Nee, alle Pflüge habe ich nicht ausprobiert, aber das ist auch gar nicht nötig. Die kinematischen Zusammenhänge, die erklären, unter welchen Bedingungen der Zugpunkt verstellt werden kann, ohne daß die Erstkörperschnittbreite nachreguliert werden muß, ergeben sich aus der Getriebelehre ( Stichwort Geradführung mit Viergelenkgetrieben ).
Deshalb scheiden schon mal alle Pflüge, die keine Schwinge, sondern z.B. eine Schlittenverstellung haben, aus. Unter den Pflügen mit Schwinge erreichen das gewünschte Ziel nur jene, deren Viergelenk "harmonisch" mit dem Viergelenk der Schlepperdreipunktaufhängung ist. Da deren Maßverhältnisse aber von Schlepper zu Schlepper stark schwanken, selbst wenn das Dreipuntgestänge nach Norm innerhalb der zulässigen Spielräume ausgeführt wären, muß man das Viergelenk des Pfluges daruf abstimmen können. Und das geht eben nur bei Pöttinger. Das ist auch die Erklärung dafür, daß es bei Lemken mal geht und mal nicht, eben je nach dem, welche Schlepper davor hängt. Übrigens kommt bei Lemklen dazu, daß die Maßverhältnisse des Pflug-Viergelenks sich je nach Einstellung des Pfluges ändern, z.B. in Abhängigkeit von der lichten Weite zwischen den Hinterrädern des Schleppers.
Die o.g. Tatsachen der Getrieblehre hat Lemken als erster erkannt und das Optiquick-Einstellsystem Anfang der 80er Jahre entwickelt. Pöttinger ( genauer: Damals die Bayer. Pflugfabrik Landsberg ) hatte das Glück, zu lange an veralteten Pflügen festgehalten zu haben und deshalb die mittlerweile auf vielen Äckern leicht nachzumessenden Unzulänglichkeiten ein paar Jahre später ( ab 1987/1988 ) ausgleichen zu können.
Zu dem Zeitpunkt* glaubte man bei Kverneland immer noch, daß ein Pflug "richtig" oder "optimal" oder so was eingestellt sei, wenn das Dreipunktgestänge symmetrisch zwischen den Hinterrädern steht. Von dieser Warte aus ist es natürlich schwierig, die o.g. Erkennntisse der Getriebelehre zur Kenntnis zu nehmen.
Gruß
Michael
*ich fürchte, daß man das bei Kverneland noch heute glaubt - oder zumindest in der Werbung verficht, weil man schließlich die eigenen Pflüge irgendwie anpreisen muß.