Moin,
im Stammtisch bereits diskutiert, scheint es doch hier und da Interesse an meinem letzten erworbenen LKW zu geben.
Dieses möchte ich im folgenden befriedigen.
Zunächst etwas allgemeines zum Fahrzeug, da die Marke FAUN als eigenständiger Hersteller von LKW seit langer Zeit vom Markt verschwunden ist und das Label nur noch an Mobilkränen in Verbindung mit dem japanischen Konzern Tadano oder an Müll- und Kommunalfahrzeugen prangt.
Ich beschreibe aber hier mein Fahrzeug, das von der Firma FAUN für die Bundeswehr entwickelt und als SpezialLKW 1963 ausgeliefert wurde.
Wenn ich da also vorstellen dürfte, es handelt sich somit um einen ehemaligen LKW der Bundeswehr, ehemalig, weil dieser Typ bis auf ein Exemplar im Bereich der Wehrtechnischen Studiensammlung inner halb der Bundeswehr nicht mehr existiert.
Er führt die Typenbezeichnung L 912/5050A und hieß bei der Bundeswehr schlicht LKW 10t gl.
Eingesetzt war dieser bestimmte Typ, es gab von FAUN noch einige andere Modelle, die im Bereich der Bundeswehr eingesetzt waren, in der Pioniertruppe zum Verfahren der DK 60, oder als Schüttguttransporter.
Optisch verwandt mit seinem kleinen Bruder, dem L 908 hatte der L 912 den mit 12 Zylindern größeren Motor, anfangs den F 12 L 614 mit 250 PS aus rund 16 Litern Hubraum und später dann nach Baureihenwechsel bei Deutz dann den F 12 L 714 A mit 265 PS aus rund 19 Litern. Das A in der Motorenbezeichnung steht für die Möglichkeit, außer Diesel auch andere innerhalb der Bundeswehr genutzten Treibstoffarten wie Kerosin oder Ottokraftstoff zu verbrennen, allerdings mit je nach Kraftstoffart mit Leistungseinbußen.
So viel zum allgemeinen, der Rest läßt sich durchaus bei Wikipedia, im Baumaschinenbilderforum, oder, wer sie noch kennt, in Büchern nachlesen.
Das oben abgebildete Zeichen ist das original auf der Mitte der Motorhaube angebrachte Emblem.
Jetzt zu meinem:
Wie oben bereits geschrieben, wurde meiner 1963 an die Bundeswehr ausgeliefert, vermutlich, das lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen, nach mindestens 20 - 25 Jahren außer Dienst gestellt und 1988 nach seinem Umbau zu einer selbstfahrenden Arbeitsmaschine, er bekam einen Kranaufbau aus renommierter amerikanischer Herstellung (Garwood, gibt´s aber meines Wissens heute nicht mehr) mit 5t Hubkraft bei einfacher und mit 10t bei doppelter Seilführung, so wie er auch beim 5t Wrecker (einfach mal die Suchmaschine füttern) bei der US-Army eingesetzt war.
Der Kranaufbau ist quasi zeitgenössisch, den gab´s bereits Anfang der 60er und geht wohl auf Entwicklungen aus den 50ern zurück.
Wie auf meinem Avatar zu sehen, funtioniert die Kranhydraulik noch, den Kran hat der Vorbesitzer fototechnisch in Funktion dokumentiert (keine Fakebilder).
Aber zurück: 1988 wurde der Wagen zugelassen auf eine Abschleppfirma im Osnabrücker Raum und blieb dort bis ca. 2008 +/- im Einsatz, jedenfalls, bis der letzte TÜV-Stempel von 2007 dazu führte, dass das Fahrzeug abgestellt werden musste.
Danach wurde das Fahrzeug von einem LKW-begeisterten Menschen aus dem Raum Diepholz erworben, der es dann aber 2020 in einer Verkaufsplattform inserierte.
Nach ca. 1 Jahr habe ich mich dazu entschlossen, was verrücktes zu tun und da habe mir das Auto gekauft.
Somit steht es seit März 2021 bei mir am Haus und erwartet sehnsüchtig seine Wiederinbetriebnahme.
Die Laufleistung ist leider nicht mehr nachvollziehbar, da der originale Tacho gegen einen Tachographen mit Scheibe ersetzt wurde, der aber schon vorher in einem anderen Fahrzeug gearbeitet hat. Eine halbe Million hat der FAUN definitiv nicht gelaufen.
Was sich aber rekonstruieren läßt, ist, dass der Wagen in der Zeit seines Betriebes als Bergekran also von 1988 - 2008/2009 nicht mehr als 7500 km gelaufen sein wird; warum? Die Kontrollbücher zur Überprüfung der Bremsen (BSU) dokumentieren dies für einen Drittel des Zeitraumes mit 2500km. Den Rest von 5000km habe ich hochgerechnet/geschätzt.
Der Zustand des Fahrerstandes/Pedalerie, das Anspringen des Motors auf Schlag mit allen Zylindern legt nahe, dass er insgesamt irgendetwas zwischen 30.000 und 60.000 km gelaufen haben dürfte.
Ach so, wie bekommt man eine Ehefrau dazu, dem Kauf eines solchen Fahrzeugs zuzustimmen:
1. ich habe eine verständnisvolle Ehefrau,
2. sie hat verstanden, dass ein solches Auto günstiger ist, als eine Freundin,
3. sie wollte nicht mehr, dass ich Autos im Maßstab 1:87 sammele, da mußte ich einfach den Maßstab umstellen, weil dem Thema hatte sie zugestimmt,
4. meine anderen 2 LKW (Magirus Mercur TLF 16 und LF 16-TS der Feuerwehr NEA) findet sie auch cool und fährt gerne mit.
(Anmerkung: der größte Kampf bestand im Kauf des ersten Treckers, einem 5506, das schlagende Argument von mir war: "dann fährst Du in Zukunft mit der Schiebkarre den Erdaushub am frisch erworbenen Häuschen weg." Der F 2 L 612/6-N und der 10006 A waren dann irgendwie Selbstläufer.
Warum habe ich mir LKW gekauft:
1. Trecker wurden mir zu teuer,
2. Trecker habe ich für alle etwaigen Anwendungsfälle genug,
3. Die LKW, die ich habe, sind eigentlich auch nur Trecker mit einer anderen Getriebeübersetzung und einer anderen Tonnage. Die Mercur haben 614er und der Kran hat einen 714er Motor. Die Elektrik ist genauso simpel: Licht vorne, Licht hinten , Blinker, Bremse, fertig. Der Rest, der da ggf. noch ist, ist zusätzlich, so wie ein Arbeitsscheinwerfer.
4. Deutz ET-Versorgung ist gut, andere Teile sind von namhaften, noch existierenden deutschen Herstellern und für Geld gibt´s auch viel zu kaufen. Die Technik ist insgesamt simpel und mit Geschick und 14er Schlüssel kann man das meiste selber machen. Gerade beim FAUN, wo man mit Blechtafeln in gefühlt ha-Größe alle Karosserieteile mit Kantbank nachbauen kann.
Warum habe ich mir
den LKW gekauft?
1. Weiß ich eigentlich nicht, aber irgendwie sprechen die Bilder der Inserate mit mir
2. Genau den habe ich vor Fahren an der A 1 im Südbereich von Osnabrück im Bergeeinsatz gesehen
To do-List beim Kauf:
- gesamte Elektrik erneuern
- Kraftstoffförderpumpe innen undicht/abdichten/ersetzen
- neue Seitenfenster links und rechts
- gesamte Farbe ist überarbeitungswürdig
- Bereifung ersetzen, weil die jüngsten von 1977
- Tachograph ersetzen
- Kontrolleuchten von MB-Design rückrüsten auf Ursprung
- kleine Blecharbeiten
- ursprüngliches Handgas wieder herrichten, da Absteller, verbunden mit Drehzahlversteller "schwimmt"
- Herstellung eines Lederstreifens 290 x 9,5 cm für den Übergang zwichen Kabine und Motorraum
Was ist erledigt bisher:
- die innere Dichtung der Kraftstoffförderpumpe ist überarbeitet, so dass die Dichtheit
möglicherweise wiederhergestellt ist.
Bei dieser Pumpe, die auch bei MB PKW der 60er eingebaut ist, muß man wissen, dass der
verbaute Gkeitdichtring irgendwann seinem Auftrag nicht mehr
nachkommt und einen Teil des geförderten Kraftstoffes in die Umwelt entlässt. Ich habe
dazu eine Firma in München aufgetan, die solche Dichtungen instandsetzt, so dass ich jetzt
mal schauen werde, ob es geklappt hat.
Der Dübel liegt nur zum Größenvergleich.
- Bereifung wurde nach Homologisierung durch FAUN ersetzt durch neue, bei denen die
Lieferzeit allerdings ca 5 Monate betrug. Bridgestone produziert in Fernost
und dieses Kaliber nur noch auf Bestellung. Bridgestone und Michelin sind die einzigen
Hersteller weltweit, die für die 14.00-24 Originalgröße noch neue alternative Größen
herstellen.
- Tachometer, nahezu identisch zu original (es fehlt der Tageskilometerzähler) wurde
zwischzeitlich besorgt.
- Lederwerkstoff aus dem gleichen Zeitfenster ist mittlerweile vorhanden, ich muss nur noch
einen Sattler aufsuchen, der es umarbeitet.
Probleme bisher:
Zeit.
Eigentlich mußte ich 4 Jahre zu früh zugreifen; in vier Jahren scheide ich aus dem Berufsleben aus und habe dann Zeit. Aber da es nicht so schrecklich viele von diesem Typ zu geben scheint, blieb mir keine Wahl.
Die Substanz ist gut, Motor geht, Bremsen sind gemacht, Getriebe geht im Rahmen des unsynchronisiert-Seins auch gut, Kran und Hydraulik gehen, so dass mit einem halben Jahr konsequenter Arbeit bei Vorhandensein aller Teile eine Überarbeitung problemlos ist.
Die Durchrostungen, die er hat, lassen sich mit wenigen Blechtafeln, insgesamt weniger als ein halber qm reparieren.
Farbe hängt jetzt vom Verständnis des Gutachtenerstellers ab, denn das Auto hat 4 Farben: Olivgrün nach Bw am Rahmen und im Innenraum, schwarz im äußeren Bereich (Tank, Stoßstange, Felgen) gelb mit Masse, da ehemalig im Bergedienst und blau, weil einige Teile bereits neu/überarbeitet wurden.
Der Rest wird sich über die Zeit finden, von daher werde ich hier nur so ab und an fortsetzen.
Wie ich nun genau zu diesem gekommen bin, stelle ich in einem weiteren Post dar.
Bis dahin einige Bilder zum Fortgang des Teilesuchens.
Grüße
Richard