Anzugsdrehmomente in Guß / Gußgewinde bzw. Getriebeblock

Diskutiere Anzugsdrehmomente in Guß / Gußgewinde bzw. Getriebeblock im Forum sonstige technische Teilgebiete im Bereich Allgemeine technische Fragen - Hallo Deutz Schrauber, ich habe eine Frage, wo ich im Netz nichts brauchbares gefunden habe, bezüglich der Anzugsdrehmomente für Stahl Schrauben...
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Ferdl

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Hallo Deutz Schrauber, ich habe eine Frage, wo ich im Netz nichts brauchbares gefunden habe, bezüglich der Anzugsdrehmomente für Stahl Schrauben (Güte 8.8), die in ein Gußgewinde, genauer gesagt in den Getriebeblock (eines Deutz D2506) geschraubt werden.

Für die Stahlschrauben gibt es natürlich Drehmomentangaben, aber ich glaub, die gelten ja nur, wenn das Gegengewinde aus dem selben Material bzw. die gleiche Güte (also 8.8) ist. Mit welcher Güte (also z.B. 4.6 / 6.8 / 8.8) kann man von dem Guß des Getriebeblocks ausgehen ohne dass das Gewinde überbeansprucht wird bzw. abreißt?

Es geht mir hier um Schrauben mit normalem metrischen Gewinde von M14 und M16 (aufgeschraubter Hydraulikblock 4 x M14 und die Schienen der höhenverstellbaren Anhängevorrichtung 8 x M16).

Ich wäre euch sehr dankbar, wenn Ihr mir da kompetent weiterhelfen oder mir eure Erfahrungen mitteilen könntet.

Einen schönen Gruß aus Niederbayern vom Ferdl.
 
Florian Hommer

Florian Hommer

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Hallo Ferdl
Deutz hat in seinen Werkstatthandbüchern Tabellen mit den unterschiedlichen Drehmomenten abgedruckt.
Ich habe allerdings nur Bücher von neueren Traktoren. Ich weiß nicht ob da die Drehmomente gleich sind.
Weiterhin bin ich mir nicht sicher ob ich Auszüge davon hier einstellen darf.
Ich kann dir aber auch was per PN zukommen lassen.
Gruß Florian
 
dreilagig

dreilagig

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Moin Ferdel
trotzdem Du das alles sicherlich berücksichtigt hast, nenne ich zur Sicherheit noch folgende sehr wichtige Punkte.

Zu beachten ist, das nicht auf Farbe geschraubt wird, kein Fett am Gewinde ist und es sich um neue Schrauben handelt.
Bei alten Schrauben weiß Keiner, ob diese nicht bereits überdehnt wurden.
Gruß Felix
 
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michiwi

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Hallo, glauben heißt nicht wissen. Nicht böse gemeint.

Ein Blick ins Tabellenbuch Metall hilft da weiter. Man glaubt gar nicht wie wenig Material benötigt wird um das vorgeschriebene Anzugsdrehmoment zu halten.
 

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Landybehr

Landybehr

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Mir ist noch nicht ganz klar geworden, mangels Tabellenbuch "im Rücken", ob die Drehmomente sich unterscheiden abhängig vom Grundmaterial, und wie viel. Daß eine Schraube nur auf der Länge trägt, die in etwa ihrem Durchmesser entspricht, das wusste ich zufälligerweise schon. Ich versuche mal, mir selbst die Frage zu beantworten, und wenn irgendwo ein Fehler ist, dann korrigiert Ihr mich, ja?!
Erste Annahme: wenn der Hersteller Drehmomentangaben oder Anzugsvorschriften angibt, befolgt man die und denkt nicht weiter nach.
Zweitens: Eine Schraube muss Spannung aufbauen, um Bauteile zusammenzuhalten. Es ist ja eher die Reibung der zusammengespannten (zum Beispiel mal) Gehäusehälften, die das Gesamtgebilde zusammenhält, als daß eine Schraube als "Scherbolzen" wirken möchte. Scherung kann sie nämlich schlechter vertragen, als Zugkräfte. Damit die Schraube also Spannung aufbaut, ist nun mal ein "bißchen Drehmoment" vonnöten. Das geht so weit, daß sich die Schraube im Gewinde längt. Weil das so ist, tragen eben auch nicht alle Gewindelänge gleich viel Last. Die Schraube längt sich nicht gleichmäßig. Der oberflächennächste Gewindegang trägt am meisten, und dann nimmt das immer mehr ab, je tiefer der Gewindegang liegt, bis also nach einer Tiefe, die dem Gewindedurchmesser entspricht, gar keine Zugkräfte mehr übertragen werden. Diese Längendehnung (weil gleichbedeutend mit Aufbau von Zugspannung)ist nun aber unerlässlich, damit die Gehäuse-/Bauteile wirklich fest miteinander verspannt werden. Und da spielt das Grundmaterial nicht die alleinige oder wesentliche Rolle (solange wir von gleicher Materialart sprechen). Sondern das Drehmoment, daß die Schraube im elastischen Bereich längt. Nun verformen sich die Stähle der verschiedenen Güten unter derselben Kraft meines Wissens auch in demselben Maße. Eine Schraube mit höherer Güteklasse kann aber mehr Kräfte vertragen, bevor sie anfängt, in den "Post-elastischen "Bereich zu gelangen, also den plastischen Bereich, wo sie sich (verschieden stark, je nachdem) dauerhaft verformt (und damit beschädigt ist). Eine Schraube 8.8 ist also bei einem gewissen, hohem Drehmoment schon überdehnt, wo die 10.9er Schraube noch weiter Zugspannung aufbaut und im elastischen Bereich bleibt. Ich kann bei der 10.9er Schraube also mehr Drehmoment einleiten, aber muss das auch tun, damit sie in einem Bereich ist, wo sie sich "fest fühlt und so bleiben möchte". Zu wenig Drehmoment bedeutet, daß die Bauteile bzw. Schraubverbindung sich lockern kann. An dieser STelle ist natürlich! das Grundmaterial zu beobachten, wenn eine Schraube in ein Sackloch/Gewindebohrung geschraubt wird. Dennoch schließe ich aus meinen (*) Überlegungen, daß es nicht zielführend ist, den Guß schonen zu wollen und die SChraubverbindung zu locker anzuschrauben. Dritte Annahme: Es besteht die Möglichkeit, mit (z.B) Helicoil eine Gewindespirale anstelle des ursprünglich geschnittenen Gewindes in einem (z.B) Sackloch einzubringen. Diese Spirale bietet zusätzliche Flexibilität und folgt dem Ausdehnverhalten der Schraube. Es beginnen dadurch, auch tiefere Gewindegänge mehr Last zu übertragen, als bei einem ursprünglichen Gewinde (so wie oben besprochen). Beispielsweise wird in Aluminium damit eine stabilere "Grundlage" geschaffen als beim "nativen" Gewinde. Auf Guß müsste das klar übertragbar sein. Ansonsten bin ich relativ sicher, daß die Lochschienen für das Zugmaul auf der Rückseite des ZF-STahlgußgetriebegehäuses meines D50.1S mit 10.9er SChrauben befestigt sind.
Im einfachen, geschnittenem Gewindeloch wird, wenn ich zu viel Gewalt anwende, also entweder die Schraube zu sehr gestreckt und überdehnt, bis sie reißt. Dann war das Grundmaterial stabil genug. Oder dasselbe passiert beim Grundmaterial und es werden die Gewindegänger, einer nach dem anderen, herausgerissen. In diesem Fall war das Grundmaterial der schwächere Partner. Ob eine Schraube in Alu oder in Stahl geht, macht also dann gewiß einen Unteschied. Auch beim Drehmoment.

(*) ich hoffe aufrichtig, das Ganze kommt nicht belehrend "´rüber", das ist es nämlich nicht. Sondern ein offenbartes Selbstgespräch, angeboten zur Verifikation. Maschinenbauer/Diplings bitte "vor"!
 
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DFIntrac2004

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Guten Morgen,
wie seid ihr denn nun verblieben hinsichtlich des Anzugsmomentes?
Ich möchte an unseren Eicher einen Anhängebock für den Kugelkopf montieren, hierfür nutze ich die vier M12 Gewindebohrungen im Getriebeblock.
Hab mir jetzt Sperrzahnschrauben in 10.9 besorgt und hätte mich grundlegend auch an dem in Tabellenbüchern oder Tabellen vorgegebenen Moment orientiert (120-125Nm), allerdings bin ich nun doch etwas unsicher, da es sich ja dabei mit Sicherheit um ein Gussteil handelt.
Bin beim googlen auf den Thread hier gestoßen und bin nun neugierig, wie das ganze hier gelöst wurde.
Gruß Leo
 
ahomt

ahomt

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Hallo Leo

sind 10.9 Schrauben vorgesehen? wenn ja, dann kriegen die auch ihre benötigte Vorspannung, respektive ihr Anzugsmoment. Sonst ist es keine sichere Schraubverbindung.

die Vorspannkraft muss so hoch sein, dass die Schraube in ihren elastischen Dehnbereich gebracht wird um eine dauerhafte Klemmung der Bauteile zu erreichen.

VG
Andreas
 
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DFIntrac2004

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Hallo Andreas,
inwieweit meinst Du „vorgesehen“?
Der Anhängebock ist eine Eigenkonstruktion, rein rechnerisch würden 8.8er Schrauben ausreichen.
Ich hatte auch erst geplant normale 8.8er Sechskantschrauben mit Unterlegscheiben zu verwenden, bin dann aber auf die Sperrzahnschrauben gestoßen und halte das rein von der Lösesicherung her für etwas besser. Die Schrauben hat es aber leider nur in 10.9 gegeben sonst hätte ich da auch zu 8.8er gegriffen.
Das Problem ist halt dass das Anzugsmoment bei 10.9 natürlich höher als bei 8.8 liegt, nun weiß ich nicht ob der Gussblock das Anzugsmoment von 10.9er Schrauben aushält oder ob ich doch lieber zur anderen Variante mit 8.8er Schrauben greifen soll.

Ich kann später mal schauen mit was für Schrauben der normale Anhängebock bzw. die Rasterschienen befestigt sind.

Wobei es theoretisch keinen Grund gibt Schrauben mit einer höheren Festigkeit als benötigt zu nehmen, da müsste ich dann halt wie oben her schrieben auf die Variante ohne Lösesicherung zurückgreifen.
 
ahomt

ahomt

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ja genau, schau mal nach den Schrauben, welche da für die ursprüngliche Nutzung vorgesehen waren. als Lösesicherung gibt es auch noch Keilsicherungsscheiben
nord-lock_product_wedge-locking-washers_v3.png
 
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DFIntrac2004

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Es gibt ja keine ursprüngliche Nutzung.
Das sind Bohrungen die sich im Bereich der Zapfwelle befinden, das ist ja bei vielen Traktoren so.
 
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michiwi

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Hallo, es gibt auch lange Zugmaulschienen, die sind dann da auch mit verschraubt.
 
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DFIntrac2004

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Hallo zusammen,
in dem Fall sind die Gewindebohrungen aber nicht für die Montage der Lochschiene fürs Zugmaul vorgesehen, da die Löcher einen anderen Abstand haben und auch kleiner sind.

Tatsächlich lief das Ganze aber etwas anders als erwartet...
Als ich gestern Nachmittag testweise Schrauben eindrehte stellte ich fest, dass die Schraube bereits bei einem sehr geringen Anzugsmoment (handfest) Gewindegänge übersprungen hat, am Ende war es sogar so, dass man die Schraube ohne Drehen rein und raus bewegen konnte. Dadurch, dass da all die Jahre keine Schraube drin war, ist wohl Feuchtigkeit eingedrungen und die Gewindegänge sind weggerostet.
Hab mir das einen Satz Helicoil bestellt und da der Koffer überraschenderweise schon heute gekommen ist, konnte ich die Gewindeeinsätze auch gleich montieren.

Da die bestellten Schrauben zu lange waren hab ich heut früh dann bei noch Agrimarkt ein paar neue Rippschrauben geholt:
https://www.agrimarkt.info/shop_det...chraube+mit+Außensechskant,+Festigkeitskl.100

Hab für die Montage nun die gezeigten Schrauben verwendet (ohne sonstige Hilfsmittel) und mit 120Nm angezogen.

Gruß Leonard
 
Thema: Anzugsdrehmomente in Guß / Gußgewinde bzw. Getriebeblock
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