Ohne Zweifel ist Bernidson kein Intrac-Experte. Vielleicht sollte er sich mal damit beschäftigen und echte Vergleiche mit der rasenden Telefonzelle mit Stern anstellen, dann würde er nicht nur Experte sondern möglicherweise sogar Fan.
Zunächst: Ein Trac ist ein Schlepper mit zusätzlichem Anbauraum (meist "dritter Anbauraum" [nach vorn und hinten] genannt). Das hat mit der Größe der Räder nichts zu tun - zumal beim MBtrac von Rad
größe ja auch nur sehr bedingt gesprochen werden kann. Demzufolge wäre korrekterweise eigentlich auch ein Fendt-GT ein Trac, nicht aber der sog. Super-Trac von Schlüter, denn der hatte keinen dritten Anbauraum.
Dann: Der Intrac war eigentlich für den Ackerbau konzipiert worden, und so wurde er auch damals präsentiert. Daß die Bauern dann sehr schnell gemerkt haben, daß mähen vorne und laden hinten im Grünlandbetrieb eine wunderbare Sache ist, hat auch Deutz etwas überrascht. Jedenfalls hatte man in den ersten Jahren den Nutzen des INtrac-Systems im Ackerbau gesehen. Nur hat dann die Praxis eben die Theorie überholt.
Ferner: Ohne Zweifel war einer der Hauptmängel der kleinen Intracs die zu kleine Vorderradbereifung. Bzgl. der Bodenfreiheit wurden die gröbsten Mängel erst mit der Einführung der Portalachse beim Intrac 2004 (optional) bereinigt - allerdings hat Deutz es möglichst geheim gehalten, daß so eine Achse lieferbar war - warum auch immer. Die Vorderräder blieben trotzdem zu klein. Andererseits zieht auch ein Trac noch immer meistens hinten. Und da gab es beim Intrac richtige Räder. Der Xylon von Fendt zeigt doch sehr schön, daß Räder nicht
gleich , sondern
groß sein müssen.
Und damit komme ich zur Ackertauglichkeit des MBtrac. Vier
gleich kleine Räder sind schon mal nicht optimal. Durch das spezielle Konzept der Vorderachsfederung hat Mercedes die Nutzung der Regelhydraulik gründlich vereitelt - zwei Probleme, die schon der Unimog mit sich herumschleppt. Und dann die Gewichtsverteilung (von Mercedes immer "die ideale" genannt

Natürlich liegen beim MBtrac im Ruhezustand etwa 60% des Gewichts auf der Vorderachse. Aber diese 60% sind als Gegengewicht zu z.B. einem schweren Pflug nicht zu gebrauchen, weil durch die Federung das Gewicht der Vorderachse weitgehend entkoppelt ist (oder anders ausgedrückt: erst zum Tragen kommt, wenn der Schlepper die Nase schon gewaltig weit in der Luft hat). Folgerichtig habe ich auch noch nie andere Schlepper gesehen, die vorne dermaßen stark ballastiert zum Pflügen fahren, wie die MBtrac mit der "idealen" Gewichtsverteilung. Im Grünland ist die Kopflastigkeit auch nicht die reine Freude: Mit Frontmähwerk (noch mehr Gewicht vorne) und Ladewagen (der schiebt dann gut nach) sollte man zumindest hoffen, daß es nicht anfängt zu regnen, oder daß der Weg aus anderen Gründen etwas glatt wird. Ruck-zuck knickt die Fuhre ein oder liegt gar auf der Seite.
Und dann die Trac-Eignung. Wenn man den Aufbauraum tatsächlich nutzen will, dann kann man wohl schlecht die Kabine dahin setzen. Und tatsächlich: Bei allen Schleppern mit Mittelkabine liegt der Schwerpunkt des Aufbautanks hinter der Hinterachse und sorgt also für die Entlastung der Vorderachse. Nur bei Intrac und GT taugt der zusätzliche Anbauraum auch etwas. Die haben ja auch nicht die Kabine mitten in den Weg gestellt. Natürlich haben auch diese Lösungen ihre Nachteile, aber warum sollte man einen Trac kaufen, wenn der Aufbauraum ohnhin nur schlecht zu nutzen ist? Es fällt schon auf, daß die meisten MBtrac mit konventionellen (am Heck angebauten) Anbauspritzen unterwegs sind. Das tut ein Standardschlepper auch - mit
richtiger Bereifung, besserer Wendigkeit und sogar regelhydrauliktauglich.
Ich hätte mir einen Trac mit dem Grundaufbau des Schlüter Euro-Trac bzw. Fendt Xylon, natürlich mit Kabine vorne,
großer (nicht notwendigerweise gleicher) Bereifung und Vorderachsfederung nach heutigem Konzept gewünscht. Schade, daß das Thema einstweilen vom Tisch ist.
Der MBtrac hingegen wäre wohl kaum zu verkaufen gewesen, wenn da z.B. Steyr oder Same draufgestanden hätte. Wir wollen froh sein, daß dieser nette Scherz für gute Freunde und Bekannte in die ewigen Jagdgründe entschwunden ist.
Gruß
Michael Bruse