Moin Arno,
schön, wenn sich jemand so eine Mühe macht,
und des Ausbau des Schwungrads und die damit zu erledigenden Arbeiten dokumentiert,
damit Andere es leichter haben oder schon vorher wissen, was auf sie zukommt.
Nicht so schön ist, wenn dabei dann soviel in die Hose geht.
Gut finde ich deine Idee mit dem selbstgebauten Abzieher, wenn kein geeigneter Abzieher vorhanden ist,
oder als Alternative zur Methode Buntmetall oder Hartholz durch die Anlasseröffnung in Verbindung mit dem großen Hammer.
Oft wird aber eine Kombination beider Möglichkeiten benötigt, da der Konus sehr fest sitzen kann.
Das heißt Vorspannung durch einen geeigneten Abzieher, egal ob selbstgebaut oder entsprechend vorhanden,
und dann der beherzte Schlag mit dem Hammer und dem Holz durch die Anlasseröffnung.
Dabei sollte eigentlich die 75er Mutter nur ein paar wenige Gewindegänge gelöst werden,
damit die Schwungmasse nicht nach dem Hammerschlag komplett rausfällt und zu Boden (oder auf die Füße) kracht.
Das wird mit dem Selbstbauabzieher nach deinem Vorschlag eventuell schwierig, es wäre auszuprobieren.
Die Sache mit der Lagerbezeichnung hat Reini ja schon richtig gestellt.
Dazu noch eine Anmerkung:
In den mir zur Verfügung stehenden Ersatzteillisten von Deutz-Schleppern mit dem Motor F2L612 oder F2L712
ist nirgends von einem C3 Lager die Rede.
Es steht immer ein 6202 /2RS Din 625 in der Liste.
Auch für die "größeren" D40.2 z.B. ist zwar ein anderes Lager 6304 / 2RS vorgesehen, aber nie von einer C3 Ausführung die Rede.
Im WHB H 1099-6 für die 15, 18, 22 und 24 Ps Schlepper ( F1L514/51, F2L612/54, F2L612/5, F2L612/6, D25, D25S, D25.1, D25.1S) heißt es allerdings:
"Beim Einbau neuer Lager nur soche der Reihe RS verwenden.... Diese haben ein größeres Spiel als die Lager der normalen Reihe."
Hat da eventuell jemand noch belegbare Informationen zu?
Für alle, die wie ich jetzt verwirrt sind,
die "Nachsetzzeichen" der Lager bedeuten eigentlich:
RS = Kunststoffdichtung einseitig , 2 RS = Kunststoffdichtung beidseitig
Z = Metalldichtung einseitig , ZZ oder 2Z ( je nach Hersteller) Metalldichtung beidseitig.
C3 = erhöhte Lagerluft
Außerdem fällt mir auf, dass in dem von Dir ausgebauten Lager nur eine einseitige Abdichtung vorhanden war.
Das sollte mit Sicherheit nicht so sein.
Im Übrigen habe ich das ganze gerade an einem D30 durchgeführt,
also Trennen, Kupplung und Schwungscheibe ausbauen, Wellendichtring und Pilotlager wechseln,
Schwungscheibe an der Reibfläche plandrehen und wieder anbauen, sowie die neue Kupplung einbauen.
Zusammen ist der Schlepper noch nicht wieder, da es auch Getriebeseitig noch einiges zu verarzten gibt.
Da war als Pilotlager ein 6202 / 2Z eingebaut und es wurde von mir auch wieder diese Ausführung verwendet.
Da mit dem Kupplungsabrieb und dem Kühlgebläse hier viel Staub und Dreck zu erwarten ist halte ich das für die bessere Lösung.
und anscheinend wurde das ja auch schon öfters so vorgefunden.
Diese Lager ließ sich sehr leicht ausbauen, ich habe einach eine längere M8er Schraube mit dem Kopf durchgesteckt
und dann mit der Zange gefasst und das Lager rausgehebelt.
Ein passender Lager-innenAbzieher ist natürlich schöner und hilft auch bei festsitzendem Lager.
Die Methode mit Fett und Dorn wollte ich eigentlich ausprobieren, es fehlte gerade der passende Dorn (15mm).
Wie man die Kupfermutter mit der 75mm Schlüsselweite mit eine Fäustel los bekommt erschließt sich mir auch nicht.
Die Mutter sitzt soweit in der Schwungscheibe, das hier ein oder mehrere gezielte Schläge nach meinem Dafürhalten nicht sicher ins Ziel zu bringen sind.
Da muss schon irgendwas wie ein Durchschlag dazwichen gehalten werden.
Außerdem kann diese Mutter, wie ich selbst erleben durfte, sehr fest sitzen,
und dürfte Aufgrund Ihres Materials (Kupfer, weich) nach einer Behandlung mit dem Fäustel entsprechend deformiert sein.
An besten geht hier ein entsprechender Schlagschrauber, den natürlich nicht jeder zur Verfügung hat.
Die Schlagschlüsselmethode von Marc hatte ich auch angewendet, und die führte schließlich zum Ziel.
Allerdings wurde meine Hoffnung, die Trägheit der Schwungmasse sowie die Kompression des Motors reichten als Gegenhalter aus von der Realität eingeholt.
Das reichte so nicht. Nun mag das in vielen Fällen gehen, aber wie schon gesagt, die Mutter und der Konus der Schwungscheibe können sehr fest sitzen.
Die von dir beschriebene Methode "Verkeilen mit Holzkeilen im Gehäuse" wollte auch nicht so recht klappen.
Ich hab dann das Ganze einmal langsam durchgedreht und von oben durch die Stelle im Gehäuse beobachtet, an der im Betrieb die Kühlluft aus dem Gehäuse tritt.
Dabei habe ich eine Bohrung von ca. 12 bis 14mm Durchmesser außen ( radial ) in der Schwungscheibe gefunden,
in die man einen geeigneten Rundstahl ( Verlängerung aus dem 3/8" Ratschekasten) einstecken konnte.
Diese stützt sich dann am Gehäuse ab. Dann klappe das auch mit der 75er Mutter.
Für sehr gefährlich halte ich aber den Vorschlag, den Graphitausrücker durch ein entsprechendes Kugellager zu ersetzen.
Ich kenne jetzt nicht alle Ausrückmechaniken der infragekommenden Schlepper, weiß aber,
dass die Graphitausrücker auf keinen Fall durch Kugellager ersetzt werden dürfen, wenn die Führung des Ausrückers nicht exakt axial geschieht.
Und das ist bei einem Ausrücker ohne Führungsrohr der Fall. Daher werden hier Graphitausrücker verwendet.
Ein Kugellager würde sich beim Ausrücken mal mehr mal weniger konzentrisch zu den Betätigungshebeln der Druckpklatte befinden,
was zur Reibung von Metall auf Metall führt.
Das ist auf Dauer nicht gesund, weder für das Lager, noch für die Kupplung.
Gruß Martin,
der gerade feststellt, das der Bereich FL 612 Baureihe im Forum ohne Moderator ist.