Anhänger, -bremsen und -gewichte (Anfängerfrage)

[matthias48]

Hallo Zusammen und einen schönen 1. Advent!

Was mich mal ganz grundsätzlich interessieren würde: Welche Bremsen sind bei landwirtschaftl. Anhängern üblich?

Ich kenne natürlich die Auflaufbremsen von Pkw-Anhängern und auch die druckluftgebremsten Lkw-Anhänger. Sind in der Landwirtschaft heutzutage auch druckluftgebremste Anhänger üblich?

Wie sieht es bei den Anhängern der 60er und 70er Jahre aus (also die für einen Deutz der 05er oder 06er Serie "passenden")?

Bis zu welchen Gewichten waren (sind?) ungebremste Anhänger üblich?

Beste Grüße,

Matthias

 

[Deutz45nullfuenf]

Moin Matthias,



Welche Bremsen sind bei landwirtschaftl. Anhängern üblich?

Das hängt vom zul. Gesamtgewicht ab. Bis 8t ist Auflaufbremse üblich und zulässig. Bei 40km/h Zulassung müssen beide Achsen gebremst sein.

Sind in der Landwirtschaft heutzutage auch druckluftgebremste Anhänger üblich?

ich würde grob schätzen das seit den 80er Jahren druckluftgebremste Anhänger üblich sind. Zunächst Einkreisanlagen, dann immer mehr Zweikreisanlagen wie heute auch noch üblich. Aber auch da kam die Druckluftbremse eigentlich erst ab 8t zulässigem Gesamtgewicht, also mit dem ersten 10m³ Güllewagen oder 16t Kipper.

Wenn du einen 4,4 oder 5,7t Dreiseitenkipper aus den 60er, 70er oder 80er Jahren suchst sind die eigentlich immer an der Vorderachse auflaufgebremst.

 

[matthias48]

Wenn du einen 4,4 oder 5,7t Dreiseitenkipper aus den 60er, 70er oder 80er Jahren suchst sind die eigentlich immer an der Vorderachse auflaufgebremst.

Hallo Harm,

vielen Dank für die Antwort!

Ich überlege mir ja einen Schlepper in 60-70 PS Region zuzulegen (z.B. 7206) und bin daher natürlich auch an einem passenden Anhänger interessiert.

Vor allem interessiert mich: kann ich einen solchen zweiachsigen, auflaufgebremsten Anhänger um die 5 Tonnen auch mit schwarzer Nummer zulassen und fahren?

Besten Dank und schöne Grüße,

Matthias

 

[Tobi_92]

Hallo Matthias,

solltest du einen Anhänger finden, für den der Verkäufer noch die Papiere hat, ist eine Zulassung mit schwarzem Kennzeichen kein Problem.
Zu beachten ist, dass die Steuer für einen Anhänger nicht ganz günstig sind.
Bei alten Anhängern ist es leider oft so, dass keine Papiere mehr vorhanden sind, da die ihr Leben lang ohne oder mit grünem Folgekennzeichen gelaufen sind.
Da gibt es dann auch noch verschiedene Optionen den Anhänger legal mit schwarzer Nummer auf die Straße zu bekommen. Bevor ich dazu aber Halbwissen verbreite überlasse ich an der Stelle den Profis das Feld.
Aber im Prinzip kannst du einen zweiachsigen Anhänger auch mit schwarzer Nummer zulassen.

Gruß

Tobi

 

[matthias48]

Hallo Tobi,

vielen Dank! Mit Papiere ist wahrscheinlich sowas wie eine ABE gemeint? Vermutlich ist sonst eine Vollabnahme fällig?

Beim Steuerrechner im Netz sind mir für einen 5 to Anhänger rund 190 €/Jahr an Steuer genannt worden. Ich nehme an sowas wie ein H-Kennzeichen für Anhänger gibt es nicht?

Beste Grüße,

Matthias

 

[Dr. Pepper]

Moin
Das Anhängerthema ist eigentlich relativ einfach :
Der Kipper muss geprüfte Achsen und auflaufeinrichtung haben.
Sprich beides mit Typenschild, sehr gut geeignet sind Kipper von welger oder Krone da gibt's noch die ABE vom Hersteller.
Der Anhänger muss natürlich Verkehrssicherheit sein.
Das ganze Thema ist teuer und aufwendig.

 

[Tobi_92]

Hallo Matthias,
genau die ABE müsste das sein. Bzgl. H-Kennzeichen auf dem Anhänger hatte ich 2017 mal mit dem Zoll Kontakt, die teilten mir mit, dass ein H Kennzeichen möglich sein und 191€/Jahr an Steuern kostet. Ist also eher für größere Anhänger relevant.

Gruß

Tobi

 

[Henn2Zui]

Moin Matthias,

je nach Gelände kannst du bis 8 Tonnen gehen. Mein John Deere mit 68 PS harmoniert hier im Flachland ganz wunderbar mit nachbars 8t-3-Seitenkipper. Auf der Straße zieht der Schlepper den vollbeladen problemlos überall hin, aufm Land hingegen ist meist die Tragfähigkeit des Bodens oder fehlende Traktion der limitierende Faktor. So ein 8t-Kipper würde nach dem Onlinerechner knapp 300€ an Steuern kosten (plus Versicherung). Die nächstkleinere weit verbreitete Größe ist m.W. 5,7t (~220€ Steuern), gefolgt von 4,4t (~160€).
Hier bei uns im Flachland haben die meisten Landwirte (alte) Drehschemel-Kipper.

Wenns hingegen hügeliger wird, dann ist ein Einachs-Anhänger u.U. die bessere Wahl und dann lieber ne Nummer kleiner.

Druckluftgebremst würd ich nur ins Auge fassen, wenn der Schlepper eine Druckluftanlage hat, was bei dem Alter (06er Serie) in der Leistungsklasse schon seltener ist. Wenn die Option allerdings besteht, dann ist Druckluftgebremst schon mein Favorit, bremst ohne das Knallen der Auflaufbremse und bietet durch das "Ziehen" mehr Sicherheit bei Beragabfahrt (Auflaufbremse schiebt).

 

[matthias48]

Vielen Dank für die vielen hilfreichen Antworten! Ich denke ich sehe schon klarer.

Auch der Hinweis bzgl. Flachland und Hügeln ist gut. Vielleicht doch ein leichterer Anhänger, bzw. ein Einachsanhänger?

Gibt es eigentlich ein Höchstgewicht für ungebremste Anhänger (wie bei Pkw) oder hängt das vom Zugfahrzeug ab?

Einen schönen Abend noch!

Matthias

 

[Henn2Zui]

Das Höchstgewicht von einem ungebremsten Anhänger ist abhängig vom Leergewicht des Zugfahrzeugs. Wenn ich die Google-Ergebnisse richtig lese, dann max. halbes Leergewicht, aber nicht mehr 3t. Wenn ich jetzt mal von dem Wunsch vom 7206 ausgehe mit einem geschätzten Leergewicht von ca 3t bedeutet das ca 1,5t ungebremst, dann ist Schluss.

 

[DX-Driver]

Hallo Matthias,

bis 4T ZGG ist bis 25KM/H auch noch die Seilzugbremse zulässig.
Die habe ich an meinem Einachs-Miststreuer und der hat auch eine schwarze Nummer.

Papiere hatte ich keine und auch kein Typschild vom Hersteller, aber das Typschild der Deichsel und der Achse waren dran.
Vorne rechts an der Stirnwand steht auch noch die Fahrgestellnummer und ich kannte in etwa die Verkaufsbezeichnung.
Damit konnten beim TÜV, über die Datenbank vom KBA, alle relevanten Daten gefunden werden und die Vollabnahme
war nur noch Formsache da am Anhänger alles vorschriftsmäßig war und ist.

Am wichtigsten sind die Typschilder der Achse(n) und Zugeinrichtung und der Name des Herstellers.
Ein Typschild vom Anhänger ist auch sehr hilfreich und die Fahrgestellnummer steht vorne rechts an der Stirnwand im unteren Bereich.

Grüßle Reiner

 

[Jann]

Hallo Reiner,

wo steht denn das mit den 4t und Seilzugbremse bei 25km/h. Gilt das auch bei zugelassenen Hänger. Ich dachte Seilzugbremse wird genauso behandelt wie ungebremst. Oder ist das bei alter ABE anders?

Viele Grüße
Jan

 

[egnaz]

Auch der Führerschein ist zu beachten. Ohne Lof gelten die Klassen L und T nicht. Dann ist für den 7206 mit Anhänger mindestens der C1E erforderlich.

 

[matthias48]

Auch der Führerschein ist zu beachten. Ohne Lof gelten die Klassen L und T nicht. Dann ist für den 7206 mit Anhänger mindestens der C1E erforderlich.

Auch das ist natürlich ein guter Hinweis! In meinem Fall kein Problem, ich habe u.a. auch C und CE.

Hier habe ich noch eine gute Video-Serie zu dem Thema gefunden:

Beste Grüße,

Matthias

 

[Westerwälder Deutz]

Seilzugbremse wird bei Neuzulassung in D (seit 1995?) behandelt wie ungebremst, dient höchstens als Feststellbremse. Für die älteren Miststreuer und Ladewagen usw. gilt Bestandsschutz mit der Sibra-Bremse.

Westerwälder

 

[DX-Driver]

Hallo Westerwälder, hallo Jan,

bei mir dreht es sich ja um einen alten Miststreuer.
Der hatte schon die Sibra-Bremse und die wurde lediglich erneuert inkl. der Bremsbeläge.
Wurde so auch vom TÜV abgenommen.
Auf dem Bremsenprüfstand konnte ich eine Vollbremsung mit blockierenden Rädern hinlegen, leer wohlgemerkt.
Ein Riesenvorteil der Sibra-Bremse, die funktioniert im Notfall auch bergauf.
Warum man die bei Neuzulassungen verboten hat ist mir ein Rätsel.
Den Vorteil hat keine Auflaufbremse.

Grüßle Reiner

 

[niedersasse]

Moin,

die Erklärung ist relativ einfach:
In Gefahrensitutionen braucht man meistens beide Hände am Lenkrad.
Da ist dann keine Hand zum Bremsen frei.

Grüße

Richard