Hallo,
Vielen Dank für die Bilder. So kann man sich ein genaues Bild vom Traktor machen. Der Schlepper hat wahrscheinlich deutlich mehr herumgestanden, als dass er im Einsatz war. Befestigungen für einen Überrollbügel waren nicht zu erkennen. Falls wirklich kein Bügel eingebaut war, war der Schlepper auch seit etwa 1976 nicht mehr in der Landwirtschaft eingesetzt, auch nicht als Hofschlepper. Also wohl eine geringe Laufleistung, auch wegen der geringen Abnutzung auf dem Trittblech. Der Lack dürfte in weiten Teilen noch der erste Lack sein. Zumindest ist der Lack sehr alt und noch nicht einmal schlecht. Eine Wäsche mit dem Hochdruckreiniger und danach Lackreiniger wirken da Wunder. Eine Neulackierung wird sich dann wohl erübrigen. Der Schaden an der Haube vorne links ist ärgerlich, aber auch mit Eigenmitteln zu reparieren, wenn der Schlepper sein bisheriges Arbeitsleben auch in Zukunft zeigen soll. Benötigt werden dazu einige Hölzer, ein Montiereisen, ein Hammer und ein kleiner hydraulischer Wagenheber. Viel wichtiger als dass sind die kleinen Wehwehchen:
1. Der Kupplungsanschlag ist falsch eingebaut. Wahrscheinlich hat die Kupplung nicht mehr sauber getrennt und man hat diese Lösung gewählt. Das ist aber fatal. Bei fortwährend zu weit durchgetretenem Pedal leidet der Kupplungsautomat und nimmt Schaden. Man kann sich durch das Serviceloch auf der rechten Seite einen gewissen Eindruck über den Zustand des Automaten verschaffen.
2. Die Schalthebelglocke hat sich allem Augenschein nach vom eigentlichen Hebel gelöst. Das Schalten kann so nur mit viel Erfahrung erfolgen. Zum Glück hat hier noch niemand seine Schweißkünste ausgelebt. Das Anschweißen funktioniert zwar, original ist die Glocke aber gelötet. Wenn dies mit Neusilberlot gemacht wird, ist die Festigkeit annähernd der einer Schweißnaht.
3.Ein fehlender Scheinwerfer ist nicht schwer zu beschaffen, es sollte aber ein originaler sein. Der verbliebene ist original. Die sonstige Elektrik macht einen schlechten Eindruck, hier sollte man keine Kompromisse eingehen und wirklich alles erneuern. Die Rückleuchten und die vorderen Positions/Blinkleuchten sind nicht original, gehören aber seit etwa 1960 zum Traktor. Wenn man den Originalzustand erhalten will, dann sollten diese da bleiben, wo sie sind. Ersatzgläser sind problemlos erhältlich.
4. Das Fernthermometer war seinerzeit beim Einsatz als Antriebsschlepper beim Feldranddrusch eine Versicherung gegen Überhitzung. Es hat einen Schaltkontakt, mit dem bei Überhitzung die Hupe ausgelöst wird. Habe ich selber mal erlebt. Heute beim Hobbyeinsatz spielt dies nicht mehr die große Rolle, einzig ein gerissener Keilriemen könnte noch zur Überhitzung führen, sofern die Kühlrippen immer sauber gehalten werden. Und der gerissene Riemen macht sich auch durch die Ladekontrollanzeige während der Fahrt bemerkbar. Beim Fernthermometer ist ein Kapillarröhrchen mit Äther gefüllt. Wer dies Röhrchen durchzwickt ist selber schuld, dann ist auch gleich ein neues Fernthermometer fällig.
5. Hier und da sind die Dichtungen nach über 60 Jahren wohl hin. Hier sollten ringsherum neue eingebaut werden. Dazu muss der Schlepper zumindest teildemontiert werden.
Hoffentlich kannst Du dann der Neulackierung widerstehen. Es gibt einfach kaum mehr Knubbel, welche im Originalzustand oder weitestgehend im Originalzustand überdauert haben. Du hast einen.
Grüße aus dem Norden