Motorumbau bei Agrostar 6.21

[Erber]

Grüß euch liebe Deutz- Fahrer Kollegen!

Da es schon eine Zeit her ist das ich das letzte mal hier geschrieben habe stelle ich mich noch mal kurz vor:
Mein Name ist Franz, ich bin mittlerweile 35 Jahre alt und komme aus der schönen Steiermark.

Da sich bei meinem Agrostar 6.21 zu der 8,5m Mähkombination letztes Jahr ein 45m³ Rotorladewagen dazugesellt hat, möchte ich den Motor gerne etwas aufmöbel. In erster Linie geht es mir darum, die Geräuschentwicklung in der Kabine zu reduzieren. Ein paar Freunde von mir haben einen Agrostar 6.31 mit Turbolader, wo es in der Kabine erheblich leiser zugeht.

Daher meine Idee: Turbolader aufbauen.
Nach monatelangem Suchen bin ich nun im Besitz eines BF6L913 Motors aus einem AS 6.61.
Ursprünglich war der Plan den Turbo einfach auf meinen Motor umzubauen. Nach etlichen Recherchen überlege ich jetzt aber den ganzen Motor zu tauschen.

Und dazu bitte ich euch um ein paar Meinungen/Erfahrungen/Antworten.

Ein paar Gedankengänge die zur Zeit herumschwirren:
Der Motor aus dem AS 6.61 ist stärker gebaut (Kolbenbolzen, Kurbelwelle). Leider sind die Stunden unbekannt. Gibt es ein paar Möglichkeiten wie ich die Stunden schätzen kann ohne den Motor öffnen zu müssen?
Das Abgasrohr vom Turbolader zum Schalldämpfer ist beim AS 6.61 anders ausgeführt. Besteht die Möglichkeit hier gleich auf einen Seitenauspuff umzubauen? Hat das schon mal jemand gemacht oder Fotos von einem AS 6.31 oder 6.38 mit Seitenauspuff?
Und eine Frage noch zur ESP des 6.61: Hier ist seitlich an dem Regelventil der Ladedruckdose ein Magnetventil verbaut. Welche Funktion hat dieses Magnetventil und wie gehört es angesteuert (ist ein schwarz/weis Ventil)?

Der Motor ist optisch in einem guten Zustand und anscheinend komplett trocken. Er springt super an, läuft ruhig und gleichmäßig. Die Kompression ist auch super. Die Kühlrippen sind nicht verpickt und auch nicht mit verkohltem Öl verunreinigt.
Das ich, wenn ich den ganzen Motor tausche, diesen ein wenig drosseln muss ist mir bewusst.

Im Anhang noch ein Foto der ESP.

Ich danke schon jetzt für eure Hilfe!

Liebe Grüße
Franz

 

[Deutzer200]

Hallo Franz

Kann nur sagen das der 6.31 (6.61) Turbo im Vergleich zum 6.21 eine stärkere Kurbelwelle hat, andere Kolben samt Kolbenkühlung, verstärkte Köpfe.
Dein Getriebe TW 904.2 (bei LS) hält 120 PS aus, darum ist im 6.31 ein BF6L913 T = Leichtaufladung verbaut.
Im 6.61 ist das TW 911 verbaut max. 137 PS.

Wenn dein neuer Motor ruhig läuft, kein Öl verbraucht ober bei der KW-Entlüftung nicht starker Öldampf heraus kommt, dürfte er noch gut in Schuss sein.
Um sicher zu gehen müsste er komplett neu aufgebaut werden.

Ob die 6.61 ESP so einfach gedrosselt werden kann weiss ich leider nicht.
Es werden sehr viele Änderungen nötig sein und es ist ja nicht klar ob alles überhaupt zusammen passt.
Leichter wäre es von einen 6.31 den Motor in den 6.21 einzubauen......

Wegen Auspuff seitlich, ist bei den Freisicht Agrostars mit "Auspuff nach unten" noch am leichtesten zum Umbauen z.B.





Wünsche dir gutes Gelingen und halte uns auf dem laufendem.

MFG

 

[Deutz07c-Mann]

Hallo Franz und hallo an Deutzer200 - MFG,

ich denke wir hatten hier bereits viele Umbau Anfragen usw. .
Weiterhin wäre doch die Frage sinnvoll: Wie ist es einfach einen kompletten Schlepper -wie Franz ihn benötigt- zu kaufen - ohne Umbau..- ohne Stress- und alles abgestimmt wie es sich gehört. Kann sein ich liege daneben- aber zu bedenken wäre es allemal.

Gruß Robert

 

[Erber]

Grüß euch!

Ursprünglich war mein Plan nur bei meinem F6L913 einen Turbolader aufzubauen. Neuteile, sofern verfügbar kosten dafür jenseits der 10.000€.

Die Suche nach einem AS 6.31/ 6.38 war die letzten 2 Jahre auch nicht erfolgreich, zudem mein 6.21 erst 4.800 Betriebsstunden hat. Zusätzlich auch noch Vollausstattung (sprich EHR, Lastschaltung, Druckluft, FH, FZW, und sogar eine Klimaanlage). Mit dieser Konfiguration ist mir sowieso keiner untergekommen.

Bei meinen Recherchen bin ich dann draufgekommen das der F6L913 und der BF6L913 T zwar was Kolben und Kurbelwelle betrifft gleich sind, allergings unterschiedliche Verdichtungsverhältnisse haben (17:1 im F6L913 zu 15,5:1 im BF6L913 T). Das heißt der BF6L913 T hat die Kolben mit der Tieferen Mulde. Vermutlich wurde hier das Verdichtungsverhältnis wegen der schwächeren Kurbelwelle reduziert. Also fällt die Idee den Turbolader "nur" umzubauen schon mal flach, da hier auch die Kolben getauscht werden müssen. Die zieht nach sich das ich auch die Laufbüchsen tauschen muss da diese schon einmal gehohnt wurden. Wenn ich dann schon so weit bin... ich glaube ihr wisst wie das Projekt dann ausgeht .

Der Turbolader vom BF6L913 T ist der gleiche wie beim BF6L913.

Gestern habe ich noch bei meinem Motor aus dem AS 6.61 das Kurbelwellenspiel an der Schwungradseite gemessen, das Radialspiel beträgt 0,09mm (Toleranzen bei Einbau 0,05-0,108mm, Grenzwert 0,3mm) und das Axialspiel beträgt 0,2mm (Toleranzen bei Einbau 0,14-0,298mm, Grenzwert 0,8mm). Meiner Einschätzung zufolge sind das durchwegs spitzen Werte.

Das einstellen des Motors auf einem Prüfstand ist kein Problem, da ein Bekannter Sachverständiger für Verbrennungsmotoren ist.

Liebe Grüße

 

[Aircooled Deutz Power]

Hallo Erber

Wie ist deine Entscheidung nun ausgefallen?
Hast du den Motor getauscht?
Habe auch einen 6.21 und möchte auch einen ruhigeren Arbeitsplatz.
(Ist manchmal etwas peindlich, wenn sich sogar Kinder am Strassenrand die Ohren zuhalten müssen wenn ich vorbeifahre)
((Motor nicht gedreht und original Aufpuff))
Gruss aus der Schweiz

 

[Dx-4.31]

Guten Morgen,
dann bin ich wohl nicht der einzige, der sich für seinen lauten Deutz manchmal schämt…

Mein 4006 ist erträglich, aber mein ehemaliger 4.31 und mein 6.30 sind beide wirklich lästig…

Wenn sich Fußgänger rumdrehen oder die Ohren wegdrehen ist das wohl auch der Fall

Originale Leistung und Auspuff nicht durchgefault…

Denke denen fehlt einfach das Wasser zum Schalldämmen.

Habe noch einen DX 6.06 mit 912 Wirbelkammermotor.

Gefühlt halb so laut!

MfG Adrian

 

[Erber]

Grüß euch!
Hat jetzt ein bisschen gedauert aber nun die Ergebnisse von meinem Projekt:

Den Tauschmotor habe ich vor dem Einbau noch auf Herz und Nieren überprüft. Dabei musste ich feststellen das eine Ansaugkrümmerdichtung kaputt war, weil die Zylinderköpfe nicht genau in der Flucht montiert waren. Beim losschrauben der Köpfe sind dann 3 Dehnschrauben abgebrochen. Ein Maßband hat mir dann gesagt das die Dehngrenze der Schrauben um ca. 2,5-3mm überschritten war. Weiters waren die Ventilführungen nicht mehr in Ordnung. Abhilfe fand ich mit neuen Zylinderkopfschrauben, neue Ventilführungen und neuen Ventilen. Die Köpfe wurden Plangedreht und die Ventilsitze nachgefräst. Alle weiteren Komponenten (Büchsen, Kolben, Lagerungen,...) waren in einem neuwertigen Zustand, was darauf schließen lässt das der Motor einmal komplett überholt wurde, allerdings die Zylinderköpfe vergessen wurde.
Nach dem Zusammenbau und einem problemlosen Probelauf wurde das eigentliche Vorhaben "Herztransplantation" in Angriff genommen.
Dazu habe ich zuerst die Vorderachse meines 6.21er´s weggeschraubt. Im Anschluss wurden alle erforderlichen Teile wie Zwischenwand, Lichtmaschinenhalterung, Keilriemenscheibe und Druckluftkompressor an den neuen Motor angepasst. Hierfür waren ein paar kleine Änderungen nötig, da der Lüfter von BF6L913 größer ist. Es musste die Zwischenwand ein wenig adaptiert werden, die Keilriemenscheibe der Kurbelwelle musste ich Plandrehen um den Flansch der Frontzapfwelle anschrauben zu können und der Druckluftkompressor musste um 11mm nach vorne wandern. Danach wurde der Traktor an der Kupplungsglocke getrennt, die Ölwanne umgebaut und der neue Motor mit der Vorderachse verschraubt. Nach dem Umbau von Schwung und Kupplung habe ich den Traktor wieder zusammengebaut. Die Ölleitungen vom Hydraulikölkühler waren dann noch zu ändern (1 neuer Schlauch und eine Stahlleitung kürzen). Die Abgasleitung vom Turbo zum Auspuff habe ich gebraucht erstanden. Das Ansaugrohr vom Luftfilter zum Turbo war weder neu noch gebraucht aufzutreiben, worauf ich kurzerhand eines aus Edelstahl angefertigt habe. Der komplette Motortausch hat knapp 2 Tage in Anspruch genommen.

Nach dem erfolgreichen Probelauf war die Begeisterung riesig. Die Lärmbelästigung ist sowohl außerhalb als auch in der Kabine um ein vielfaches geringer.
Leistungsmäßig hat sich natürlich auch einiges getan. Arbeiten welche zuvor unter Vollgas verrichtet wurden lassen sich nun mit 1500-1600 Motorumdrehungen bewerkstelligen.

Mittlerweile habe ich schon über 60Betr.Std. mit dem neuen Motor problemlos absolviert.
Trotz der Mehrleistung und der höheren Flächenleistung hat sich der Verbrauch nur geringfügig von 10,7l/h auf 11,8l/h erhöht.

Fazit: Ich bin froh den Motor getauscht zu haben. Ein bisschen Glück mit einem gebrauchten Motor war natürlich auch von Nöten.
Und das Motto "Geht nicht? Gibt´s nicht!!!" war auch ein treuer Begleiter.

 

[Karel Vermoesen]

Hallo,
Ein DX4.31 bringt 78,0 dB(A) genau wie ein Fendt Farmer 306LS.
Ein John Deere 2650 hat 79,5 dB(A), und ein Case IH 745 Xl hat 82,0 dB(A)
Mit freundlichen Grüßen,
Karel Vermoesen

 

[kfrptr]

Hallo Erber,

das hört sich doch super an, Respekt das du die das Projekt durchgezogen hast. Habe noch zwei Fragen zu deinem Umbau.
1. Hast du die Motorleistung gelassen oder hast du sie reduziert? Falls du sie reduziert hast wie hast du dass gemacht?
2. Hast du raus gefunden wo du den Magnet der Einspritzpumpe anzuschließen hast? Das ist der Magnet für die Startmehrmenge, den solltest du an die Klemme 50 am Zündschloss oder Starter anschließen.
Gruß Peter

 

[Erber]

Hallo Peter!
Die Motorleistung habe ich (noch) nicht gedrosselt. Ich möchte zuerst einmal auf einem Leistungsprüfstand testen wieviel Leistung er überhaupt hat.

Wofür genau der Magnet ist habe ich bis jetzt noch nicht herausgefunden, allerdings war die Vermutung da, dass es sich um eine Kaltstartvorrichtung handelt. Danke für deine genaue Definition, vor allem wo er anzuschließen ist.

Lg Franz

 

[Deutz D25.2_1961]

Habe noch einen DX 6.06 mit 912 Wirbelkammermotor.

Äh, 912er Wirbelkammer habe ich noch nicht gehört. Das war doch mit dem 812er vorbei?

 

[Dx-4.31]

Guten Abend,
Nein den 6 Zylinder gabs auch als Wirbelkammer.

Als F6L912 W

Ich denke, das ist ein normaler 912 Motor mit anderen Köpfen, Glühkerzen und Kolben ohne Brennmulde.

ESP wird noch anders sein. Einspritzdruck etc.

Wurde 1992 original so ausgeliefert, um ihn mit Pflanzenöl betreiben zu können.

Gruß Adrian

 

[Deutz D25.2_1961]

Hallo Adrian,
danke für die Info, wieder etwas gelernt!
Viele Grüße
Bert

 

[farmermechanic]

Wusste auch nicht, dass es einen 912er mit Wirbelkammer gab/gibt.

 

[michiwi]

Die W Motoren waren hauptsächlich Aggregatmotoren mit besonderen Abgasanforderungen. z.B. Bergbau

 

[Dx-4.31]

Die Leistung liegt etwas unter den Direkteinspritzern.

Dafür verbrennen sie sauberer und sind leiser.

Wie mein Vorredner schon gesagt hat, kamen sie bspw in Gabelstaplern und im Bergbau zum Einsatz wo die Abgase ein Thema sind.

 

[farmermechanic]

Sehr interessant. Das bekommt man im landwirtschaftlichen Bereich gar nicht mit…
Danke euch!