Hallo
@5506S
Bevor jetzt ein falscher Eindruck entsteht:
Ich bin einausgesprochener Fan der regenerativen Energie und Befürworter von Wind- und Solarstrom.
Ich sehe das aber nicht durch die "rosarote" Brille, sondern glaube vielmehr, das eine sinvolle Nutzung des Ökostroms nur:
1. Mit geeigneten, zur Zeit noch nicht zur Verfügung stehenden Speichertechniken
und
2. Einer Änderung des Verbraucherverhaltens
sinnvoll machbar ist.
Dazu gehören z.B. intelligente Stromzähler und vernetzte Stromverbraucher.
Ein E-Auto z.B. muss nur wissen, wann ich losfahren möchte, und wieviel Reichweite ich am nächsten Tag benötige.
Die Vernetzung von E-Auto, Ladegerät und Stromzähler läd den Akku erst dann, wenn Ökostrom im Überfluss vorhanden ist mit vergünstigtem Strom,
oder wenn die angsetrebte Abfahrtszeit anders nicht mehr zu erreichen ist, "last minute" mit Strom zum Normaltarif.
Elektrische Warmwasserbereitung nur noch über Speicher, aus denen sich dann neben Dusche und Badewanne auch die Wasch-und Spülmaschine bedient.
Auch hier Aufheizung vornehmlich dann, wenn der Wind weht und die Sonne scheint!
Warum sollte die Energieerzeugung in Deutschland plötzlich Unsicher werden, nur weil sie sauberer und billiger!!!
Weil diese saubere Energie dann produziert wird, wenn die Natur es möchte. In erster Linie bei Wind und Sonne.
Übers Jahr gesehen produziert Deutschland sogar mehr Strom, als es benötigt, oft auch Ökostrom.
Den liefern wir dann in EU Nachbarländer.
Es wird aber auch Strom gebraucht, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint.
Dazu gibt es die "Regelenergie" der konventionellen Kraftwerke.
Und wenn diese Regelenergie nicht ausreicht, dann kaufen wir Strom im Ausland.
Vornehmlich in Frankreich. Dort wurde im Jahre 2019 über 70% des produzierten Stroms aus Kernkraft gewonnen.
Auch der Grüne mit einem 100% Ökostromvertrag wird bei Windstille und Dunkelheit sein Duschwasser mit dem Durchlauferhitzer erwärmen können,
nachdem er durchgeschwitzt von der Arbeit kommt.
Woher der Strom dann wohl kommt? Siehe oben!
Anschließend wird nicht benötigter Ökostrom ins Ausland verkauft.
Unterm Strich ist die Bilanz dann ausgeglichen.
In Wirklichkeit ist das "linke Tasche, rechte Tasche", und ohne französichen Atomstrom hätte der Grüne mit 100% Ökostromvertrag an diesem Abend kalt geduscht!
Und am nächsten Tag demonstriert ein gut riechender Grüner gegen die bösen Franzosen mit ihren ach so schlechten, alten AKW´s.
Sicher* ist das deutsche Stromnetz mit seinen zugegeben beachtlichen 46% Ökostrom (Stand 2019) nur
wegen unsere Nachbarn mit hohem Anteil an konventionell erzeugtem Strom.
Und auf die zeigen wir dann gerne mit dem Ökofinger....
Am 6., 12. und 25. Juni (2019) stellten die deutschen Übertragungsnetzbetreiber eine starke Unterspeisung des deutschen Systems fest, was jeweils zum Absinken der Netzfrequenz im gesamten europäischen Netz geführt hat“, heißt es bei den Netzbetreibern Amprion und TransnetBW. Der gefährliche Engpass konnte nur mit Hilfe der Nachbarländer entschärft werden.
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An den 3 besagten Tagen, an denen wie im gesamten Juni die Stromeinspeisung auf Grund des Wetters extrem schwankte, reichten die Regelenergie und die Reserven von 3000 Megawatt nicht aus. Selbst die kurzzeitige Abschaltung der Aluminiumschmelzen des Herstellers Trimet, die rund ein Prozent des deutschen Stroms verbrauchen, genügte nicht, das Problem zu beheben. Die Netzbetreiber schnitten auch andere Großkunden zeitweise von der Versorgung ab.
Andere Quellen sagen, das Spekulationen an der Strombörse mit Verantwortlich gewesen seien.
Aber ganz ehrlich, warum ist egal.
Abgeschaltet ist abgeschaltet und aus ist aus.
Aber auch unabhängig von Ökostrom oder nicht, Spekulation oder nicht fällt manchmal der Strom aus.
Wer schon im Jahre 2005 in und um Münster gelebt hat, der wird sich erinnern:
Bilanzierend heißt es am Montag nach dem Schneechaos-Wochenende: 250 000 Menschen müssen teilweise mehr als drei Tage ohne Strom auskommen.
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Nach unterschiedlichen Angaben sind am Abend des 1. Advent, 27. November, immer noch 100.000 bis 120.000 Menschen im Münsterland ohne Strom.
Der Name der Stadt „Ochtrup“ wird in diesen Tagen in allen Medien bundesweit zum Inbegriff für Schnee und Chaos. Die Stadt muss komplett zwei Tage lang ohne Strom aus dem Leitungsnetz auskommen.
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Montag, 28. November 2005
Das Regierungspräsidium Münster hat für die Kreise Borken, Steinfurt und Coesfeld schulfrei angeordnet. Noch immer sind 90.000 Menschen im westlichen und nördlichen Münsterland ohne Strom, allein 40.000 in Ochtrup und Umgebung. Zunehmend liegen die Nerven blank. War das Adventswochenende ohne Strom zunächst noch mit Gelassenheit und Ruhe aufgenommen worden, so nervt es jetzt viele Menschen, dass der Alltag nicht normal weitergeht.
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Mittwoch, 30. November 2005
Am fünften Tag des Schneechaos ist das Münsterland wieder flächendeckend mit Strom versorgt. Auch Ochtrup geht wieder ans Netz. Nur in Außenbezirken sind hier immer noch etwa 2000 Menschen ohne Strom.
Oder im Kleinen vor nur ein paar Wochen. Da war ich selbst betroffen!
Stromausfall im Westerwald nach Flugzeugabsturz
Haushalte im Westerwaldkreis hatten am Samstagabend (30. Mai) zum Teil längere Zeit keinen Strom. Die Ursache war, dass ein einmotoriges Flugzeug an eine Hochspannungsleitung geraten war und einen Kurzschluss verursacht hatte.
Und ganz ehrlich, nach 4 Stunden denkt man schon darüber nach, ob der Tiefkühlschrank nicht doch besser über Nacht mit dem Notstromer versorgt werden sollte...
Gruß Martin
* Sicher im Sinne von sicherer Stromversorgung. Nicht im Sinne von sicherer ( ungefährlicher) Stromerzeugung!