Getreide ernten und dreschen - wie? Mähbinder, gezogener- selbstfahrender Mähdrescher

Diskutiere Getreide ernten und dreschen - wie? Mähbinder, gezogener- selbstfahrender Mähdrescher im Forum Fremdfabrikate & Landmaschinen im Bereich Sonstiges - Hallo, ich habe dieses Jahr die Möglichkeit, die logistischen und zeitlichen Ressourcen, selber Getreide zu ernten. Nicht HA - weise, aber doch...
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zirkuszansiba

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Hallo,



ich habe dieses Jahr die Möglichkeit, die logistischen und zeitlichen Ressourcen, selber Getreide zu ernten. Nicht HA - weise, aber doch etwas...

Es ist alles wirtschaftlich nicht rentabel - das soll nicht das Thema sein. Es soll mir Freude machen - ich habe das schon lange mal machen wollen.



Die Maschinen, die dafür in Frage kommen, kosten alle nicht soooo wahnsinnig viel Geld - also in dieser Preiskategorie "Spielt Geld dann keine Rolle" - ob es nun 200 - 300 Euro mehr oder weniger sind, das ist dann egal, es ist ein Hobby... das darf auch mal Geld kosten...



Ich habe mir drei Möglichkeiten überlegt - vielleicht habt ihr noch andere Möglichkeiten.



Mein Ziel: es soll funktionieren. Ich möchte nicht vor lauter Reparaturen, fehlender Ersatzteile usw frustriert aufgeben oder den kompletten Sommer daran basteln, weil ich mich für das "falsche System" entschieden habe.

Klar darf / wird es Zeit in Anspruch nehmen - aber es sollte zu bewältigen sein. Ab und an kann ich auch Hilfe erfragen von einem Lama-Techniker.



Die drei Varianten, die mich interessieren - welche Vor- und Nachteile seht ihr? Welche ist "technisch die einfachste?"



1: Mähbinder und kleine Dreschmaschine

2: gezogener Mähdrescher - ich habe einen Claas Junior in erreichbarer Nähe gefunden (passender Traktor ist vorhanden)

3: selbstfahrenden Mähdrescher - da gibt es einen Claas Columbus in der Nähe - es müßte der Perkins Diesel Motor sein, auch wenn das auf den Fotos nirgends zu lesen ist ( Mercedes und VW ist es nicht)



Meine Gedanken:

Der Mähbinder ist vermutlich technisch die einfachste und überschaubarste Variante. Dafür im Handling die aufwändigste. Oder täusche ich mich? Ist der technisch aufwändig ? ( Knoter...?) Der Mähbinder ist wohl die "platzsparendste Variante"

Der gezogene Mähdrescher hat keinen Motor - da fällt also schon mal ein Baustein weg. Dafür hat er auch wie der Mähbinder Transporttücher. Das könnte ein Problem sein... Was gibt es da noch zu beachten?

Der selbstfahrende Mähdrescher ist bestimmt die komfortabelste Variante. Allerdings fürchte ich mich etwas vor einem weiterem Motor.... Zumal ich mit Perkins absolut noch nie was zu tun hatte und gar nicht wüßte wo und wie ich Verschleiß - und Ersatzteile bekommen kann. Wie ist da die Versorgungslage?



Ja, was für Erfahrungen habt ihr? Worin seht ihr Vor- und Nachteile?
 
schluetel

schluetel

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Ich weiß nicht wie Du heißt!

Um welche Fläche geht es? 100m², 1000m², 1ha, 10ha?

Bedenke das alle Maschinen mindestens evtl. 30 bis 50 Jahre gestanden haben.
Der Mähbinder ist wohl die "platzsparendste Variante
Da kommt aber noch eine Dreschmaschine noch dazu.

Das sind nur ein paar schnelle Gedanken von mir.

Ich heiße Mark!
 
100er

100er

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Hallo Zirkuszansiba,

Der Vollständigkeit halber:
Möglichkeit 4: Anbaumähdrescher

Allerdings weiß ich nicht welchen Traktor du fährst und ob das dann kompatibel ist.

Hier wird grad einer verkauft ohne Werbung machen zu wollen. Ist aber im Vergleich mit einem Claas (Selbstfahrer oder gezogen) wohl eher ein Exot heutzutage.

Grüße
100er
 
F

FahrM66Tfan

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Guten Abend,

Das hängt auch von der zu erntenden Gesamtfläche ab und von der Größe der einzelnen Ackerflächen.

Mähbinder und Dreschmaschine ist sportlich und hält fit, aber alleine kaum zu schaffen. Optimalerweise hat der Mähbinder einen Zapfwellenantrieb und der Schlepper eine Riemenscheibe. Praktischer wäre eine Dreschmaschine mit 380 Volt Elektromotor. Wenn man das anfallende Stroh nicht gebrauchen kann, wäre eine Anbaupresse an der Dreschmaschine praktisch oder eine separat angetriebene, vielleicht vom Schlepper. Dann kann man das besser einlagern und weiterverkaufen. Sonst hat man einen riesen Strohberg. Unpraktisch.

Der Class Junior wäre eine gute Alternative, wenn er ein Automatic ist, also schon mit Korntank. Sonst muss wieder einer die Säcke abfüllen und die müssen wieder auf den Anhänger und von dort weiter geschleppt werden. Unnötig Umständlich. Hält aber auch fit, wenn man nicht wie früher üblich die 100 kg Säcke nimmt. Der Schlepper sollte aber eine Zapfwellenkupplung haben, die unabhängig von der Getriebekupplung arbeitet. Damit kann man das Schlepper Junior Gespann anhalten, damit sich der Mähdrescher bei weiterdrehendem Dreschwerk frei arbeiten kann, falls notwendig. Nun muss das anfallende Stroh nur noch gehäckselt werden. Dafür gibt es von der Zapfwelle angetriebene Häcksler . Oder man fährt wieder mit einer Presse drüber. Die Ballen kann man dann einzeln auflesen, hält wiederum zwei Mann fit, mit der Ballenrutsche auf den Anhänger laden, braucht eine zweite Person die fit gehalten wird oder etwas komfortabler mit der Ballenschleuder. Zuhause das Ganze dann wieder retour. Oder etwas mehr investieren und mit einer Rundballenpresse oder Quaderpresse drüber fahren. Dann braucht man nur einen Frontlader am Schlepper, der das Ganze auch heben kann.

Optimal ist ein Selbstfahrer mit Korntank, der das Stroh auch häckseln kann. Der körperliche Fitnessfaktor entfällt so zwar komplett, aber wenn man kein Stroh benötigt ist das die einfachste und schnellste Lösung.

Wenn kein Selbstfahrer gewünscht ist wegen dem Motor, bietet sich auch ein gezogener Mähdrescher mit Korntank und Strohhäcksler an. Dann muss aber an der Zapfwelle genug Leistung ankommen. Da werden die beim Junior Automatic angegeben 25 PS Minimalleistung an der Zapwelle nicht reichen. Man hat auch nicht immer günstige Dreschbedingungen. Wenn das Stroh noch etwas feucht ist, vor allem gegen Abend wenn es draussen anzieht, kann es Probleme geben.

Mit staubigen Grüssen

Friedrich
 
Kai6.05

Kai6.05

Moderator
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Moin Unbekannter,

wenn du es einfach haben willst und und ohbe größere Reparaturen auskommen willst, brauchst du erstmal Glück und zum Zweiten Geduld. Du solltest die Geräte vorher ausgiebig testen.

Ein Mähbinder ist sehr anfällig mit der Bindevorrichtung. Zudem hast du die Nacharbeit mit Dreschmaschine usw.

Ein Selbstfahrer kann beim Motor anfällig sein.

Ein gezogener Drescher macht damit am meisten Sinn. Richtig Spaß bringt das aber nur mit einerunabhängigen Zapfwelle.


MfG Kai
 
Kuhlerter Deutzer

Kuhlerter Deutzer

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Hallo Zirkuszansiba,

in Deinen Angaben fehlt noch, mit wie viel Personen Du dieses Vorhaben umsetzen willst.
Beim Traktorentreffen in Beulich/Hunsrück werden u.a. verschiedene Ernteverfahren für Getreide aus der Vergangenheit den Besuchern gezeigt.
Vorneweg gilt: wenn die Maschinen und Geräte in Ordnung sind und gut gepflegt werden, arbeiten die alle zuverlässig.

Ad 1: Mähen mit Sense, Garben binden, mit Dreschflegel ausdreschen, mit Windfege säubern
Es werden dabei mindestens 4 bis 5 Personen beschäftigt. Das ist technisch die ein- fachste Variante.
Ad 2: Mähbinder, gezogen von Pferd bzw. Schlepper, Garben dreschen mit Dreschmaschine.
Es werden dabei 3 bis 4 Personen beschäftigt. Handling ist kein Problem, der Knoter auch nicht.
Ad 3: Getreide ernten mit gezogenen Mähdrescher, es werden 2 (mit Korntank) oder 3 (mit Absackstand) Personen zur Ernte gebraucht. Die ersten gezogenen Mähdrescher hatten
einen VW Boxermotor als Antrieb.
Ad 4: Selbstfahrender Mähdrescher (körperlich am wenigsten anstrengend), es werden 2
Personen zur Getreideernte gebraucht. Wie Du richtig erkannt hast, braucht der die meiste Pflege.

Ich würde mich danach entscheiden, wie viele Freunde Dir zuverlässig zur Seite stehen und den Spaß mitmachen.

Auch bei Dir in der Gegend gibt es bestimmt Dreschfeste. Es lohnt sich für Dich, so eine Vorführung der alten Technik in der Praxis zu besichtigen.

Ein gutes Gelingen wünscht Dir
Philipp
 
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zirkuszansiba

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Kai schreibt, dass der Knoter anfällig ist - bei Philipp funktioniert er... Also.. anfällig oder nicht? Welche Erfahrung gibt es da?
 
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swd40

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Moin,

ein Knoter braucht auch noch in den HD-Pressen der 50er/60er/70er eine vernünftige Einstellung, dann tut der auch. Bis man da aber bei einem verstellten oder verdreckten Knoter hin kommt kann das einige graue Haare kosten. Und ob da von vornherein was defekt ist (verbogen, gebrochen, Teil fehlt ganz ... ) merkt man erst wenn kein oder nur jeder 5. Knoten nicht gebunden wird.

Gruß,
Josef
 
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FahrM66Tfan

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Guten Morgen,

Zwischen Sense und Mähbinder gab es noch einen Zwischenschritt, den Flügelmäher. Der konnte das Getreide mähen und zur Seite ablegen, aber noch nicht binden. Diese Arbeit wurde meistens von Frauen und Fräulein gemacht, wie man unverheiratete Frauen bis 1972 nannte. Zum binden nutzte Frau und Fräulein einige Halme des abgeschnittenen Getreides.

Wenn man heute Mähbinder auf Treffen im Einsatz sieht fällt auf, dass es vor allem bei kurzgespritztem Getreide zu Problemen kommt. Falls man in der eigenen Hobbylandwirtschaft wirklich einen Mähbinder einsetzen möchte, sollte man auf das kurzspritzen verzichten. Man hat dann natürlich wieder eine erhöhte Strohmenge, die bewältigt werden muss.

Friedrich
 
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GTfan

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Moin moin,

da ich seit über 20 Jahren jährlich alle drei Verfahren museal einsetze, kann ich da einiges aus eigener Erfahrung zu beisteuern.

Aus der Frage lässt sich herauslesen, dass keinerlei Erfahrung mit der Erntetechnik vorliegt. Pauschal kann ich dann sagen, dass ein selbstfahrender Mähdrescher wie ein Claas Columbus am ehesten als Anfängergerät taugt.
Hier der "Vorgänger" Huckepack im Einsatz, noch mit Absackstand:
Maeh7

Mähbinder:
Viele Handgriffe, die beim Umbau von Transport- auf Arbeitsstellung sitzen müssen, viele bewegte Teile mit viel Verschleißpotential. Erfahrungsgemäß hängt immer irgendwo etwas, kein Ernteeinsatz läuft gleich ab der ersten Garbe problemlos. Zur Fehlersuche und -behebung gehört dann Erfahrung.
Das Getreide muss vor der Totreife gemäht werden, sonst verteilt man die Körner gleich wieder auf dem Acker. Ein Ablagern der Garben entweder auf dem Dachboden, auf dem Wagen oder bei zuverlässig stabilem Wetter auch auf dem Acker ist zwingend erforderlich. Dabei sollte man sich nicht bei der Menge der Garben verschätzen, von 1/4 ha kommen zwei volle, gut gepackte Ackerwagen zusammen:
Unimog

Die Menge Stroh muss man dann auf dem Hof auch bewegen können, jede Lösung mit einer zeitgenössischen Presse hinter der Dreschmaschine reduziert die Strohmenge nicht, da das alles nur Niederdruckpressen sind. Mit einer Hochdruckpresse hingegen kriegt man aus zwei derartigen Fudern 40-60 feste Kleinballen zusammen, damit ist ein kleiner Gummiwagen nichtmal halb voll.
Die Dreschmaschine braucht ebenfalls kundige Hände, eine ebene Aufstellfläche und im Winter ein trockenes Plätzchen.

Der selbstfahrende Mähdrescher ist bestimmt die komfortabelste Variante. Allerdings fürchte ich mich etwas vor einem weiterem Motor.... Zumal ich mit Perkins absolut noch nie was zu tun hatte und gar nicht wüßte wo und wie ich Verschleiß - und Ersatzteile bekommen kann. Wie ist da die Versorgungslage?
Perkins-Motoren sind absolut robust, je nach Typ gibt es deutlich mehr Neuteile als selbst für die verhältnismäßig gut versorgten Deutz-Motoren.
Für Perkins kriegt man bei einzelnen Typen sogar neue (!) Kurbelwellen, Zylinderköpfe, Motorblöcke.
Der Class Junior wäre eine gute Alternative, wenn er ein Automatic ist, also schon mit Korntank.
Beim Claas Junior hatten nur die allerersten Maschinen einen Absackstand, und selbst davon wurden die allermeisten mit Korntank nachgerüstet. Da der Korntank immer oben drauf sitzt, der Absackstand jedoch seitlich angebracht wäre, lässt sich bei jedem Junior auf Anhieb erkennen, ob ein Korntank vorhanden ist.

Die Version "Junior Automatic" zeichnet sich durch eine hydraulische Steuerung von Haspel und Schneidwerk aus, mit dem Korntank hat das überhaupt nichts zu tun! Den gab es wie erwähnt schon deutlich früher...
Ein Mähbinder ist sehr anfällig mit der Bindevorrichtung. Zudem hast du die Nacharbeit mit Dreschmaschine usw.

Ein Selbstfahrer kann beim Motor anfällig sein.

Ein gezogener Drescher macht damit am meisten Sinn. Richtig Spaß bringt das aber nur mit einerunabhängigen Zapfwelle.
Ein gezogener Mähdrescher ist beim Platz anfällig...
Wenn nur kleine, verwinkelte Ackerflächen gemäht werden sollen, ist das mit einem gezogenen Mähdrescher etwas aufwändiger, da man viel rangieren muss. Freie Feldränder und befahrbare Nachbarflächen sind da grad für Anfänger enorm von Vorteil.
Maeh2
Tatsächlich ist hier jährlich jedoch ein Junior Automatic im Einsatz, der Fahr wartet noch auf eine Generalüberholung.

Wer keine Angst hat, mit einem übergroßen, lärmenden, staubenden und schüttelnden Anhänger ohne Sicht rückwärts zu rangieren und das ohne große Einknickwinkel beim Lenken hinbekommt, der kann problemlos zum gezogenen Drescher greifen. Wer keinerlei Erfahrung hat, sollte sich überlegen, was er sich antut!

Ad 3: Getreide ernten mit gezogenen Mähdrescher, es werden 2 (mit Korntank) oder 3 (mit Absackstand) Personen zur Ernte gebraucht. Die ersten gezogenen Mähdrescher hatten
einen VW Boxermotor als Antrieb.
Unfug.
Der überwiegende Teil aller gezogenen Mähdrescher hatte einen Zapfwellenantrieb. Einzelne Hersteller boten Aufbaumotoren an, um die Mähdrescher auch mit schwächeren "Bauernschleppern" betreiben zu können. Bei diesen Aufbaumotoren gehörten auch VW-Motoren zur Auswahl.

Ad 4: Selbstfahrender Mähdrescher (körperlich am wenigsten anstrengend), es werden 2
Personen zur Getreideernte gebraucht. Wie Du richtig erkannt hast, braucht der die meiste Pflege.
Zum Thema Pflege und Abeitsaufwand:
- Mähbinder: Viel Erfahrung notwendig. Wenn die erfahrene Gruppe morgends mit der Vorbereitung der Maschine anfängt, ist sie zum Mittag einsatzbereit auf dem Acker. (Abschmieren, Umbau, etc). Eine Flächenleistung von 0,25 ha/Stunde ist nur für eine erfahrene Mannschaft mit gut laufender Maschine möglich.
- Dreschmaschine: Aufbau, Ausrichten, Abschmieren usw braucht auch mehr als eine Stunde. Das Dreschen braucht Zeit, das Stroh muss dann noch wieder "behandelt" werden..
-> Wer mit 5 Mann eine Fläche von einem Hektar an einem Wochenende vollständig abernten will, hat sehr gut zu tun. Mindestens jeweils ein Wochenende zur Vor- und Nachbereitung der Maschinen sind da notwendig!

- Mähdrescher (egal ob gezogen oder selbstfahrend:( Samstag morgends heraus holen, abschmieren, durchsehen, wenn es mittags die Bedingungen zulassen kann man dann dreschen. Abends bleibt noch Zeit zum Grillen.
Sonntag kann der Mähdrescher wieder gesäubert und auf die Winterruhe vorbereitet werden, wer eine einsatzbereite Presse hat, kann nachmittags noch eben das Stroh pressen.
Das geht auch alles alleine, wenn es sein muss.
Moin,

ein Knoter braucht auch noch in den HD-Pressen der 50er/60er/70er eine vernünftige Einstellung, dann tut der auch. Bis man da aber bei einem verstellten oder verdreckten Knoter hin kommt kann das einige graue Haare kosten. Und ob da von vornherein was defekt ist (verbogen, gebrochen, Teil fehlt ganz ... ) merkt man erst wenn kein oder nur jeder 5. Knoten nicht gebunden wird.

Gruß,
Josef
Eben, je mehr Technik, desto mehr Verschleiß kann drin stecken, desto mehr bewegte Teile und möglicherweise versteckte Schäden.

Insbesondere in den frühen Mähdreschern von Claas steckt nicht viel empfindliche Technik, die Baureihen Junior/Super, Columbus und Europa sind sehr übersichtlich, robuste und dankbare Maschinen.

Von angebauten Pressen am Mähdrescher muss ich abraten. Das sind allesamt auch wieder nur Niederdruckpressen, bei denen das Stroh kaum verdichtet wird. Dementsprechend groß ist das Transportvolumen. Dass das Stroh beim Dreschen eher selten wirklich trocken genug für Ballen ist, kommt noch dazu.

MfG
Fabian
 
G

GTfan

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Guten Morgen,

Zwischen Sense und Mähbinder gab es noch einen Zwischenschritt, den Flügelmäher. Der konnte das Getreide mähen und zur Seite ablegen, aber noch nicht binden. Diese Arbeit wurde meistens von Frauen und Fräulein gemacht, wie man unverheiratete Frauen bis 1972 nannte. Zum binden nutzte Frau und Fräulein einige Halme des abgeschnittenen Getreides.
Wenn du es so genau haben möchstest, darfst du den Grasmäher mit Handablage (Getreidemäher) nicht vergessen.
Da war dann eine zweite Person auf der Maschine für das Portionieren der Garben zuständig.

Wer mit dem Flügelmäher oder dem Getreidemäher arbeiten möchte, sollte nicht gleich mit 1/4 ha anfangen. Das händische Knoten und Aufladen packt der ungeübte moderne Mensch bei sommerlichen Temperaturen nicht an einem Tag!
 
egnaz

egnaz

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Fabian hat ja schon umfassend informiert. Zum Junior möchte ich noch ergänzen. Beim Anmähen muss man manchmal auch durch den Bestand fahren. Dann wird beim Junior das Stroh in den Bestand abgelegt und muss dann beim Mähen des überfahrenen Getreides noch zusätzlich mit durch den Drescher.
Ich habe daher einen M66T. Der hat einfache Technik, die gut zu reparieren ist und die auch gut funktioniert.
 
F

FahrM66Tfan

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Guten Tag,

Danke für die Korrektur, Fabian. Bei mir taucht da eine neue Frage auf.

Angenommen der Junior ist kein Automatic und bei diesem wurde ein Korntank nachgerüstet, bleiben dann Schneidtisch und Haspel auch weiterhin ohne Hydraulik? Dann hätte man einen Korntank aber dennoch einen zweite Person auf dem Drescher, der Schneidtisch und Haspel bedient?

Was mir noch gerade einfällt. Man sollte auch die Nachbarn fragen, ob sie mit dem Betrieb der Dreschmaschine einverstanden sind und sagen, dass es zu einer entsprechenden Geräuschkulisse und einer Staubentwicklung kommt. Wenn die Nachbarin gerade Ihre frisch gewaschene Wäsche an der Leine hat ist das vielleicht nicht so gut. Alternativ draussen auf dem Acker die Dreschmaschine aufstellen.

Die Handablage, stimmt. War der Vorgänger des Flügelmähers.

Friedrich
 
Kuhlerter Deutzer

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Hallo Fabian,

ich stamme aus einem landwirtschaftlichen Mischbetrieb, auch mit Getreideanbau: Braugerste, Weizen, Roggen, Hafer.
Der erste gezogene Mähdrescher im Betrieb Anfang der fünfziger Jahre war ein Claas mit
Aufbaumotor von VW.
Was bedeutet dann oben Dein Kommentar "Unfug"?
Die später folgenden gezogenen Claas Mähdrescher wurden vom Schlepper aus über die Zapfwelle angetrieben.
Habe ich oben etwas Falsches geschrieben ?

Gruß, Philipp
 
Kuhlerter Deutzer

Kuhlerter Deutzer

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Hallo Friedrich,

einen solchen gezogenen Claas-Mähdrescher mit nachträglich aufgebauten Korntank statt Absackstand habe ich selbst noch in meiner Lehrzeit mit dem Deutz D 5006 gezogen und angetrieben.
Die Haspel und der Schneidtisch wurden mechanisch von Hand vom Schlepperfahrer aus über zwei entsprechend lange Hebel und Rasten angehoben und abgesenkt. Das war immer ein kleiner Kraftakt. Das musste vor einer Linkskurve geschehen sein, weil der Schneidtisch rechts angebaut war, sonst kamst Du nicht mehr an die Hebel dran.
Dafür war nur eine Bedienperson notwendig plus eine Person für die Getreideabfuhr.
Mit der Hydraulik am nachfolgenden Class Super Automatic war das absoluter Luxus.

Gruß, Philipp
 
F

FahrM66Tfan

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Guten Morgen,

Danke Philipp für deinen Hinweis.

Ich finde das bei Claas etwas unübersichtlich. Der Junior beruht ja auf seinem Vorgänger Claas Super mit 210 cm Schnittbreite, gebaut ab 1946. 1953 gab es dann den Super Junior mit 150 cm Schnittbreite. Für beide Mähdrescher gab es als Sonderausstattung einen Aufbaumotor. Beim Super Junior war das ein VW Industriemotor mit 23 PS. Der Claas Super benötigte aber eine Leistung von 35 PS. Ob das auch ein VW- Industriemotor war weis ich nicht. Bei dem direkten Nachfolger vom Claas Super, dem ab 1955 gebauten Super 500 mit Schnittbreiten von 210 cm, 240 cm oder sogar 300 cm, konnte man als Sonderausstattung zwischen drei Motoren wählen. Es gab den Perkins Dieselmotor P3, den Mercedes OM 636 und den Ford Benzinmotor BB. Als weitere Sonderausstattung gab es bei diesem Super 500 dann erstmals die hydraulische Verstellung von Schneidtisch und Haspel und nannte sich dann Super Automatic. Alle ab 1946 gebauten gezogenen Claas Mähdrescher konnten mit einer Anbaustrohpresse geliefert werden. Als weitere Sonderausstattung gab es dann bei dem Super 500 oder bei dem Super Automatic erstmals die Möglichkeit einen Anbau Strohhäcksler zu bestellen. Aber auch bei dem Super Automatic war die Serienausstattung noch ohne Korntank. Der kleinere Nachfolger des Super Automatic war dann der ab 1958 gebaute Junior Automatic mit einer Schnittbreite von 160 cm und später sogar 180 cm, für den eine Antriebsleistung von 25 PS angegeben wird. Auch den Junior Automatic gab es zuerst nur mit Absackstand. Ob oder ab wann es den Korntank bei dem Super Automatic und bei dem Junior Automatic als Serienausstattung gab, ist mir unbekannt.

Friedrich
 
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zirkuszansiba

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Hallo Fabian, GTfan, ich hatte dir eine E-Mail geschickt- hast du die gesehen?
 
schluetel

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Hallo ?
Du scheinst ein wenig beratungsresistent zu sein. Wir möchten Dich gerne mit Namen ansprechen, das geht aber nicht wenn Du ihn nicht nennst, Vorname reicht.

Wie gesagt, ich heiße Mark
 
MTZ 320

MTZ 320

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Im Traktorhof firmiert er/sie/es Namenlos unter "Holderfahrer" mit der gleichen Fragestellung.
"Ich hätte da gern mal ein Problem und möchte bitte umfassend und kostenlos über alle Eventualitäten in´s Bild gesetzt werden."
So ähnlich könnte die Signatur des Nutzers aus Eschwege nach Durchsicht seiner/ihrer Beiträge
aussehen.
Leute spart Eure Energie !
Grüße in die Runde
Cordt
 
Thema: Getreide ernten und dreschen - wie? Mähbinder, gezogener- selbstfahrender Mähdrescher
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