F2L 612/5 Wenn die Einspriztdüse nicht schnarren will....

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Wolfgang F2l612

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In allen Anleitungen und Handbüchern ist vom "Schnarren" der Einpritzdüse die Rede.
Dieses Schnarren erzeugt ein feines Zerstäuben des Kraftstoffes, dadurch eine Große Oberfläche der eingespritzten Kraftstoffmenge zur komprimierten Luft, dadurch ein gleichmäßigeres, sauberes Verbrennen und weniger Nageln, da der Kraftstoff schon während des Einspritzvorganges verbrennt und nicht erst mit einem Schlag wenn alles "drin" ist. Was zu tun ist, wenn es nicht mehr schnarrt, steht nirgendwo.

Das Schnarren der Düsen ist allerdings ein komplexer, auf Eigenschwingungen der federvorgespannten Düsennadel basierender Vorgang.
Die Funktionsweise kann man sich am eigenen Leib bei abgehenden Magenblähungen erklären, die können mal schnarren oder nicht, je nach dem wie die "Düse" sich gerade gibt. Und wenn das Schnarren bei Durchfall mit Flüssigkeit passiert, kann man auch die Zerstäubung beim Schnarren hinterher in der Kloschüssel sehen....

Bei meinem kürzlich erworbenen F2L612 bemerkte ich bein probeweise Einspritzen von Hand über die Einspritzpumpen, daß die Düsen nicht schnarren. Nun, dies schien dies kein Problem zu sein, er startete willig und lief ruhig.
Da ich aber Startprobleme und harten Lauf bei meinem Lanz 2206 hatte und dort die Düse offensichtlich einer Korrektur bedurfte, da sie auch nicht mehr schnarrte, (der reagiert als Halbdiesel viel empfindlicher wie der Deutz) baute ich alle drei Düsen aus und fuhr zu einem mir gut bekannten Spezialisten ins nahe Saarland. Dieser gute Mann hat sein Leben lang Einspritzpumpen und Einspritzdüsen repariert und hat sich als Rentner zu Hause eine kleine, aber feine Werkstatt eingerichtet. Er will nicht genannt werden, er hätte genug zu tun.
Ich bin auf diesen Mann vor vielen Jahren aufmerksam geworden, nachdem mir kein Bosch-Dienst und sonstige Werkstätten bei Problemen mit "Nicht-Schnarren" auch bei nagelneuen Düsen helfen konnte.

Der Fehler an der Lanz- Düse war, daß ich sie mit zu eng sitzendem Kupfer- Dichtring montiert hatte, der sich beim Anziehen des Düsenstockes hart um die Düse gelegt hat und die dort im my- Bereich laufende Düsennadel am Schwingen gehindert hat. Die Dichtung klemmte noch auf der Düse, was der gute Mann sofort sah. Den Drück noch etwas angehoben und schon schnarrte das ganze wieder.
Merke: Die Dichtung braucht deutliches Spiel zur Düse, damit sie beim "platt drücken" nicht die Düse einschnürt.

Die beiden Deutz- Düsen pissten beim Abdrücken mit 80-90 Bar (soll 125) vor sich hin. Ursache: ein mal ausgeschlagene Düsennadel, da musste eine neue Düse her. Hat er natürlich vorrätig. Bei der anderen war es ein magnetischer Drückstößel, der das Schnarren verhinderte. Durch die vielen kleinen harten Stöße richten sich die Elementarteilchen in dem Stößel aus, er wird magnetisch, was man leicht prüfen kann. Abhilfe: Stößel durch 220V Lötkolbenschlinge bewegen, das Wechselstrom- Magnetfeld bringt die Elementarteilchen wieder durcheinander, der Magnetismus ist weg.
Dann noch auf Glasplatte mit Politur die Düsendichtfläche läppen und mit passenden Unterlagscheiben den Druck einstellen, (bei neuer Düse +5 Bar, die läuft sich noch ein) dann das Schnarren (ohne den angeschlossenen Manometer, der Verfälscht den Schwingkreis) prüfen.
Schnarrt es immer noch nicht, Düse ein wenig verdrehen, ggf. Feder und Druckstößel austauschen bis das ganze schwingungstechnisch zueinander passt und immer wieder zusammenschrauben und probieren.

Dazu gehört endlos Erfahrung, aber auch passende Kleinteile (wie Unterlagscheiben) in verschiedenen Abmessungen und Dicken, natürlich auch die entsprechende Werkstatteinrichtung

Bis alles gereinigt, mehrfach geprüft und wieder zusammengebaut war, war eine gute Stunde um und die kleine Werkstatt mit Dieseldampf vom Schnarren gefüllt.
Dafür wollte der gute Mann inclusive einer neuen Düse und allen neuen Dichtungen 40€, ich habe ihm 50 gegeben.

Da solche Spezialisten leider aussterben werden, sollte man sie noch nutzen, solange sie das sind, auch wenn das ganze offensichtlich noch gut (wie bei meinen F2L612) funktioniert.

Vielleicht konnte ich auch mit meinem Beitrag einiges diesbezügliche Know-how in die nächsten Jahrzehnte retten, wenn es solche Leute nicht mehr gibt.
 

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Wolfgang F2l612

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Bevor ich jetzt die Düsen wieder einbaue, hier noch eine gerätespezifische Ergänzung:
Mein F2L612 hat, warum auch immer, 2 unterschiedliche Zylinderköpfe mit den beiden möglichen Einspritzdüsenstöcken, siehe Bilder:
Einmal die alte Version, mit dicker Kupferringdichtung (die wie oben erwähnt seitlich Spiel haben soll) so wie die offensichtlich neuere Version mit Stahlringdichtung ganz vorne. Dieser Stahlring, den man nach Ausbau erneuern sollte, muss auch, wenn er auf die Düse gelegt wird, einen gewissen Luftspalt aufweisen, siehe Bilder. Der dient dazu, daß die innere Dichtfläche bei Montage vorgespannt wird.

Den neuen Kupferring werde ich vor Einbau glühen und abschrecken, damit er möglichst weich wird. Beide Düsen werde ich dann dünn mit Kupferpaste beschichtet montieren.

Damit ist das Thema hoffentlich für die nächsten Jahrzehnte abgeschlossen....
 

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