MAH 711 Einspritzpumpe Puzzle - brauche Hilfe!

[wenzelsworld]

Hallo Freunde,

ich habe hier eine ESP von einem MAH 711 auf der Werkbank und komme mit dem Teilen
nicht klar, die von unten in und an die Pumpe montiert werden. Siehe Foto.

Sind es überhaupt alle Teile die von unten montiert werden?
Wie rum und in welcher Reihenfolge muß ich die montieren? Klar ist, daß ich von unten
mit der Leitung beginne, in der steckt auch schon eine Feder.

Über Hilfe würde ich mich sehr freuen, der Motor soll dieses Jahr noch laufen!

Viele Grüße!
Wenzel.

 

[F1L514/2-N]

Hallo Wenzel,

du hast folgende Teile:
- eine kegelförmige Druckfeder mit dickerem Draht (Druckventil)
- eine kegelförmige Druckfeder mit dünnerem Draht (Saugventil)
- diese runde Walze ist der Ventilsitz für das Druckventil
- ein Saugventil (länger)
- ein Druckventil (kürzer)
manchmal haben diese auch die gleiche Länge (nicht vertauschen da sonst die Paarung der Dichtflächen nicht mehr stimmt und diese undicht sind!)

Auf absolute Sauberkeit bei der Reparatur achten!

Der Einbau:
Die Einspritzpumpe so hinlegen, das die Öffnung nach oben zeigt.
Nun das etwas längere Saugventil mit der rechteckartigen Führung voraus in die Bohrung des Dichtsitz einsetzen. Das Gewinde an dem Ventil muss nach oben zeigen! Nicht alle Baustände der Ventile haben dieses Gewinde, manche sind nur rund gedreht (siehe Bilder). Auf dieses wird nun die dünnere Druckfeder aufgesetzt.
Einbaulage der Druckfeder: Der engere Durchmesser der Druckfeder ist immer die Ventilseite.
Nun den Ventilsitz für Das Druckventil RICHTIG einbauen! Wird dieser um 180° verdreht eingebaut ist das Druckventil zu 98% undicht! Anhand von Abdrücken und Laufspuren nach der Einbaulage schauen!
Jetzt das Druckventil wie zuvor mit der Führung in den Ventilsitz einführen.
Dann noch die dickere Druckfeder mit der engeren Seite auf das Druckventil aufsetzen.
Zum Schluss noch den Leitungsanschluss montieren, fertig.

Fehler die durch die Reparatur entstehen können sind:
- Druckfedern vertauscht
- Saug und Druckventil vertauscht
- Ventilsitz für Druckventil falsch verbaut
- Dichtsitz der Ventile undicht/verschmutzt




Saugventil mit Ventilsitz und dünner Feder:








Druckventil ohne Ventilsitz mit dickerer Feder:

 

[F1L514/2-N]

Hallo,
hier noch die Teileübersicht der Einspritzpumpe:



Die größe der Druckfedern ist leider nicht zu erkennen.
Saug und Druckventil haben eine verschiedene Bildnummer!

 

[wenzelsworld]

Hallo P. Mohl,

ganz vielen Dank für die interessante Erklärung!!!

Ich mußte leider ein Austausch-Gehäuse kaufen, weil eine Dichtfläche
völlig hinüber ist, durch eine fehlerhafte Montage in der Vergangenheit.

Mit den Infos die ich nun habe kriege ich die Pumpe wieder zusammen.

Die Dichtflächen der Ventile will ich vorher noch polieren/einschleifen
mit Polierrot, wie in der Bedienungsanleitung angegeben. Das Zeug ist
aber steinhart, Hartwachs halt.
Ich will einen Brocken in Waschbenzin einweichen - ist das eine gute
Idee oder wie macht man das?

Viele Grüße!
Wenzel.

 

[wenzelsworld]

Hallo Kollegen,

ich habe das Polierrot in Waschbenzin eingeweicht und mit der Pampe
stundenlang die Ventile eingeschliffen. Von Hand und zärtlich langsam
mit der Drehbank.

Das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend, die Dichtflächen sind nicht
richtig blank, da sind dunkle Stellen d'rauf, mit der Lupenbrille sieht
man das genau. Insbesondere das Saugventil hatte scheinbar etwas
Rost angesetzt, mit Polierrot kriege ich die Flächen nicht wieder hin.

Auch der Funktionstest zeigt: Die Pumpe arbeitet zwar, aber ohne
richtigen Druck. Wenn ich den vollen Kolbenweg ausnutze kommt
ein müder Strahl oben an der Düse an, den kann man sogar mit dem
Finger weg drücken.

Wie nun weiter? Sind solche Ventile überhaupt zu retten?

Im Zubehörhandel gibt es Schleifpaste für Ventile, "grob und fein".
Kann man die verwenden oder mache ich's damit noch schlimmer?

Kann man die Ventile und das Pumpenelement eigentlich testen ohne
die Pumpe zu montieren?

Danke und viele Grüße!
Wenzel.

 

[F1L514/2-N]

Hallo Wenzel,
Schleifpaste für Ventile ist meiner Kenntniss nach immer noch zu grob auch wenn es die feine Paste ist.
Was heißt dunkle Stellen, Lochfraß oder nur verfärbt?
Einer meiner Motoren läuft auch mit dunklen stellen.
Bezüglich Pumpe testen finde ich es einfacher diese schnell wieder am Motor zu montieren. Ist ja bei dem MAH 711 kein großer Aufwand!
Pumpengehäuse, Einspritzleitung, Kraftstoffzulauf und Pumphebel montieren.....

Das Pumpenelement sollte sich eingeölt schön saugend in der Bohrung bewegen. Es darf an keiner Stelle schwergängig sein! Am besten zu prüfen von Hand ohne die Rückdrückfeder! Wenn die Feder verbaut ist muss diese das Pumpenelement schnell wieder in die Neutrallage zurückdrücken! Ist dies nicht der Fall und das Pumpenelement klemmt,bewegt sich dieses nur langsam zurück sodass der Motor nur eine Zündung macht und dann aus geht. Merkt mann dann aber auch beim Vorpumpen da nur einmal der Gegendruck der Feder zu spüren ist und bei den nächsten Pumpenhüben es ganz leicht geht.

Wenn dein ganzes Einspritzsystem zusammengebaut und entlüftet ist. Sollte die Düse ein Schnarrgeräusch von sich geben. Hörst Du ein Schnarrgeräusch?

 

[wenzelsworld]

Hallo M. Pohl,

vielen Dank für Deine Hilfe!

Nein, ich höre kein Schnarrgeräusch.
Der Pumphebel geht bei normaler Einstellung völlig ohne Druck zu bewegen.
Erst wenn ich die beiden Muttern deutlich weiter rein drehe beginnt das
Pumpen, aber auch das ist kraftlos und reicht nicht, die Düse zum Schnarren
zu bringen. Wenn ich sie zu weit rein drehe klemmt das Ganze.

Das Pumpenelement bewegt sich einwandrei saugend ohne zu klemmen, wie
von Dir beschrieben. Es war allerdings fest als ich den Motor übernommen habe,
ließ sich aber relativ leicht lösen.

Also mich wundert auch, daß die Ventile wegen der Verfärbungen so gar nicht
dicht sein sollen. Ich habe ewig lange poliert und Krater sind das absolut nicht.
Die müssten ja völlig durchlässig sein, so schlecht wie die Pumpe pumpt ...
Gehäuse ist einwandfrei, Feder Druckventil ist neu.

Ich bin ratlos.

Grüße,
Wenzel.

 

[F1L514/2-N]

Hallo Wenzel,
was ich vergessen habe zu sagen. Im Falle der Kurbeltrieb und die Nockenwelle so steht dass der Nocken für das Pumpenelement gerade dieses betätigt funktioniert ein manuelles Pumpen von Hand nicht! Also gegebenenfalls Kurbelwelle mal verdrehen.
Wie beurteilst du die schlechte Pumpleistung?
Wenn Du die Einspritzleitung an der Einspritzdüse löst und die Einspritzpumpe zu 100% entlüftet ist drehst du den Motor auf der Betriebsstellung (Vorpumphebel/Abstellhebel zeigt nach unten) durch. Pumpt dieser dann zur Leitung Diesel hinaus?
Wenn ja, dann baust Du die Einspritzdüse aus und schraubst diese außerhalb vom Motor an die Einspritzleitung ran, dass Du frei Sicht auf das Düsenelement hast. Nun den Motor weiter durchdrehen. Erst muss noch die Luft aus der Düse gepumpt werden aber dann sollte diese ein Schnarrgeräusch machen und fein zerstäubter Kraftstoff austreten. Achtung: Nicht in den Strahl der Düse fassen! Lebensgefahr! Kraftstoff kann in die Haut eindringen und eine Blutvergiftung hervorrufen!

Wenn Kraftstoff aus der Düse ohne Schnarrgeräusch austritt kann das folgende Ursachen haben:
- Düsenelement undicht, Tropfenbildung
- Spritzbild schlecht, also nicht fein zerstäubt
- Düse öffnet zu früh (Druckfeder im Einspritzventil defekt / Düse falsch oder gar nicht eingestellt)

Wenn kein Kraftstoff austritt:
- Düse verstopft/verrostet/verklebt
- Druckventil undicht (Druck in Richtung Einspritzleitung kann nicht aufgebaut werden, da sich der Druck wieder Richtung Pumpe abbaut. Pumpenelement saugt also von der Hochdruckseite wieder Kraftstoff an)
- Saugventil undicht (Pumpenelement schiebt den Kraftstoff nur zwischen Tank und Einspritzpumpe hin und her und drückt diesen nicht in den Hochdruckbereich)
- Saug- und Druckventil undicht

Hast Du gerade diesen Hebel an der Einspritzpumpe mit den 2 Kontermuttern richtig eingestellt? Weist du wie das funktioniert?
Denn wird dieser zu sehr vorgespannt verliert die Pumpe an Pumpleistung da diese nicht mehr den vollen Pumpenhub nutzen kann!
Was ist bei Dir die normale Einstellung?
Ich schaue, dass ich morgen mal ein paar Fotos mache und das Einstellen dieses Hebels beschreibe.

 

[wenzelsworld]

Hallo Philipp,

erstmal vielen Dank, daß Du Dich meines Problems annimmst!

Daß man ggf. die Kurbelwelle drehen muß um zu Pumpen wenn die Stellung nicht
stimmt habe ich gemerkt. Ich habe den Pumphebel so eingestellt, daß die vordere
der beiden Muttern 20mm von der kleinen Markierung auf dem Hebel entfernt liegt.

So eingestellt passiert überhaupt gar nichts. Ich spüre nicht einmal den Druck des
Pumpenelements und kann den Hebel locker ein Stück nach vorn ziehen. An Pumpen
ist nicht zu denken. Ernst wenn ich die Muttern deutlich weiter anziehe pumpt es
ein bissl, wenn ich sie zu weit anziehe klemmt's.

Ich will heute Abend mal die Feder des Pumpenelements ausbauen und messen,
irgend etwas stimmt hier nicht. Vielleicht weißt Du, wie lang sie sein müßte?

Als ich den Motor übernommen habe klemmte das Pumpenelement in Stellung
"fast d'rinne". Angenommen das war schon 50 Jahre so ist vielleicht die Feder
zu kurz und ich bin gar nicht im Arbeitsbereich des Pumpenelements.

Viele Grüße!
Wenzel.

 

[MAHans914]

Hallo Wenzel,
kannst Du mal ein Makro-Foto von dem betroffenen Pumpenventil und dem Sitzring einstellen? Dann lässt sich das vielleicht besser beurteilen.
Es ist halt so, dass durch die ESD nur geringe Kraftstoffmengen gefördert werden und da kann sich eine kleine Undichtigkeit in den Ventilen schon eklatant auf den Betrieb auswirken.
Wenn da größere Macken im Ventil oder Sitzring sind, kriegst Du die mit Polierrot auch nicht weg, das ist nur für den letzten Feinschliff.

 

[wenzelsworld]

Hallo,

anbei die Bilder der Ventile. So auf den Bildern sehen sie schlechter aus als
in echt ...

Die Feder des Pumpenelements ist 33,2 mm lang - mir kommt das zu kurz vor,
auch schön im Bild "Pumpenelement.jpg" zu sehen. Das Element ist ja schon
im Ruhezustand halb zusammengedrückt.

Was mein Ihr?

Tausend Dank und viele Grüße!
Wenzel.

 

[F1L514/2-N]

Hallo Wenzel,
die Feder vom Pumpenelement einer meiner Pumpen hat eine Länge von 33,4mm, sollte also passen.
Das Pumpenelement muss in dem Pumpenkörper ein Stück weit drin stecken um von diesem geführt zu werden. Ein verkanten mit erhötem Verschleiß wäre sonst vorprogrammiert.

Zu deinen Bildern:
- Das Druckventil sieht optisch noch ganz gut aus und sollte funktionieren.
- Das Saugventil sieht allerdings an beiden Dichtflächen nicht mehr gut aus. Höchstwahrscheinlich ist dieses nicht mehr dicht.

Habe hier nochmal ein Bild von den ganzen Pumpeneinzelteilen meiner Schulungspumpe von der Jugendgruppe gemacht:

 

[F1L514/2-N]

So sehen die Dichtflächen des Saugventils bei mir aus:

 

[MAHans914]

Hallo,
ich schließe mich meinem Vorredner an: Das Saugventil ist vermutlich das Problem. Da musst Du was machen, Polierrot hilft da nicht mehr.

 

[wenzelsworld]

Hallo,

also ich muß auch sagen, so auf den Bildern sieht man erst richtig das Ausmaß
der Schäden. In der Werkstatt habe ich das selbst mit der Lupenbrille nicht so
genau gesehen.

Was kann man denn da machen? Kann man die Flächen überarbeiten (lassen)?

Danke und Grüße!
Wenzel.

 

[wenzelsworld]

Hallo Freunde,

ich möchte Euch auf den Stand der Dinge bringen.

Die Ventile und das Pumpenelement hatte ich bei Michael Braun. <http://www.historische-ersatzteile.de/>
Ein sehr netter Mann, er hat mir die Ventile gerettet und das Pumpenelement geprüft. Ist sehr zu empfehlen.

Die Pumpe pumpt nun einwandfrei, trotzdem macht die Einspritzdüse kein Schnarrgeräusch. Ich habe sie
verkehrt herum montiert um die Zerstäubung zu beobachten. Da kommt ein geschlossener Strahl raus, der
nach ca. einem halben Meter ein bissl zerstäubt.

Das ist garantiert nicht richtig, die Düse baut meiner Ansicht nach zu wenig Druck auf. An der wurde auch
schon mal rum gefummelt, man sieht das an der relativ frischen Kupferdichtung.

Wie würdet Ihr weiter vorgehen? Kann man den Druck der Düse einstellen?

Dank' Euch und Grüße!
Wenzel.

 

[wenzelsworld]

Hallo,

ich habe die Einspritzdüse zerlegt, gereinigt und nach Gefühl und Spritzbild
neu eingestellt. Sie schnarrt zwar nach wie vor nicht, aber sie funktioniert.

Der Motor ist mit unglaublichem Getöse und schwarzem Rauch angesprungen
und läuft jetzt sehr schön. Ein toller Moment. Ich bin fertig vom Kurbeln,
habe eine Rauchvergiftung und bin halb taub ... aber glücklich!

Besten Dank an alle, die mir geholfen haben!

Viele Grüße,
Wenzel.