlich gibt es hier nirgends eine Dämpfungsfeder, die den Druck der Zugösenstange aufnimmt. Das Gehäuse ist ringsrum geschlossen und keine Feder drin. Die Kipphebel fallen zur Dämpfung ebenfalls aus.
Auffällig finde ich auch die konstruktive Teilung der Hülse vom Auflaufgestänge. Aber da ist derselbe Lack dran, also wohl original so.
 
A

agp8x

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Rein von den Fotos her würde ich ja behaupten die Deichsel war nicht orginal an dem Anhänger. Die Graubremse hat ja vorn die Rechteckrohrabschnitte, in die eine Deichsel für den Gespannzug eingebaut werden kann. Am Drehschemel selbst scheint es aber auch eine Aufnahme dafür zu geben, oder möglicherweise für eine Holzdeichsel für Schlepperbetrieb.

Zur Mechanikfrage: Evtl. soll damit sichergestellt werden dass die Bremse betätigt bleibt, auch wenn abgekuppelt wird? So würde kann man bergab halten, den Anhänger abkuppeln, und muss die Bremskraft nicht der (im Vergleich zu späteren Graubremsen) windig wirkenden Zuggabel überlassen. Und nach dem Ankuppeln durch einen Zug wird die Bremse wieder gelöst.
Das Hülsensystem untenrum kommt mir von unserer Graubremse aus den 60ern bekannt vor, von dem ulkigen Konstrukt um den Gespannzugpunkt ausgenommen natürlich.

Grüße,
Clemens
 
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Moin,
die 20cm Fallhöhe muß bei ganz ausgezogener Zugöse vorhanden sein. Wenn die Zugöse eingeschoben ist, soll sie sich, wenn die Deichsel fällt, rausschieben. So gehört das laut BG. Der Anhänger soll ja bremsen, falls man ihn vom Schlepper verliert. Du mußt deine Bremse also viel ,,schärfer" einstellen.
Gruß
Frank
 
SimonS

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Moin,

an dieser Stelle sei noch geschrieben. Bremse Ein- und Nachstellen muss immer zuerst an der Trommel erfolgen. Anschließend gehört die Auflaufbremse eingestellt. Beim Bremse einstellen ist mE der feinfühlige Mittelweg der richte.
Zu lasch und mit zuviel Spiel bedeutet ggf. schlechte, bzw. keine Bremsleistung. Beim zu stramm eingestellten Bremskomponenten kann zum einen bei einem Temperaturanstieg die Bremse "zugehen" bzw. bei der falschen Fallhöhe der Deichsel bei einer Fahrt über eine Kuppe eine böse Überraschung=Vollbremsung folgen.

Grüßle Simon
 
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Moin,

an dieser Stelle sei noch geschrieben. Bremse Ein- und Nachstellen muss immer zuerst an der Trommel erfolgen. Anschließend gehört die Auflaufbremse eingestellt. Beim Bremse einstellen ist mE der feinfühlige Mittelweg der richte.
Zu lasch und mit zuviel Spiel bedeutet ggf. schlechte, bzw. keine Bremsleistung. Beim zu stramm eingestellten Bremskomponenten kann zum einen bei einem Temperaturanstieg die Bremse "zugehen" bzw. bei der falschen Fallhöhe der Deichsel bei einer Fahrt über eine Kuppe eine böse Überraschung=Vollbremsung folgen.

Grüßle Simon
deswegen wurden in den 70igern und 80igern beim Blatt- und Maisfahren immer die Bremsgestänge ausgebaut, weil das auf'm Silohaufen immer Ärger beim Runterfahren gegeben hat.
Gruß
Frank
 
DeutzMatthesD40.1S

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Hallo,
besten Dank für eure rege Beteiligung!
Rein von den Fotos her würde ich ja behaupten die Deichsel war nicht orginal an dem Anhänger. Die Graubremse hat ja vorn die Rechteckrohrabschnitte, in die eine Deichsel für den Gespannzug eingebaut werden kann. Am Drehschemel selbst scheint es aber auch eine Aufnahme dafür zu geben, oder möglicherweise für eine Holzdeichsel für Schlepperbetrieb.
Deine Vermutung liegt nahe. Vielleicht hat Appel aber auch im Programm bestehende Pferdewagen auf Wunsch zusätzlich mit einer handelsüblichen Grau-Deichsel versehen und sich nicht die Mühe gemacht, die Holzdeichselaufnahme rückzubauen. Bzw. am Chassis belassen, um nach Belieben Umnutzung zu ermöglichen? Dadurch Deichselaufnahme doppelt gemoppelt?
Der Bolzen unter der Deichselaufnahme ist aber glaube ich nicht für die Feststellbremse, wie zuerst von mir angenommen, sondern für die Befestigung des Ortscheits, wenn meine Kindheitserinnerungen nicht trügen.
Für "original" spricht, dass die Graudeichsel nicht drangebastelt wirkt. Die Buchsen scheinen nicht nachträglich angeschweißt zu sein. Chassis, Buchsen und Deichsel haben dieselbe Lackierung (nicht mehrere Schichten, sondern offenbar die Erstlackierung).
Dagegen spricht eventuell die Integration des Bremsgestänges. Vordere Feststellbremse ist ohne Funktion und kein Platz zur Reaktivierung:

IMG_20230307_174554_HDR.jpg

Schwer vorstellbar, dass das Bremsgestänge ab Werk so drangemurkst wurde:

IMG_20230307_174514_HDR.jpg
Zur Mechanikfrage: Evtl. soll damit sichergestellt werden dass die Bremse betätigt bleibt, auch wenn abgekuppelt wird? So würde kann man bergab halten, den Anhänger abkuppeln, und muss die Bremskraft nicht der (im Vergleich zu späteren Graubremsen) windig wirkenden Zuggabel überlassen. Und nach dem Ankuppeln durch einen Zug wird die Bremse wieder gelöst.
Interessante Idee! Hab ich heut Abend gleich ausprobiert. Funktioniert leider nicht, da das Gewicht der Deichsel die Federkraft überwindet und über das Bremsgestänge die Federn wieder über den Totpunkt zurückdrückt. Also Anhänger ist gebremst, Deichsel bleibt kurz oben und fällt dann runter, Zugstange schnellt nach vorne.
Bleibt nur die klassische Methode per Deichselgewicht oder mit Handbremse / hinterer Feststellbremse.

die 20cm Fallhöhe muß bei ganz ausgezogener Zugöse vorhanden sein. Wenn die Zugöse eingeschoben ist, soll sie sich, wenn die Deichsel fällt, rausschieben. So gehört das laut BG. Der Anhänger soll ja bremsen, falls man ihn vom Schlepper verliert. Du mußt deine Bremse also viel ,,schärfer" einstellen.
Würde ich erstmal so unterschreiben. Wenn die Bremse "schärfer" eingestellt ist, stößt das Gestänge wahrscheinlich auch nicht mehr an die Ortscheitaufnahme.
Allerdings knicken die Kniehebel dann nicht mehr über den Totpunkt. Was vom Erfinder aber ursprünglich so gewollt war. Bei einer Patentrecherche habe ich Folgendes gefunden:

" Patent DE1052835B Auflaufbremse, insbesondere fuer Kraftfahrzeug-Anhaenger

Die Erfindung betrifft eine Auflaufbremse insbesondere für Kraftfahrzeug-Anhänger und hat die Aufgabe, eine möglichst hohe Kraftübersetzung zu erzielen. Als Kraftübersetzung einer Auflaufbremse bezeichnet man das Verhältnis der am Umfang aller gebremsten Räder wirksamen Bremskraft zur Auflaufkraft an der Kupplungsvorrichtung. Es ist bekannt, zu dem gleichen Zweck eine der Auflaufbewegung zunächst entgegenstehende Kraftschwelle vorzusehen, welche bei der Auflaufbewegung des Anhängers gegenüber dem Zugwagen, während welcher das Bremsgestänge aus der Löse- in die Bremsstellung gebracht wird, überfahren und dann unwirksam wird. Diese Kraftschwelle besteht vielfach aus einer Feder, die über eine Totpunktlage hinweg gespannt wird, und hat den Zweck, ein unerwünschtes Ansprechen der Auflaufbremse zu vermeiden, jedoch in der Bremsstellung die Auflaufkraft nicht in unerwünschtem Maße zu erhöhen, allenfalls zu vermindern."

Screenshot 2023-03-07 233203.jpg

Weiteres Patent von Graubremse Heidelberg:

Screenshot 2023-03-07 233421.jpg

Und auch Gustav Appel selbst hatte eine Idee dazu angemeldet, allerdings mit Zug- anstatt Druckfedern:

Screenshot 2023-03-07 233530.jpg

Bremse Ein- und Nachstellen muss immer zuerst an der Trommel erfolgen. Anschließend gehört die Auflaufbremse eingestellt.
Das wird auf jeden Fall der nächste Schritt. Dann wird sich in der Praxis zeigen, wie sich das mit den Kipphebeln verhält wenn alles richtig eingestellt ist. Davor bleibt die graue Theorie nichts weiter als Spekulation. ;)
 
Thema: Funktionsweise Auflaufbremse Gustav Appel Anhänger

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