Ganz so konsequent sehe ich das nicht. Verzeiht mir, wenn ich jetzt etwas weiter aushole. Was ich mir aber wünsche: der Wald ist ein wichtiger Wirtschafts- und gleichzeitiger Klimafaktor. Er muss in einem gesunden Maß verantwortungsvoll bewirtschaftet werden. Was derzeit stattfindet, ist auf der einen Seite Raubbau (Hauptsache Gewinn für die ausführenden Firmen und den Besitzer, wie es nach der Ernte weiter geht ist egal - irgendwas wird schon von alleine wachsen) und auf der anderen Seite Gleigültigkeit vieler kleinen Waldbesitzer (die sich überhaupt nicht mehr darum scheren, wie es ihrem Hab und Gut geht).
Holz ist ein wichtiger Rohstoff - nachwachsend, weitestgehend klimaneutral. Man kann sich ja grundsätzlich einen Kopf machen, was an Stelle von Fichte mit der Trockenheit der letzten Jahre besser zurecht kommt. In der Region haben sich Douglasien gut bewährt. Man muss sich aber auch im Klaren sein, dass
- bei fehlender Bodenfeuchte die beste Baumart nicht entwickeln kann, und
- das Klima nie bestätig ist.
Wir hatten schon immer besonders nasse oder besonders trockene Perioden.
Fakt ist:
a) Die Fichte ist hier in der Region vor vielen hundert Jahren in Monokulturen entstanden und hat sich bis vor wenigen Jahren bewährt.
b) So ziemlich alle Baumarten haben Probleme mit Schädlingen und Trockenheit.
Mein Vater erzählt gerne von der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis zur Wende 89. Nach dem Krieg hatten die Leute nichts. Meine Großeltern sind damals mit Rucksack und Handwagen in den Wald gezogen, um Äste und Wurzelstöcke aus dem Wald zu holen, damit sie im Winter eine warme Bude hatten. Die Wälder waren standen dicht und waren sauber.
Später mussten sogenannte Fangbäume gelegt werden. Mein Vater musste den Schädlingsbefall dokumentieren. Wenn das „Maß voll“ war, wurde der Stamm auf einer Plane entrindet und alles verbrannt. Der Borkenkäfer war immer da, aber die große Kalamität nie ein Thema.
Heute haben wir 3 Probleme:
Kaum ein Forstarbeiter will mehr schwer arbeiten.Am liebsten rein in die Maschine, Geld verdienen und weg.
Keiner würde den aufwändigen Einsatz beim Legen, Dokumentieren, Schälen und vernichten von Fangbäumen bezahlen!
Keiner kommt mehr auf die Idee, den Wald „sauber“ zu halten und so den Nährboden für Schädlinge zu entziehen. Ist ja auch mittlerweile Verboten, totes Holz aus dem Wald zu holen und braucht auch keiner mehr. Öl oder Gas machen die Hütte schließlich warm, kostet zwar bisschen was, aber man hat keine Arbeit und es ist (zumindest auf dem eigenen Grundstück) sauber.
Bis auf ganz wenige Rentner, die sich einen Sammelschein holen, um an Holz zu kommen, weil die Rente so schon nicht reicht, holt kaum noch einer was aus dem Wald. Dementsprechend sieht es jetzt dort aus.
Richtige Hiebe gegen die Wetterrichtung mit anschließender Aufforstung sind auch schon längst nicht mehr im Bewusstsein des Waldbaus. Damals hat sich der Wald durch die stufenweise Aufforstung selbst halt gegeben, da Stürme nicht direkt angreifen konnten (ich hoffe, ihr versteht, was ich meine).
Kurz gesagt: das Ganze Wissen über den Waldbau, was über Jahrhunderte entstanden und gewachsen ist, sowie der pflegliche Umgang mit dem Wald, sind seit Ende der 90er Jahre einfach verschwunden bzw. wurden von großen Maschinen, wachsenden Wohlstand und Gewinnabsicht verdrängt. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass sich das nicht mehr ändert.
Zum Schluss: auch damals gab es hier und da Mischwälder. Es wurden beispielsweise auch Buchen und Eichen gepflanzt bzw. Pionierbaumarten akzeptiert. Mir ist die Natur heilig! Ich versuche immer meine Baustellen bestmöglich zu verlassen.
Euch allen ein schönes Wochenende!