Unnützes Wissen praktisch angewendet - Frontgewichte selber gießen

Diskutiere Unnützes Wissen praktisch angewendet - Frontgewichte selber gießen im Forum Tipps und Tricks im Bereich Werkstatt - Moin zusammen, ich starte mal für das Schlepperforum ein eher etwas außergewöhnliches Thema. Für meinen D5505 gieße ich mir Frontgewichte...
en gruene Deutzer

en gruene Deutzer

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Hallo Mike,
natürlich kann man das auch in Messing gießen, nur ist da der Grundwerkstoff schon um einiges teurer, als das Aluminium, das ich von Motorblöcken für "umsüss" bekommen kann. Als Nachteil vom Messing sehe ich aber den hohen Zinkgehalt an, da muss die Temperatur der Schmelze relativ genau stimmen, denn sonst verbrennt der Zink zu stark und Du stehst dann praktisch in einem Nebel aus Zinkrauch. Bei Messing oder Bronze kannst Du auch nicht einfach einen Stahltiegel verwenden, der muss dann auch schon aus Graphit sein, weil der Kupferanteil mit dem Stahltiegel in der Hitze schon kräftig reagiert. Beim Messing im Gegensatz zum Aluminium musst Du schon einige Grad höher erhitzen, zudem zieht kupferhaltige Schmelze Sauerstoff, deswegen muss es kurz vor dem Gießen desoxidiert werden, sonst gibt es Löcher im Guß, bei dem jeder Schweizer Käse vor Neid erblaßt.

Ich bin jetzt nicht gerade Chemiker, aber ich hätte erhebliche Probleme damit, einen Schmelzofen mit Altöl zu betreiben. Altöle enthalten Legierungsbestandteile, die beim Verbrennen Dioxine, Furane und andere giftige Verbindungen freisetzen können, die schon in geringen Mengen gefährlich sind. Nichts gegen Experimente, nur muss man sich und die Umwelt nicht verseuchen.

Von daher mein gut gemeinter Rat, lass es mit dem Altöl sein, so teuer ist Heizöl nun auch nicht und ausgemusterte Ölbrenner reichen von der Leistung fast immer aus. Notfalls muss man einfach 2 Brenner verwenden, das kann man doch vorher leicht ausrechnen. Wenn einem sauberer Brennstoff zu teuer ist, dann sollte man sich die Gewichte wie David es gemacht hat, einfach lasern oder wassern lassen.

Gruß
Jürgen
Nee Quatsch um zu teuer geht es mir da absolut nicht, durch unsere Massen an Maschinen haben wir davon halt einfach ziemlich viel und mir gefiel die Idee eben dafür noch andere Verwendung zu finden wie es immer in ein 200L Fass zu gießen und wegfahren zu müssen, das es nicht ganz gesund ist konnte ich mir so auch schon vorstellen, wobei ich nicht gedacht hätte das es jetzt soviel schlimmer wie Diesel oder eben Heizöl gewesen wäre, im kleineren Format sage ich mal, habe ich einen Kocher stehen den man auch mit Diesel betreiben kann, was ich auch einmal getan habe und nie wieder, ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen wie der Topf danach aussah :| . Außerdem komme ich recht gut an ziemlich massive Messinglager dran, daher kam mir die Idee mit dem Messing da sie sonst immer nur zum Schrott geflogen sind. In einem weiteren Video hatte ich mal gesehen wie sich jemand eine Axt aus Patronenhülsen gegossen hat, was unter der Zugabe von (ich denke mal Borax) ziemlich sauber ausgesehen hatte nach dem gießen, war davon echt begeistert wie gut das nach dem Guss und polieren mit der Flex ausgesehen hatte!

Dann werde ich das ganze wohl einfach mit Diesel betreiben, ist für mich bei weitem besser zu beschaffen wie Propangasflaschen und mit weniger Bastelei verbunden.

Vielen Dank auch für den Tipp mit dem
Graphittiegel, habe ich gerade mal nachgesehen, die Kosten ja garnicht mal so viel, selbst die größeren. Kann man in dem
Graphittiegel wiederum alles reintuen? Oder sind da auch wieder Materialien dabei die mit dem Tiegel reagieren würden?

Gibt es denn schon dein Video dazu wie du gegossen hast?
 
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d25s1155-00-122

d25s1155-00-122

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Hallo Mike

Zum Gießen an sich kann ich nichts sagen, da hat sich offensichtlich aber Jürgen schon gut mit befasst.

Ein großes Grundstück ist immer gut aber ich wollte dir eigentlich deutlich machen das du direkt neben der Gießanlage stehst.

Bitte sei da Vorsichtig

Viele Grüße

Thomas
 
Homer Jay

Homer Jay

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Tach auch.

Ich musste erst einmal suchen, wo ich denn dieses Thema eingestellt hatte. Ein liebes Forumsmitglied hat mir ein Frontgewicht und eine Anbauplatte für die Typen D2505 - D5505 zur Verfügung gestellt, damit ich dies Thema fortsetze.

Lieber Frank, vielen Dank für deinen Einsatz, dafür das du stundenlang durch die Gegend gefahren bist um mir die Teile zu bringen.

Wolln wir mal schauen wie es weitergeht.....

Gruß Jürgen
 
Homer Jay

Homer Jay

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Dann will ich mal.

Wie das Frontgewicht und die Anbauplatte aussieht, seht ihr später ja noch in allen Perspektiven. Für mich war es erstmal wichtig, bei einem Teil anzufangen und deswegen habe ich beim vermeintlich komplexeren zugewandt.

Das Frontgewicht hat, wenn man es gerade einbettet ein paar Hinterschneidungen. Bedeutet soviel, das man es nicht flach hingelegt abformen kann, sondern diesen Hinterschneidungswinkel ausgleichen muss.

Ein Hinweis, das dies auch schon vor über 50 Jahren gemacht werden mußte, ergibt sich aus den Gußmarken. Den Winkel, mit wieviel Grad ich das Frontgewicht schräg legen muß, habe ich mit einer Wasserwaage und anhand der Gußmarken ermittelt. Am besten ließ sich das auf der Rückseite des Frontgewichts messen.

20190703_184857.jpg

In der Bildmitte rechts erkennt man schon, das ich einen Zollstock untergeschoben habe. Final habe ich ermittelt, das ich 18 mm unterlegen muß.

Im Anschluß habe ich den Umriß des Frontgewichts auf eine Spanplatte übertragen und mit insgesamt Ø 8 - 10 mm Zugabe ausgeschnitten. Ich benötige diese Platte mit dem Umriß als Maskierungsplatte, denn zum Abformen muss ich die eine gerade Ebene auf Höhe der Trennebene des Frontgewichts erreichen.

20190703_181057.jpg

Dann kommt das Frontgewicht auf eine größere Platte und mit 18 mm Klötzchen unterlegt, ich richte damit die ermittelte Neigung aus. Nun kommt die Maskierungsplatte darüber. Jetzt wird ermittelt, um wieviele mm ich die Maskierungsplatte unterfüttern muss, damit ich auf die Höhe der Trennebene komme.


20190703_185017.jpg 20190703_185038.jpg

Die ermittelten 16 mm habe ich dann unter die Maskierungsplatte als Distanzklötzchen gelegt und dadurch diese bis zur Trennebene angehoben. Danach wurde ein 13 cm hoher Rahmen um das Modell gesetzt. Der Rahmen besteht aus einfachen Brettern und wird nur mit Winkelverbinder zusammengehalten. Er ist ein bißchen größer, damit er immer noch abgeboben werden kann.

20190703_192129.jpg

Gruß
Jürgen
 

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Homer Jay

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Da ich das Frontgewicht und die Anbauplatte nur leihweise zur Verfügung habe, bin ich natürlich daran interessiert, diese möglichst in dem Zustand zurückzugeben, wie ich sie erhalten habe. Den Teilen sieht man durchaus ihr Alter an und auch den Altlack möchte ich in dem jetzigen Zustand belassen.

Aus diesem Grund wird später die Abformung auch gewisse Oberflächenfehler aufweisen, die ich später in einem weiterem Arbeitsgang beseitigen muss. Ist nicht tragisch, denn das lässt sich bewerkstelligen.

Zurück zum Thema.

Wie man auf dem letzten Fotos des vorherigen Beitrags gesehen hat, habe ich in den seitlichen Auskerbungen des Frontgewichts und in der Mitte den Ausschnitt fehlen lassen. Hier muss ich auch die Ebenen zur Modelltrennung einziehen, da diese auf unterschiedlichen Höhen liegen, habe ich billigstes Silikon aus der Kartusche gewählt. Nur möchte ich nicht, das dieses Silikon sich mit dem Muster verbindet, also muss ich ein Trennmittel einsetzen. Das Trennmittel ist sogar sehr gut hautverträglich :)
20190703_194032.jpg

Das gesamte Frontgewicht wird damit eingeschmiert und anschließend kommt der Propanbrenner zum Einsatz.
20190703_195501.jpg

Die Vaseline schmilzt schon bei geringfügiger Hitze, da braucht man nicht lange draufhalten, es reicht ein kurzes drüberwischen mit der Flamme. Anschließend sollte das Frontgewicht gleichmäßig von einem dünnen Vaselinefilm glänzen.

Auch das Holz bedarf einer Trennschicht, das kann ich auch mit Vaseline machen, aber da funktioniert auch altes Pflanzenöl oder Schmierseife. Einfach deckend einpinseln reicht aus.

20190703_193808.jpg


Nun fehlt noch etwas ganz Wichtiges.

Ich bohre in die Maskierungsplatte rundrum einige 8,5 mm Löcher, stecke die Schrauben von unten durch und drehe oben Blindnietmuttern drauf.

20190703_201959 (2).jpg

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Dazu eine Erklärung.

Über dem Frontgewicht wird ein Mantel aus Ton gelegt und auf dem wiederum wird eine Gipsform aufgelegt. Dann wird das ganze gedreht, die Maskierungplatte entfernt und auf der anderen Seite der gleiche Vorgang wiederholt.

Hierbei kommt es darauf an, das die Position des abzuformenden Teils im Gipsmantel nicht verändert werden kann und zusätzlich müssen die beiden Gipsformhälften zueinander festgelegt werden. Das erreicht man, wenn man Passermarken setzt.

In späteren Fotos habe ich hervorgehoben, wo ich diese Passermarken gesetzt habe.

Ende der Erklärung

-------------------------------------------------------------------------------------------------------


Nun werden die seitlichen Aussparungen mit Silikon bis nur bis zur Unterkante des Frontgewichts, die mittlere Aussparung bis auf die Ebene der Maskierungsplatte aufgefüllt und leicht geglättet. Die beiden Durchgangsbohrungen in dem Frontgewicht werden bis zur Hälfte des Frontgewichts aufgefüllt. Anschließend wird die umlaufende Fuge zwischen Frontgewicht reichlich mit Silikon aufgefüllt und exakt gerade abgezogen.

20190703_201959.jpg 20190704_111521.jpg

Damit wäre das Wochenende auch schon um.

Gruß
Jürgen
 
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Steelstyler

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Moin,

ich kann das gießen / Ergebnis kaum abwarten :thumbup:

Tolle Arbeit die du da machst

Gruß Rene
 
N

NisHeinrich

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Hallo
Unnütz hin oder her, ich lerne gern und viel, mache aber sicher nicht alles dann auch in der Praxis.
Obwohl, das Metallgießen hat schon so seinen Reiz.
Ja, und wenn so eine Arbeit dann endlich fertig ist, erfüllt einen das mit stolz.. ;)
Ich bin auch schon sehr gespannt auf das Ergebnis.
Nis
 
Homer Jay

Homer Jay

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Weiter geht’s


Zum Abformen brauche ich eine plastische Masse, die ich auf das Frontgewicht aufbringen kann. Und dazu verwende ich preiswerten Töpferton,
20190704_140623.jpg

Genommen habe ich unschamotierten Töpferton. Schamotierter Ton enthält kleine Schamoteinschlüsse, dadurch ist der nicht ganz so gut zum Abformen geeignet.

20190704_133423.jpg

Den Ton zupfe ich in kleine Brocken ab und drücke sie auf ca. 6 – 8 mm Stärke zurecht und arbeite Stück für Stück an. Der Ton muß nicht 100%ig gleichmäßig glatt aufgetragen werden, da er eine verlorene Schicht wird. D.h. der Ton wird später wieder entfernt und durch Silikon ersetzt. Wichtig ist nur, das die Tonschicht eine möglichst gleichmäßige und ausreichende Stärke von 6 - 8 mm hat.

Dicker geht zwar auch, aber dann muss später mehr Silikon eingefüllt werden.

Achtet mal darauf, das ich 6 Passermarken aus Nietmuttern gesetzt habe.

20190704_134404.jpg


Wenn das gesamte Frontgewicht gleichmäßig eingehüllt ist, wird die Oberfläche geglättet. Damit das einfacher geht, wird die Oberfläche mit Wasser aus einer Sprühflasche eingenebelt. Dabei bildet sich dann auf der Tonoberfläche ein feiner Schlicker, der alle kleinen Löchlein verschließt.

20190704_135114.jpg

Nun kommen Passermarken an die Tonhülle. Das sind kleine Tonwürstchen Ø 6 – 8 mm, die ich in eine Schlaufe direkt an den Tonmantel anlege. Diese Schlaufen müssen dabei richtig mit dem Ton Kontakt haben.
20190704_140628_LI.jpg

Danach werden Trinkhalme eingekürzt und in die höchsten Stellen des Mantels eingesteckt. Wenn man die Halme rauszieht, dann sieht man in den Halmen, wie stark die Tonschicht ist. Es ist schon sehr wichtig, das die Wandstärke möglichst nicht 6 mm unterschreitet, denn dann wird die spätere Silikonschicht sehr dünn und instabil.

Nun folgen die Einlauftrichter, die einfach aus dem Kern einer Küchenpapierrolle bestehen, die kegelig gerollt wurde und mit Klebeband fixiert wurde. Den Ansatzpunkt der Trichter wird von mir noch mit einem Tonbatzen unterlegt, der als Reservoir für das flüssige Silikon dient.

20190704_135718.jpg

Anschließend wird mit Stuckgips die Form bis zur Oberkante der Bretteinfassung aufgefüllt. Die unterste Lage sollte etwas dünnflüssiger eingestellt werden, damit die Passermarken gut eingegipst werden. Dabei zügig eine Mischung nach der anderen einfüllen, nicht abwarten das die eingegossene Schicht sich verfestigt. Außerdem keinen Gips einfüllen, der bereits anzieht und bröckelig wird, dann wird das Ganze später instabil.

Und stabil muss es sein.

Ich habe ca. 30 kg Gips und 15 Liter Wasser zum befüllen einer Formhälfte benötigt, was später ein Gewicht von 120 kg der kompletten Form bei eingelegtem Frontgewicht bedeutet.

20190704_143624.jpg

So und nun muss ich das mumifizierte Fischbrötchen aus meiner Uniform pröckeln und begebe mich zum Lohner Schützenfest.

Gruß
Jürgen
 
Homer Jay

Homer Jay

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Da hatte ich doch im letzten Beitrag glatt etwas vergessen.

Bevor ich den Gips einfülle, dichte ich den Rahmen mit Silikon aus der Spritze natürlich ab. Wäre Schade, wenn alles durch die kleinen Ritzen und Fugen des Holzrahmens raussuppt. Beim Ausformen stellen die Silikonfugen kein besonderes Hindernis dar, das löst sich schon ganz gut.

20190704_144935.jpg

Und so sieht das Ganze aus, wenn man den Gipsblock von der Maskierungsplatte abhebt. Gut zu sehen, das ich die Trichter auf den höchsten Stellen des Frontgewichts platziert habe und diese in der Tonschicht nun an der tiefsten Stelle sind. Ist halt eine Negativform.

20190704_152825_LI.jpg


Anhand des Fotos sieht man schon, die groben Formen. Man muss sich nicht an den Rostansätzen und den Rissen im Ton stören, denn wie bereits erwähnt kommt der Ton später wieder raus.

Die Maskierungsplatte braucht man nun nicht mehr und wird entfernt. Nun wird der Gipsblock stattdessen wieder hingelegt und das Frontgewicht kommt passgenau wieder in den Tonabdruck. Wichtig ist es nun, dass die Kanten des Tons wieder dicht an dem Frontgewicht anliegen. Dazu drücke ich das Ganze mit einem Spachtel und Kitmesser wieder an.

20190706_111428.jpg


Zum Abschluß wird das Ganze wieder mit Vaseline isoliert.

Und nun kommt wieder etwas, das wichtig ist, denn die Passermarken in der Gipsform müssen vergrößert werden. Dazu werden mit einem Senker die Passermarken vergrößert, denn die sind so spitz und schmal, das die lediglich ausgegossen zu schnell abbrechen. Daher müssen die größer gemacht werden, aber man braucht den nur bis zum Ende des Kegels wegsenken.

20190705_191226.jpg


Nun muß ja man auch wieder den Holzrahmen um das Modell bekommen. Dazu werden ca 10 mm unterhalb der Gipsoberkante Spaxschrauben kurz eingedreht, worauf man die Bretter des Rahmens stellen kann, damit die nicht herunterrutschen können.

20190705_201753.jpg

Die folgenden Arbeitsschritte sind identisch mit denen, die ich bislang schon beschrieben habe, daher nur in Kürze.

  • Holzrahmen mit Silikon abdichten
  • Ton wieder in einer Schichtstärke von 6 – 8 mm aufbringen.
  • Oberfläche glätten.
  • Passermarken an die Tonschicht anbringen.
  • Trinkhalme und Einfülltrichter anbringen.
  • Oberkasten mit Gips auffüllen.
Nachdem der Gips ausreichend Zeit zum durchhärten (24 Stunden) hatte, kann man sich an des Trennen begeben.

Der Holzrahmen wird abgenommen und die Silikonabdichtung wird entfernt.

20190712_165107.jpg

Dann setzt man breite Holzkeile, Spachtel etc in der Fuge an und drückt die beiden Gipshälften auseinander.

20190710_192601.jpg


Gruß
Jürgen
 
Homer Jay

Homer Jay

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Moin Freunde,

Heute geht es um das Abformen des Frontgewichts mittels 2 Komponenten Silikon.

Nach der Trennaktion sieht es so aus, wenn man die beiden Formhälften getrennt hat. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, das man das Frontgewicht unbedingt in der unteren Formhälfte belassen muss.


20190710_192634.jpg

Aus der oberen Formhälfte wird nun die Tonschicht entfernt und wie man sieht, stopfe ich den Ton in Farbmischbecher und das hat den speziellen Grund, das ich damit die Menge des Tons ermittle, der sich in der Form befunden hat.

Warum will ich das wissen?

Ich werde mit 2 Komponenten Silikon arbeiten und bevor ich aus Unwissenheit eine viel zu große Menge anmische, bietet es sich an, die passende Menge vorher mit dieser Methode zu ermitteln.


20190710_193305.jpg


Nun habe ich den Ton vollständig entfernt und ich wasche die Formhälfte mit warmen Wasser unter Zuhilfenahme einer Wurzelbürste aus. Mit einem Schweißdraht wird die Freigängigkeit der Entlüftungsbohrungen kontrolliert und falls etwas verstopft ist auch noch freigemacht.

20190710_194752.jpg

Danach kommt der Gipsblock wieder auf das Unterteil mit dem eingelegten Frontgewicht. Die Fuge zwischen dem oberen und dem unteren Gipsformen wird mit Silikon von außen abgedichtet. Und das sehr gründlich, denn es darf nicht die kleinste Undichtigkeit bestehen. Dann die beiden Hälften mit mehreren Schraubzwingen fest zusammenziehen.

20190710_193740.jpg

Ich habe Silikon mit einer geringen Shorehärte von 25° gewählt, was die Abformung sehr elastisch macht. Der Härter, eigentlich sollte ich besser von Vernetzer sprechen, wird mit einer Pipette dosiert.

Die Verarbeitungszeit wird durch die Menge an Härter mitbestimmt, bei meinem Silikon beträgt die geringste Verarbeitungszeit beträgt 20 Minuten und die maximale 60 Minuten. Ich habe dort genau nach der Anleitung gearbeitet. Das kann ich jedem nur raten, außerdem sind dünne Acrylhandschuhe und eine Schutzbrille sehr zu empfehlen.

Kleine Anmerkung: Es gibt auch schnellvernetzende Silikone, die für das Abformen im Gußverfahren völlig ungeeignet sind und sich eher für das aufspachteln eignen.

20190706_113056.jpg

Den Härter habe ich mit der Pipette in dem auf dem Bild zu sehenden Anmischbecher passend für die Silikonmenge dosiert und dann in eins zugegeben. Mit einem Spachtel habe ich den gesamten Inhalt dann gründlich durchmischt. Dabei immer wieder die Wandungen und den Boden in dem Mischvorgang einbeziehen. Langsam durchmischen, um möglichst wenig Luftblasen unterzurühren, denn durch Lufteinschlüsse leidet die Abformgenauigkeit extrem,

20190706_113619.jpg

Danach wird das Silikon in die Form durch die Speiser langsam und kontinuierlich eingegossen.

20190706_113701.jpg


Wenn die Speiser vollständig befüllt sind und nichts mehr nachsackt, dann am besten die kleinen Entlüftungslöcher kontrollieren. Auch hier muss das Silikon bis oben angestiegen sein.

20190710_201701.jpg

Nochmal ein kurzer Eindruck zur Fließfähigkeit des Silikons :)

20190710_201825.jpg

Danach heißt es 24 Stunden warten, bevor man den gesamten Block einmal dreht, damit die mit dem Silikon ausgegossene Seite unten ist und die beiden Gipshälften wieder trennt.

20190712_165216.jpg
 
Homer Jay

Homer Jay

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Wieder wird der Ton aus der Gipsform herausgeholt und die Menge in Mischbechern bestimmt.

Auf jeden Fall sollte man das Silikon mit den Passern in der unteren Form nochmals dünn mit Vaseline bestreichen.

Die Form wird dann gereinigt, wieder aufgesetzt, abgedichtet und mit Schraubzwingen zusammengepreßt .

Anschließend wird wieder mit Silikon verfüllt und brav die Zeit von 24 Stunden abgewartet. Danach erfolgt das trennen. Und diesmal heißt es ein wenig aufpassen, den beim auseinandernehmen könnte man feststellen, das sich das Silikon der oberen Form mit dem in der unteren an kleinen Stellen eventuell verbunden hat. Dann diese Verbindung vorsichtig mit einem scharfen Cuttermesser durchschneiden.

20190712_165438.jpg

Die Vorderseite des Frontgewichts löst sich besser aus der Silikonform als die Rückseite, da die doch ein paar Hinterschneidungen aufweist. Am besten beschriftet man also die Gipshälften vorher, damit man weiß, ob man die Vorderseite oder die Rückseite bearbeitet.

20190712_165809.jpg

Ich habe mit einem Spachtel und einem Stechbeitel das Frontgewicht jedenfalls vorsichtig anheben und aus dem Silikon herausheben können.

20190712_170153.jpg

Hier mal die Ober- und Unterseite des Frontgewichts zusammen mit dem Original von dessen Rückseite aus betrachtet.

20190712_170459.jpg

Und nochmals von der Vorderseite aus gesehen. Die Verfärbungen auf den Silikonformen sind etwas Rost, Vaseline, geringe Reste von Gips und Ton. Soweit für mich durchaus vertretbar.


20190712_170507.jpg

Um einen Eindruck von der Abformgenauigkeit zu bekommen, sollte man sich mal das folgende Foto ansehen. Dort sieht man deutlich, das die Rückseite des Frontgewichts völlig narbig von Rost ist und die Oberfläche des Silikon auch sehr rauh ist, also diese Rostnarben exakt mit abgeformt hat.

20190712_170653.jpg

Diese Abformgenauigkeit findet sich auch bei der Anbauplatte wieder, wie sich auf den Fotos erkennen läßt. Einmal das Original.

20190705_191206 (3).jpg

Und hier als Negativabdruck, bei dem die Artikelnummer fast besser zu lesen ist als auf dem Original.

20190711_191925 (2).jpg

Im Grunde habe ich anhand des Frontgewichts alle wesentlichen Arbeitsschritte beschrieben, die für das Abformen notwendig sind, daher ist es in meinen Augen unnötig, auch noch bei der Anbauplatte jeden Schritt einzeln zu zeigen oder zu erläutern.

Ich habe beide Teile zeitlich parallel abgeformt, denn die Leihgabe wurde vereinbarungsgemäß pünktlich wieder abgeholt und ich durfte dabei eine sympathische Familie kennenlernen.

20190706_211815.jpg

Wenn Interesse an einigen Arbeitsschritten bei der Anbauplatte besteht, dann bitte melden, die Bilder gibt’s hier dann in einem weiteren Beitrag, ansonsten geht es in einigen Tagen mit der Herstellung von Urmodellen weiter, das die Grundlage für das eigentliche Gießen darstellt.



Gruß
Jürgen
 
Deutz45nullfuenf

Deutz45nullfuenf

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Moin Jürgen,
Ich lese das mit grossem Interesse.

Wir oft kannst du die hergestellte Form später verwenden?

Ich wünsche dir gutes Gelingen!
 
E

EckardderWaldbauer

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Hallo ,

ein wirklich schönes Projekt .
Willst du später eine Kleinserie
anfertigen ?
Ich denke es gibt genügend
Abnehmer dafür .

Viele Grüße
Eckard
 
Homer Jay

Homer Jay

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Hallo Harm,
wenn man will, dann lassen sich bestimmt hundert und mehr Abgüsse damit machen, aber es ist nur einer notwendig.

Aus dieser Form kommen natürlich nur Abgüsse, welche die Macken des zur Verfügung gestellten Frontgewichts haben.

Tach Eckard,
eine Kleinserie? Nun, erstmal mache ich das für mich persönlich und denke weniger daran in meiner Werkstatt für andere machen. Es würden sicher auch Preise zwischen 160 und 200 € notwendig sein.

Immerhin könnte man später mit einem Urmodell Abgüsse in einer Eisengiesserei deutlich günstiger machen lassen. Problem ist dabei, die wollen Mindestabnahmemengen und daran sind schon sehr viele Versuche gescheitert. Ich bestelle jedenfalls keine 100 Frontgewichte, weil ich die dann auf einen Schlag an der Backe habe.

Gruß
Jürgen
 
Steelstyler

Steelstyler

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Moin,
Es würden sicher auch Preise zwischen 160 und 200 € notwendig sein.
Da muss ich sagen hätte ich mit mehr gerechnet. Die Steckgewichte die es Massenhaft auf dem Markt gibt , die kosten ja schon ein Haufen Geld.

Wie lange brauchst du für ein Gewicht wenn die Form etc. alles fertig ist ? Ich kann mir da Zeitlich nichts drunter vorstellen.

Gruß Rene
 
Homer Jay

Homer Jay

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Moin Rene,

wenn ich erinner, dann kann man heute noch Gewichte für die 06er und 07er Baureihe bei Tigges neu kaufen. Der Preis war unter dem, was derzeit für Gebrauchte aufgerufen wird. Irgendwo ist dazu ein ganzes Thema hier im Forum versteckt.

Teuer beim Gießen ist die Herstellung eines Modells, wonach die eigentlich Abgüsse erfolgen. Das ist auch bei mir nicht anders, denn ich arbeite konventionell und kann nicht auf 3D- Scanner und 3D-Druck zurück greifen. Für das Erstellen einer Gießvorlage kann man Round about 60 Stunden veranschlagen und ca 300 € Materialkosten.

Der Guss einer Form wird bei mir ca 3 Stunden dauern. Ich denke dabei an die Zeit vom Einformen über das Schmelzen und Gießen bis zum Ausformen. Mehrere Gewichte direkt nacheinander zu gießen wäre effektiver, geht aber nicht. Die eigentliche Beschränkung im Hobbybereich liegt in dem Gewicht des gefüllten Schmelztiegels und der körperlichen Robustheit des Hobbyisten.

Wer ausprobieren möchte, wie schwer 2 Minuten sein können, der legt sich mal einen 40 Kilo Sack Zement auf Schaufel, und hebt den an, indem er mindestens 50 cm vom Schaufelblatt entfernt anfasst. Dann 2 Minuten ohne Schwanken auf einer Höhe von 80 cm genau auf eine Stelle halten.

Grundsätzlich kann man die Frontgewichte komplett in Epoxi gießen, grundieren und lackieren. Der gravierende Unterschied besteht dann im Gewicht, optisch wird man keinen großen Unterschied feststellen. Diese "Blender" sind relativ schnell gemacht, ohne wirkliche Funktion da sie nur 5 kg wiegen aber wer daran Interresse hat, der kann mich ja anschreiben. Der Preis des Gießharzes treibt auch da die Kosten auf ca 130 € hoch.


Gruß
Jürgen
 
Homer Jay

Homer Jay

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Moin,

bevor jemand denkt, nu kommt nichts mehr, den muss ich leider leicht enttäuschen.


Mein Mäuschen, sprich meine Enkeltochter im zarten Alter von 2,5 Jahren hat die Fotos gelöscht, die ich euch hier eigentlich zeigen wollte.

Passiert halt bei so einem kleinem Drops der Youtube Fan ist. Ich bin ihr deswegen jedenfalls nicht böse.


20190601_095825 (2).jpg

Wenigsten gibt es ein Foto vom Abgussergebnis in Epoxidharz.



IMG-20190718-WA0004[1] (2).jpg

Nun ja, wie gesagt, die Fotostory fehlt im Moment dazu, aber das wird im Zuge der Bebilderung der Formkorrektur noch nachgereicht, denn dort erfolgt ein neuer Abguss.

Gruß
Jürgen
 
N

NisHeinrich

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Hallo
Ja, was so ein kleiner Fratz einem an Freude bereitet, kann schnell in Ungemach umschlagen.
Aber wir waren alle mal so klein, da haben Eltern und Opas auch nicht immer nur Freude mit uns gehabt.

Ja, und wenn man dann zum Preis kommt, dann gehen die "Wünscher" nach so einfachen Sachen wie Frontgewichten
meistens schnell von der Fahne. Irgendwo gibt es dann plötzlch etwas, das die kaufen konnten, oder so ähnlich.

Die Leute die Stilgerecht balastieren wollen sind rar gesät, bei den Preisen.
Für Deutz D30 gibt es sowas eh nicht Original, also brauche ich da auch nichts.
Meine anderen Trecker schaffen eh nichts, außen gelegentlich anspringen und fahren.

Das Projekt selbst gefällt mir ausnehmend gut.
Einer der bei der Stange bleibt und einen so langen Weg geht, alle Achtung!

Nis
 
Homer Jay

Homer Jay

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Vielen Dank für die netten Worte Nis.

Wenn es nach alleine mir gegangen wäre, dann würde bereits ein vollständiger Bericht vorliegen, nur haben andere Geschehnisse im Familienleben eine dringendere Priorität. ^^


Ein "Echtzeitmensch" der meint von jedem Furz und Feuerstein einen Bericht erstellen zu müssen, das bin ich eh nicht, denn ich versuche das möglichst in einem verständlichen Kontext zu setzen. Ich habe keine Ahnung, ob ich das gut oder schlecht mache, Irgendwie fehlt mir die Rückmeldung. ;(


Naja, scheiß was drauf, ist eh unnützes Wissen. :D :D :D


Da ich im wesentlichen immer vorarbeite, als ich auf dem letzten Foto gekommen bin...., ich bin schon weiter. ^^

Was nichts anderes bedeutend als das bald eine Fortsetzung des Berichts folgt.

Gruß
Jürgen
 
Steelstyler

Steelstyler

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moin,

Jürgen, du machst das schon richtig so ! Es ist auch ein Thema was wohl die wenigsten können oder umsetzen können . Ich finde es jedenfalls sehr spannend zu sehen wie man so etwas umsetzen kann :thumbup:

Zu den gelöschten Bildern, ja so sind sie die kleinen Wusel. Man kann es ihnen aber einfach nicht böse nehmen :love:

Mach weiter so .


Gruß Rene
 
Thema: Unnützes Wissen praktisch angewendet - Frontgewichte selber gießen

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