Deutz 6006 Kabine Selbstbau möglich?

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bollo6006

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Hallo zusammen,

nachdem ich immer mal wieder in den Beiträgen hier zu Kabinen für den 6006 gestöbert habe, muss ich noch einmal nachfragen.

Nach meinem Stand gab es von der Stange für den 6006 nur die EuroCab (möglicherweise gibt es da nur eine bestimmte Ausführung mit Typnummer, die ich nicht kenne). Wenn ich weiterhin richtig las, funktionieren die Kabinen für den 6806 und 7006 auch auf dem 6006, evtl weitere, da die Maße identisch sein müssten.

Von irgendwelchen Neukabinen von Kabinen-Spezialisten abgesehen, von groben Anpassungen anderer Kabinen abgesehen, bliebe also nur die Eurocab.

Derzeit hat der 6006 ein Dieteg Verdeck, durch dessen Seitenteile man nichts mehr sehen kann. Für einen vergleichbaren Preis einer gebrauchten Eurocab kann man sich neue Verdeckteile bei diversen Anbietern machen lassen.

Eigentlich hätte ich gerne eine geschlossene Kabine, kein Verdeck, finde den Gedanken aber sehr attraktiv, mir zum Dieteg-Verdeck eine Eigenkonstruktion zu bauen, die vielleicht auch ermöglicht, ein komplett herausnehmbares Heckteil zu integrieren. Das ganze natürlich komplett rückbaubar. Dass die Optik dadurch nicht ansatzweise Original wäre, wäre mir daher egal.

Nun war hier zu lesen, dass es nicht ohne Sicherheitsglas, keinesfalls mit Plexiglas geht. Was mich ehrlich gesagt etwas wundert, da absolut alle Kleinfluzgzeuge Plexiglashauben haben, die meines Wissens kein Sicherheitsglas sind. Dazu als Randbemerkung ein paar zweifelhafte (?) Sätze eines Herstellers von Flugzeughauben:

Neben der verzerrungsfreien Sicht bietet PLEXIGLAS® aber noch weitere Vorteile für die Luftfahrt: So ist es leichter als Glas, aber bruchfester. Das ist besonders für die sogenannte Crash-Sicherheit von Bedeutung, schließlich birgt das puristische Flugvergnügen ein gewisses Risiko[...]Um auch unvorbereitet möglichst sicher landen zu können, gelten beim Segelflugzeugbau strenge Sicherheitsauflagen. „Bei einem Unfall muss sich das Cockpit wie eine Kapsel vom Rumpf abtrennen können. Dabei darf sich die Haube natürlich nicht verformen oder brechen“, erklärt Bott. Die Haube aus PLEXIGLAS® bleibt auch bei einem Unfall formstabil.

Wie dem auch sei, ich möchte ja keine Haube bauen und auch nicht mit dem 6006 fliegen (...obwohl? :D )

Ist es tatsächlich so, dass Seitenscheiben und Heckscheiben aus Sicherheitsglas sein müssen und wo steht das? Sind überhaupt die Frontscheiben der alten Verdecke immer Sicherheitsglas?

Welche Materialien dürfte man beim Verdeckbau auf die Konstruktion von Dieteg verwenden, was darf man verändern. Also Überrollbügel, Dach, Stützen, Frontscheibe, "Türen" würde ich übernehmen, die Seitenteile und Heckteil würde ich selbst bauen.

Ist so etwas beim TÜV abnahmefähig, kostenfrei oder mit Eintrag? Gibt es dazu irgendwo "Gesetzestexte", wo ich nachlesen kann, was genau ich ändern darf und was nicht?

VG

Bollo6006
 
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Oberwesterwälder

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Hallo Bollo,

Gibt es dazu irgendwo "Gesetzestexte", wo ich nachlesen kann,
Ja, natürlich:
StVZO

STVZO schrieb:
§ 40 Scheiben, Scheibenwischer, Scheibenwascher, Entfrostungs- und Trocknungsanlagen für
Scheiben
(1) Sämtliche Scheiben – ausgenommen Spiegel sowie Abdeckscheiben von lichttechnischen Einrichtungen und
Instrumenten – müssen aus Sicherheitsglas bestehen. Als Sicherheitsglas gilt Glas oder ein glasähnlicher Stoff,
deren Bruchstücke keine ernstlichen Verletzungen verursachen können. Scheiben aus Sicherheitsglas, die für die
Sicht des Fahrzeugführers von Bedeutung sind, müssen klar, lichtdurchlässig und verzerrungsfrei sein.

Außerdem muss eine Bauartprüfung vorliegen ( "E" Prüfzeichen)
STVZO schrieb:
§ 22a Bauartgenehmigung für Fahrzeugteile

(1) Die nachstehend aufgeführten Einrichtungen, gleichgültig ob sie an zulassungspflichtigen oder an
zulassungsfreien Fahrzeugen verwendet werden, müssen in einer amtlich genehmigten Bauart ausgeführt sein:
.........
3. Scheiben aus Sicherheitsglas (§ 40) und Folien für Scheiben aus Sicherheitsglas;
........

Gruß Martin
 

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Oberwesterwälder

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Hallo Bollo,

eine Ergänzung noch,
Als Sicherheitsglas gilt Glas oder ein glasähnlicher Stoff,
deren Bruchstücke keine ernstlichen Verletzungen verursachen können.

Plexiglas erfüllt diese Anforderungen nicht, wenngleich der Hersteller der Flugzeughauben voll des Lobes für Plexiglas ist.
Ich arbeite seit 30 Jahren im Gewächshausbau mit diesen Materialien und kann dir daher versichern, dass:
1. Plexiglas zwar sehr stabil ist.
2. Plexiglas dann, wenn es durch äußere Krafteinwirkung zerstört wird, sehr scharfkantige und große Splitter bildet, die in der Verletzungsgefahr denen von einfachem Floatglas ( Fensterglas) in nichts nachstehen.

Besser verhält sich hier Polycarbonat (Handelsbezeichnung z.B. "Macrolon" oder "Lexan")

Aber auch dass nutz nix, weil die STVZO eine Bauartgenehmigung vorschreibt.
Ich könnte z.B. bei unserem Glaslieferanten ESG (EinscheibenSicherheitsGlas) nach Maß, mit "ESG" Stempel bekommen.
Dennoch wäre dass im Fahrzeug nicht zulässig, weil die Bauartgenehmigung ( "E" Prüfzeichen) fehlt.

Gruß Martin
 
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bollo6006

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Guten Morgen zusammen!

Vielen Dank für die perfekten Informationen! Gestern kam ich leider wider erwarten nicht mehr dazu, mich weiter damit zu beschäftigen. Jetzt muss ich gleich mal nachfragen...

Lässt sich Makrolon trotz Beschichtung mit Hitze (gut) verformen und generell ohne besonderes Fachwerkzeug schneiden? Wie genau und wann splittert es, oder dient die Beschichtung nur dazu, dass große Splitter gebunden bleiben? Ist das preislich im Vergleich zu herkömmlichem Sicherheitsglas noch attraktiv?

Gibt es alternativ recht festen Kunststoff, der als Folie/Plane durchgeht, aber formstabiler ist fast wie Plastik? Material, das reißt statt zu splittern? Die originalen Seitenteile müsste man ja ersetzen können.

Darf man eigentlich mit GFK Seiten-/Heckteile fertigen, wo die Scheiben reinkommen, oder ist das dann schon eine Bauart, die eine Zulassung benötigt? Gleiche Frage für Rahmen aus Alu oder Stahlblech. Das eigentliche Verdeck bleibt ja unangetastet (Frontscheibe, Überrollbügel und Dach)

Ein paar passende Teile für das Verdeck zu fertigen wäre ja eine überschaubare Sache, wenn man es denn darf.

VG, Bollo6006
 
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deutzmarc

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Moin

Macrolon lässt sich warm verformen, in kleineren Materialstärken sogar kalt abkanten.
Mit Stichsäge oder Handkreissäge lässt sich das Material schneiden, wenn man die Drehzahl etwas verringert, ansonsten kann das Macrolon wegschmelzen. Bei zu groben Zähnen kann es ausfranseln. Es lässt sich problemlos bohren und auch Gewinde lassen sich da reinschneiden.
Splittern tut da nix. Wir haben mal versucht, mit einem Vorschlaghammer eine 10mm Macrolonplatte von 50x50cm zu zerstören, mit dem Ergebnis, dass da in der Mitte nach 10 Schlägen nur ein weißer Fleck entstanden ist.
Wenn Du die Seitenteile genauso gestaltest, wie die orginalen Dieteg mit Glasscheiben, wird sich niemand daran stoßen. Ich meine, die hätten zwei Schiebefenster in Aluschienen laufen und unten zu den Radien der Kotflügel hin so Lappen aus Kunstleder .
Offiziell müsste das Konstrukt geprüft werden.

LG Marc
 
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bollo6006

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Das hört sich ja perfekt an!

Wenn man da Seitenteile macht, die natürlich leicht abweichen sollen, kann man damit zum TÜV-Prüfer fahren und der kann das abnehmen, oder müsste dann der örtliche Architekt beim städtischen Bauamt erst einen Bauantrag stellen :D
(und die fragen dann beim Luftfahrtbundesamt nach, ob die Kontruktion auch noch in 12 km Höhe bei 950 km/h fluffig aussieht)

Aber verstehe ich das richtig? Von Dieteg gibt es auch originale feste Seiteteile, also nicht diese LKW-Plane grau/beige mit Fenster-Folie? Die habe ich ja noch nie gesehen, glaube ich. Ich habe hier ja keine Kabine.
 
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Oberwesterwälder

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Gruß Martin
 
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