Jungbaum-Obstbaumkrebs // Triebabfall Birne

Diskutiere Jungbaum-Obstbaumkrebs // Triebabfall Birne im Forum Ackerbauliche Fragen im Bereich die tägliche Arbeit - Hallo, nachdem ja fast jeder gepflanzte Baum zumindest etwas austreibt, scheint mit dem Mai der Schicksalsmonat zu kommen, was ein Weiterleben...
Doc Jan

Doc Jan

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Hallo,

nachdem ja fast jeder gepflanzte Baum zumindest etwas austreibt, scheint mit dem Mai der Schicksalsmonat zu kommen, was ein Weiterleben von Jungbäumen angeht. Konkret bereiten mir 2 Bäume Sorgen. Die Bäume wurden im letzten Herbst gepflanzt, der Pflanzschnitt erfolgte in diesem März. Der Boden ist eher leicht (im Pflanzloch allerdings aufgebessert). Das Frühjahr war bis vor kurzem sehr trocken, gegossen wurde (nicht zu viel). Vor ca. 3 Wochen hatten wir eine Frostnacht (minus 5 Grad). Beide Bäume wurden vor 4 Wochen mit Bayer Raupenfrei, vor 2 Wochen mit Bayer Calypso behandelt (massiver Frostspannerbefall auf der Streuobstwiese).


*** Apfel "Goldparmäne" (Bilder 1 und 2) ***
Wenngleich die Goldparmäne sehr anfällig ist für Obstbaumkrebs, ist der Pilzbefall bei diesem Hochstamm m.E. schon massiv (mit einem Niederstamm habe ich keinerlei Probleme). Die Blätter tendieren schon ins gelbliche und bleiben klein (verkümmerter Austrieb). In 10 Metern Entfernung steht eine Goldparmäne mit dreistelligem Alter, die Sorte kann generell schon gedeihen.
Nun stellen sich mir die Fragen:
* Macht es Sinn, einen Jungbaum mit solchem Befall weiterzuziehen?
* Soll ich sämtliche Befallsstellen ausschneiden und verstreichen, oder leidet der Baum dann noch mehr?
* Kann es sein, dass sich ein Baum von Obstbaumkrebs später nach Verarbeitung des Verpflanzungsschocks erholt, oder trägt er die Sporen zeitlebens in sich?


*** Birne "Gute Graue" (Bilder 3 und 4) ***
Die Blattfarbe sieht m.E. noch gesund aus. Manche Blätter rollen sich etwas, jedoch dürfte Calypso die meisten Schädlinge (und Nützlinge) beseitigt haben. Hier ist sehr komisch, dass annähernd JEDER Austrieb abgefallen ist, nachdem er schwarz wurde. Teilweise scheint eine neue Knospe zu kommen. Am Frost sollte das eigentlich nicht liegen können, alle anderen Birnen gedeihen prächtig. Die "Gute Graue" sollte eigentlich mustergültig in Sachen Robustheit sein. Wodurch könnte der Abfall der Triebe verursacht sein? Was kann ich tun?

Danke für Tipps, viele Grüße, Jan
 

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Marc oh

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Hallo Jan,
die ersten Jahre eines jungen Baumes sind die schwierigsten. Irgendwie kann man das auch mit jungen Erdenbürgern vergleichen. Die Bäume sind mehr oder weniger anfällig gegen Schädlinge oder Krankheiten. Je nach Sorte, Standort und Jahr kann das unterschiedlich aussehen.
Zu den gezeigten Bäumen ist zuerst einmal zu sagen: Ruhe bewahren.
Zum Apfel kann man sagen, dass der Befall an Obstbaumkrebs (sofern auf den Bildern zu sehen) noch nicht so schlimm ist. Man kann es auf den Bildern nicht ganz genau erkennen, aber könnte es u.U. auch ein Frostschaden sein? Wir hatten bei uns hier einige Nächte mit starken Kahlfrost. Auch Frostschäden sehen ähnlich aus. Sollte es Obstbaumkrebs sein scheiden sich an der Behandlung die Geister. Die Einen werden wohl eine sofortige Rodung bevorzugen. Ich würde hier nicht diesen Weg gehen, auch wenn der Baum diese Krankheit mehr oder weniger stark sein Leben lang behalten wird. Ich würde zunächst versuchen die betroffenen Stellen mit einem scharfen Messer großflächig auszuschneiden. Danach werden die Stellen gut mit Wundverschluss eingepinselt. Der Baum braucht die nächsten Jahre einen guten Beobachter um sich gesunden zu können. Es gibt Bäume, die leben jahrzehntelang mit dem Erreger, ander sterben in den folgenden Jahren ab. Das lässt sich nicht so genau festlegen.

Zu der Birne kann man sagen, dass es verschiedene Faktoren sein können, die das Triebsterben verursacht haben. Sind die übrigen Blätter/ neuen Blätter gesund? Wenn nicht, könnte der Birnengitterrost schuld sein. Auch das Triebsterben/ Birnensterben kann der Verursacher sein. In den meisten Fällen ist es eine Unverträglichkeitsreaktion auf irgendeinen Stoff oder Umwelteinfluss. Es kommen auch Insekten (stechende) in Betracht, die ein Absterben der jungen Triebe verursachen. Tun kannst Du, soweit der Baum gesund aussieht, nicht viel. Du solltest die üblichen Maßnahmen bei jungen Bäumen weiterführen:
Schädlings- und Krankheitsbefall beobachten
Ausreichend Dünger zur Verfügung stellen
Genügend Wasser
Baumscheibe freihalten

Viele Bäume erleben im ersten Jahr nach der Pflanzung einen Wechselschock, der aber im folgenden Jahr überwunden ist. Ab dem dritten/ vierten Standjahr (Hochstamm) explodieren die Bäume an Wachstum fast. Den Pflanzschnitt hätte ich gleich im Herbst gemacht. Ansonsten einfach einmal abwarten, ich denke die Birne erholt sich von selbst.
LG Marco
 
Doc Jan

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Hallo,

vielen Dank für die schnelle Antwort.

zum Apfel:
aber könnte es u.U. auch ein Frostschaden sein?
Gute Frage, die ich offen gesagt nicht sicher beantworten kann. Auch hier hatten wir lange Kahlfrost, doch typische Frostschäden haben wohl glücklicherweise nur der frostempfindliche junge Gravensteiner und wie öfter mal die alten Ontarios davongetragen. Und das sieht anders aus, viele kleine längliche Risse, und dem Gravensteiner scheint es prächtig zu gehen. Die Goldparmäne stagniert ja im Austrieb. Für Goldparmäne schreiben G. Friedrich / H. Petzold "Widerstandsfähigkeit nur mäßig gegen Holzfrost ... stark anfällig für Krebs". Wie kann man zwischen Holzfrost und Krebs sicher unterscheiden? Ich bilde mir ein, dass die Verfärbungen / Platzer erst seit kurzer Zeit am Baum sind. Teilweise unter dem Triebansatz, was typisch für Krebs sei? Und nicht nur entlang einer Himmelsrichtung orientiert.

zur Birne:
Sind die übrigen Blätter/ neuen Blätter gesund?
Das Ding ist, dass momentan anscheinend überhaupt keine neuen Blätter gebildet werden, da ja die Triebe fehlen. Die verbliebenen Blätter sehen m.E. mit Ausnahme einiger alter Fraßschäden und weniger gekräuselter Blätter noch gesund aus.

Die von Dir angeführten Maßnahmen werde ich fortführen.

Der verzögerte Pflanzschnitt deshalb, um auf ein Erfrieren besser reagieren zu können. Doch ich frage mich gerade, weshalb ich nicht generell erst im Frühjahr pflanze, sondern schon im Herbst. Ist es das zumeist größere Angebot an den Baumschulen im Herbst?

Und ich frage mich, weshalb ich schon wieder mit 2 jungen Hochstämmen zu kämpfen habe. In meiner Erfahrung ist das Pflanzen eines Obstbaumes - sei es auch noch so schnell und lieblos gewesen, im aktuellen Fall allerdings mit recht viel Aufwand - stets erfolgreich gewesen (zumeist allerdings kein Hochstamm, zumeist Pflanzung im Frühjahr). Doch das Nachpflanzen auf der Streuobstwiese gestaltet sich offenbar sehr problematisch. Irgend jemand meinte, dass letzteres deutlich schwerer sei als eine Neupflanzung z.B. im Hausgarten, weil auf der "Monokultur Streuobstwiese" die Schädlinge gewissermaßen auf unabgehärtete junge Pflanzware warten würden. Klingt schon auch plausibel.

Viele Grüße, Jan
 
Marc oh

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Hallo Jan,
nicht verzagen! Mit Bäumen muss man manchmal mehr Geduld haben als einem lieb ist.
Die Pflanzung im Spätjahr ist prinzipiell richtig und zwar aus folgenden Gründen:
Der Baum hat Zeit sich an den Standort zu gewöhnen, bildet schon einen kleinen Teil neue Wurzeln und kommt besser ins Frühjahr. Bei Pflanzungen im Frühjahr muss unter Umständen bis in den Herbst gegossen werden, je nach Jahr. Den Pflanzschnitt macht man dennoch bei der Pflanzung, also im Spätjahr. Das hat einen einfachen Grund: Der Baum verliert ja zwangsweise bei richtiger Pflanzung Wurzeln. Wenn das Astwerk darüber aber nicht geschnitten wird, herrscht eine Unterversorgung. Das erschwert dem Baum das Anwachsen am neuen Standort. Selbstverständlich ist das Pflanzen und Erziehen eines Baumes auf der freien Wiese schwerer als im geschützten Hausgarten. Dennoch funktioniert das, auch wenn es oft länger dauert.
Die Aussage mit den Schädlingen, die auf die Bäume warten kann ich, wenn auch nur bedingt, bestätigen. Allerdings kommt es hier auch auf Standort, Wetterlage und Pflege an. Übermässigen Schädlingsbefall habe ich bei noch keiner von mir betreuten Wiese an Jungbäumen gesehen. Ich achte natürlich darauf, schaue mir die jungen Gesellen oft und genau an um reagieren zu können. Und im gewissen Fall muss man auch es mal über das Herz bringen zu spritzen. Ansonsten kann man einem jungen Baum auf so einer Wiese mit folgenden Maßnahmen helfen:
-Pflanzloch mindestens zweimal so groß/ tief wie Topfballen/ bzw Kronendurchmesser (bei wurzelnackter Ware).
-Pflanzerde in das Pflanzloch geben, Agrosil ins Pflanzloch streuen. Wühlmausschutz anbringen
- Sehr gut angießen
- Je nach Jahr Wassergabe
- Baumscheibe freihalten.
- Schädlingskontrolle
- Wuchsregulierung.

Zu der Birne:
Einfach mal so stehen lassen. Der Baum reagiert jetzt auf das Absterben der Triebe, er wird aus schlafenden Knospen austreiben. Das ist bei Kernobst kein Problem. Dieses Jahr solltest Du allerdings keinen großen Zuwachs mehr erwarten. Nächstes Jahr dann eine Austriebsspritzung und Leimring anbringen.

Zum Apfel:
Wenn Du es nicht genau bestimmen kannst, dann nach der mir beschriebenen Methode ausschneiden und mit Wundverschluss verstreichen. Das ausgeschnittene Material in der Mülltonne entsorgen, nicht auf der Wiese belassen. Messer desinfizieren!
Man unterscheidet den Krebs durch Einsinken der Rinde, gummiähnlichen Ausfluss und eine dunklere braune Farbe als die restlichen Rindenpartien. Der stagnierende Austrieb muss nicht unbedingt mit dem Krebs zusammenhängen. Ich denke das ist eher noch die Nachwirkung auf Trockenstress und Standortwechsel. Ich habe hier eine Birne, die mittlerweile vier Jahre steht, seit zwei Jahren mit Krebs. Die hatmehr Trieblängenwachstum als das gesunde Pendant.
LG Marco
 
Doc Jan

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Hallo,

an besagter Birne sowie an der Mirabelle habe ich einen Käfer entdeckt, der mit seinem Rüssel in Jungtriebe sticht. Er ist ca. 5 mm lang. Jung ist er grün, erwachsen ist er schwarz (sofern es sich um das gleiche Insekt handelt). Nachdem es fliegen kann, dürfte der Dickmaulrüssler ausscheiden (auch keine Fraßspuren AUSSEN an Blättern).
Besonders eindrucksvoll war die Wirkung an einem jungen Mirabellenast zu sehen: Der Käfer saugte, und der Trieb war schon ganz umgebogen.

Was tun? Bayer Schädlingsfrei Calypso hab' ich zuletzt vor 11 Tagen gespritzt. 2 Anwendungen pro Jahr sind erlaubt, im Abstand von 10 - 14 Tagen. Sollte ich die 2. Ration gleich hinterher schieben? Oder gibt es ein besser wirksames Mittel?

Viele Grüße, Jan
 
Marc oh

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Hallo,
es handelt sich um einen Käfer der Untergattung Triebstecher. Diese stechen in junge Triebe und verwirken deren Absterben.
Du kannst entweder die zweite Ration Calypso hinterher spritzen oder aber z.B. Schädlings-frei plus von Compo zwischenspritzen. Das Mittel ist auch gut wirksam.
LG Marco
 
Thema: Jungbaum-Obstbaumkrebs // Triebabfall Birne
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