Moin,
ich kann Michiwis Vorschlag mit dem Öl nochmal unterstützen. Aus prinzipieller Sicht. Nicht unbedingt, um Tobias jetzt in eine Mißachtung der Herstellervorschrift zu quatschen.
Beispiel 1: Es gibt einen LandRover, bei dem eine einfache, grobverzahnte Getriebeausgangswelle in ein Verteilergetriebe geschoben wird, wo sie einfach in einem Zahnrad steckt. Das Verteilergetriebe wird mit Getriebeöl (SAE 90EP) gefüllt. Und diese besagte Getriebeausgangswelle schlug aus. So lange, bis von der Grobverzahnung nichts mehr übrig war und die Welle irgendwann haltlos im Zahnrad durchdrehte. Hat man es nicht ganz so weit kommen lassen, fand man beim Ausbau eine knochentrockene Verzahnung mit Rost. In diesem Bereich bei der Montage Fett zu nehmen, galt nicht als Lösung. Man munkelt, das Fett trocknet aus und verhindert erst recht, daß Öl an die Verzahnung gelangt. Nun, wenn vorher schon keins da herankam ... vielleicht ist das Fett nicht unbedingt schuldig für irgendwas. Die Lösung vom Hersteller sah so aus, daß hinter dem o.g. Zahnrad eine Art Ölauffangschale im Getriebe installiert wurde, die über einen Zapfen Öl direkt an die STirnseite der Getriebewelle führte und damit an die Verzahnung. Kurz später wurde das noch einfacher gelöst, und das o.g. Zahnrad (dank seiner Form war das möglich) bekam am Schaft Bohrungen (*), durch die Öl ohne Umweg an die Zähne kam. Damit war das Problem absolut gelöst.
Beispiel 2: in der Hinterachse der Landrover war üblich, daß Getriebeöl durch das Achsrohr, durch den Achsstummel/Radnabenträger (also an der Antriebswelle vorbei) bis zur Radnabe kommen konnte. Das war absolut ok, nur weil die Radnabensimmerringe nie ewig hielten (hat eigene Gründe) fing es früher oder später mit Öl-Leckagen an. Nach 40 Jahren reagiert LandRover dann schonmal auf solche Beschwerden und hat einen Simmerring installiert, der die Antriebs(Halb)welle am Übergang zum Achsstummel abdichtet. Scheinbar ist das der zuverlässigste Dichtring, den man in diesen Autos findet, jedenfalls sind die innene absolut Radnaben trocken. Und dann kommt dazu, daß bei der Montage recht wenig Fett benutzt wurde und eine neue Erscheinung wurde Rost in der Radnabe und an der Verzahnung der Achswelle zum Radnabenmitnehmer (**), und auch Radlagerschäden. Fett an den Lagern hilft soweit, daß die Radlager halten, bis der Zweitbesitzer des Fahrzeugs Hand anlegt, oder auch etwas länger. Aber Rost an der Radnabenmitnehmerverzahnung konnte trotzdem auftreten; das lag aber auch daran, daß nur eine Gummi/Kunststoffkappe gegen die Außenwelt abdichtet und das nicht 100%ig tut.
Ich habe mir angewöhnt, nicht nur die Radlager dick mit Fett zu versenken, sondern mit dem Ölkännchen etwas Öl dazuzutun, bevor der Nabendeckel wieder draufkommt. Und das klappt gut.
Eine Alternative kann ein Fließfett sein. LandRover hat später (um eine Lebenszeitschmierung zu propagieren. Das klappt aber nicht) in den Achsschenkelgehäusen der Vorderachse von Öl auf ein MoS2-Fließfett (***) gewechselt. Wenn man das Gerümpel auseinanderbaut, ist alles was man anpackt, schmierig-grauschwarz. Die Verteilung von dem Fett ist ok. Und das Gleichlaufgelenk sowie zwei Schrägrollenlager und ein NAdellager beschwerden sich auch nicht. Das Fett wandert nur durch einen Simmerring in die Achse, was das Differential nicht stört, bloß fehlt es irgendwann im Achsschenkel. Aber das ist was anderes.
Meine Überlegungen dazu sind also: ohne alles, also sogar ohne Fett ist ganz schlecht. Logisch. Fett funktioniert, aber Öl ist in der Verteilung überlegen. Vor allem, je nach Bauweise mehr oder weniger realistisch ist, daß Wasser in die Radnabe kommen kann, dann ist Fett unterlegen, eben weil es nicht so gut verteilt wird.
Beim Landy gilt also ganz klar, was Michiwi weiter oben schrieb - wenn die Dichtigkeit für Öl gewährleistet ist, dann ruhig Öl nehmen. In der Schmierfähigkeit habe ich, jetzt auf ein Vierteljahrhundert LandRover-Szene-beobachten nicht den leisesten Hinweis darauf aufgeschnappt, daß Öl in der Schmierleistung und Verschleißschutz dem Fett hintenanstünde. Ganz im Gegenteil: nehmen wir nochmal die trockene Achswelle (**). Man sollte denken, daß die Verzahnung nur auf Druck auf den Flanken belastet ist. Aber die Verzahnung schlägt aus, man findet Abriebszeichen und meine Theorie ist, daß die Welle ganz minimal im Radnabenmitnehmer taumelt und eben doch etwas Reibung entsteht. Öl hier, so jetzt mein nicht wissenschaftlich haltbarer Eindruck, macht dort seinen Job besser, als Fett.
Ist jetzt alles ja nur meine Meinung.
(*)
(**)
(***)
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