Deutz 4006 Differentialsperre reparieren - aus vermutetem Totaldisaster wird eine Kleinigkeit - ein Erfahrunsgbericht

Diskutiere Deutz 4006 Differentialsperre reparieren - aus vermutetem Totaldisaster wird eine Kleinigkeit - ein Erfahrunsgbericht im Forum D06-Serie im Bereich Deutz / Deutz-Fahr Schlepper - Hallo, ich habe mich nach dem letzten Waldeinsatz auf Fichten entschlossen meiner Differentialsperre in meinem 4006 zu Leibe zu rücken...
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d006

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Hallo,

ich habe mich nach dem letzten Waldeinsatz auf Fichten entschlossen meiner Differentialsperre in meinem 4006 zu Leibe zu rücken. Ausgangspunkt war eine nicht funktionierende Differentialsperre - aber so richtig nicht. Als ich den 4006 seinerzeit gekauf habe, wollte ich eigentlich etwas haben, was ein akutes Problem löst, vielleicht eine Saison hält und dann noch als Alteisen etwas Geld bringt. Mit dem Anforderungsprofil gab es dann seinerzeit fast geschenkt eine Müllhalde die in ein paar der vorhandenen Gänge einigermaßen fuhr nachdem die platten Vorderreifen gewechselt waren. Nicht funktionierte neben der gesamten Elektrik, der Vierte Gang (in allen Gruppen), die Heckhydraulik, der Anlasser, die Lenkung (Spiel von ca. 90 Grad). Gut war der relativ wenige Rost, der "Gesundheitssitz" und der Motor. Das Preis- Leistungsverhältnis hat aus meiner Sicht aber durchaus gestimmt. Den angedachten Job hat er auch erledigt - ich war im Grunde zufrieden.

Der vorherige Eigentümer hatte sogar zur Chancenerhöhung für den Verkauf noch in eine Händlerdusche (dazu später mehr) investiert - für den Härter im Lack hat es aber nicht mehr gereicht. Der Effekt von Lack ohne genug Härter ist, dass bei Temperaturschwankungen der Lack Risse bekommt. Ausserdem war wohl auch nichts mehr zum abtönen da gewesen. Mein Trecker ist in halbswegs originalem Grün wo es hingehört aber der rest welcher eigentlich grau sein sollte ist ziemlich Weiss. Und die weisse Farbe hat halt keinen Härter abbekommen. Man kann sich das so vorstellen, dass alles was weiss ist, bei näherem Hinschauen aussieht, als ob der Trecker da mit Leder bezogen ist. Mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt und würde es erstmal auch nicht ändern wollen ...

Wie das bei so einer Händlerdusche halt so ist, wird da mal schnell drüber geduscht und wenig Aufwand mit der Demontage von Nebenaggregaten oder ähnlichem betrieben - ich habe z.b. eine mit weissem Leder bezogenen Einspritzpumpe - wirklich cool, habe ich sonst noch nirgendwo gesehen.

Jetzt kommen wir endlich auch zur Sperre. Ein weiterer unangenehmer Effekt ist z.B. auch, dass das Pedal für die Differentialsperre so festschmockt, dass ich mit etwas mehr als zwei Zentern mich komplett drauf stellen muss und noch etwas wippen muss um das Pedal nach unten zu bekommen - hoch geht es dann wieder mit dem Ziegenfuss oder einen Reifenmontierhebel o.ä. Ich hatte seinerzeit entschieden, dass mein Traktor, so häßlich wie der aussah, auch keine Differentialsperre brauchte. Das letzte mal feuchte Fichten hat mich wie schon gesagt umgestimmt.

Aufgrund des allgemeinen Pflegezustands des Schleppers war die Vermutung, dass ich allenfalls Reste von irgendetwas was vielleicht mal Differentialsperre war finden würde - echte Traktor-Archäologie halt, aber es sollte anders kommen. Der Plan war also mit möglichst geringem Aufwand die Rechte Achse vom Getriebe demontieren und mal alles lose rausschüttelen und dann weiter schauen.

Bei den Vorbereitungsmaßnahmen habe ich dann aus Versehen die Abdeckung von der Getriebebremse abgerupft und hatte dann etwas freiere Sicht auf die Sperrenaussenteile. Wie das manchmal halt so ist, sticht einen dann auch schonmal der Hafer und ich habe mir überlegt, bei derart komfortablen Arbeitsbedingungen - stehend eingeklemmt zwischen Sitz und Kotflügel statt liegend unter dem Trecker, doch einfach mal zu versuchen das äußere Gebammel (die beiden Hebel) zu demontieren und zu begutachten. Gesagt getan und sofort bereut. Die Schraube die das Pedal für die Sperre hält war derart festgegammelt, dass nur unter Einsatz von diversen Büchsen WD40 und einem ca. 1,5 Meter langen Rohr als Verlängerung der Knarre die Schraube sich ganz langsam daran erinnerte, wozu sie mal produziert wurde. Ich hatte ständig akute Sorge, dass ich die Schraube abreisse oder, was mir lieber gewesen wäre, die Knarre zerstöre. Nach gut 2 Stunden hatte ich dann die Schraube ca. 3 Gewindegänge los und langsam lies sich die Schraube ohne Drehmomente jenseits der 500 weiter ausschrauben.

Nachdem ich das Pedal letztlich ab8 hatte, die Gleitflächen etwas abgeschliffen und, schön gefettet, versuchsweise wieder montiert hatte, ließ sich das Pedal schön leicht bewegen - das machte Hoffnung auf mehr.

Ich habe dann versucht die Sperre mal einzulegen (rechten, hinteren Reifen hochgebockt, Pedal gedrückt und rechtes, hinteres Rad langsam in Fahrtrichtung bewegt). Ich konnte ein leichtes Pumpen am Pedal spüren. Also Trecker abgelassen, draufgesetzt und losgefahren. Einen netten kleinen Platz gefunden, Lenkung komplett eingeschlagen und im 1. Ackergang bei Standgas rollen lassen. Dann mal versuchsweise das Sperrenpedal getreten - der Effekt war gleich wie zuvor, leichtes Pumpen spürbar; mehr leider nicht. Also zurück in den Stall.

Nächster Schritt war dann die Demontage auch des anderen Hebels der auf dem Achstrichter sitzt und die Sperre letztlich betätigt. Bei der Demontage ist mir dann aufgefallen, dass der Sperrenhebel (nicht das Pedal) einen etwas mewrkwürdigen Winkel hatte, der m.E. unnötig viel größer als 90 Grad war. Ich bin dann auf die Idee gekommen, den Sperrenhebel mal mit einem Verlängerungsrohr "manuell" zu bedienen. Meine Vermutung ließ sich bestätigen, der Hebel ließ sich deutlich höher ausheben als mit dem Pedal.

Damit war der ganze schöne Plan mit Demontage Achstrichter und richtig im Dreck wühlen im Eimer, dafür gab es schon den nächsten Plan - jetzt machen wir uns mal schnell und hastig eine funktionierende Differentialsperre.

Also den Hebel demontiert. mit der Drahtbürste den ganzen Schmock entfernt und mal näher betrachtet (ich erspare euch hier mal das ausführliche Gejammer über festgerostete M10 Schrauben mit wenig Bewegungsspielraum ...) und dabei festgestellt, dass der Hebel zwischendurch schonmal gebrochen war und versucht wurde den Hebel zu schweissen - Guss schweißen ist aber auch nicht für Jeden was, das lästige Vorwärmen usw usw.

Da der Hebel sowieso neu geschweißt werden würde, habe ich mir überlegt zu versuchen den erstmal was zu biegen (auch Blödsinn bei Guss - aber was solls). Hintergrund der Überlegung war, dass ich akut nur noch wenige Gusselektroden für die Reparatur da hatte und deshalb warscheinlich nur ein (Schweiß)Versuch verfügbar war. Ich hätte gerne vorher gewußt, ob der merkwürdige Öffnungswinkel des Hebels von ca. 110 Grad korrekt war. Also schön warm gemacht und mal mit einem zierlichen Hämmerchen was draufgekloppt. War natürlich nicht von Erfolg gekrönt und der hebel ist zügig gebrochen. Ich hatte ausserdem das Gefühl, dass der Hebel etwas kurz war, bei voll ausgerücktem Pedal, hatten Pedal und Hebel noch auf einer Länge von ca 2mm Kontakt - das erschein mir für robusten Betrieb im Wald eigentlich etwas wenig. Ausserdem würde sich das bei Veringerung des Winkels von dem Hebel auf ca. 90 Grad nicht verbessern.

Da der Hebel doch Belastung hat und Gußschweißen eigentlich nicht für viel Belastung ausgelegt werden kann, war klar, dass der Hebel ersetzt werden muss und die Reparatur nur provisorisch erfolgt. Also, no Risk no Fun, den Hebel schön sauber gemacht, angeschliffen und warm gemacht und mit den verbliebenen Gusselektroden mit ca. 90 Grad grob zusammen gebraten. Nach dem Abkühlen dann wieder eingebaut und getestet. Wie geplant, die Kombination Pedal Hebel war wieder in der Lage die Sperre einzurücken. Kaum Investition, verhältnismäßig wenig Arbeit und gute Funktion - was will man mehr.

Naja etwas Optimierungspotential bot die Konstruktion schon. Tatsächlich war der Hebel, wie vermutet, etwas kurz und wenn man das Pedal komplett durchgetraten hat, rutschte der Hebel ein paar Millimeter neben dem Pedal ab und es war etwas komplizierter die Sperre wieder zu lösen - absteigen, mit dem Montiereisen den Hebel etwas anheben und gleichzeitig das Pedal etwas hochheben, damit beides wieder korrekt übereinander passte. Ehrlich gesagt, für den praktischen Einsatz im Wald nicht machbar.

Lösung ist mittelfristig die Montage eines neuen (gebrauchten Hebels), kurzfristig habe ich mal ein Stück Rohr drüber geschoben - funktioniert gut. Vielleicht ja doch mal wieder ein Provisorium was dann in 10 Jahren mal getauscht wird.

Wenn also jemand von euch noch so einen Hebel rumliegen hat, gerne PM an mich.

Vielleicht könnt Ihr mir ja auch mal sagen, wie die Hebel so bei euch aussehen, mich interessiert insbesondere der korrekte Öffnungswinkel von dem Hebel.

Im Bild im Übrigen noch sichtbar die "provisorische" Reparatur der abgerupften Abdeckung für die Getriebebremse mittels Winkeleisen.

Ansonsten noch schönes Restwochenende

Michael
 

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Max001

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Nabend Michael,

schön geschrieben :) und Glückwunsch zur erfolgreichen Fehlersuche und Reparatur.

Mir ging es vor kurzen mit meinem D40L ähnlich als ich ihn nicht mehr wie gewohnt übers Handgas abstellen konnte und zusätzlich das Gaspedal angehoben werden musste.

Mir kamen schon vorm inneren Auge die schreckens Bilder hier im Deutzforum von schlecht gewarteten ESP.

Kurzum, mein Fußgaspedal hat ,,bloß" soviel Spiel das es am Getriebegehäuse schleift und deswegen nicht mehr ganz hochgeht und dadurch die Gasstange zur ESP nicht ganz zurück geht. Aber das wird sich wohl noch beheben lassen.
 
L

Lance

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toller Ausführung! Hilft mir sicherlich bei meiner Sperre.
Klemmt auch.
Vielen Dank
 
Thema: Deutz 4006 Differentialsperre reparieren - aus vermutetem Totaldisaster wird eine Kleinigkeit - ein Erfahrunsgbericht

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