Allrad auf Straße

[Wienius]

Mal ne blöde Frage:
Warum darf man beim DX -und wahrscheinleich auch vielen anderen Allradlern- den Allrad nicht auch auf der Straße nutzen. Es steht zwar in der Bedienungsanleitung, dass man es nicht soll, aber warum steht nirgends. Könnt Ihr einem Blinden mal auf die Sprünge helfen? Danke

 

[Lasca34]

Weil solche Traktoren kein Mittendifferential haben, welches die Drehzahlunterschiede zwischen Vorder- und Hinterachse kraftfrei ausgleicht, kann das nur über den Reifenschlupf geschehen. Der aber führt auf griffigem Grund zu hohem Verschleiß der Reifen und hohen Beanspruchungen im Antriebsstrang. Dort gibt es entweder hohe Drehmomentspitzen oder eine Überlast-Rutschkupplung spricht an, so daß diese verschleißt. Also hohe Beanspruchungen und hoher Verschleiß, wo man hinsieht.

Das gilt für alle Konzepte mit zuschaltbarem Allradantrieb, also auch bei sog. "Geländewagen" und auch bei Traktoren mit gleichgroßen Rädern. Fahrzeuge mit permanentem Allradantrieb ( wie z.B. heute fast alle allradgetriebenen PKW ) haben neben den Differentialgetrieben in Vorder- und Hinterachse immer ein Mitteldifferential ( oder eine dieses ersetzende, gleichwertige technische Lösung ). Nur so kann der Allradantrieb bedenkenlos und unabhängig von den Kraftschlußverhältnissen zwischen Rad und Fahrbahn eingeschaltet sein.

Gruß
Michael

 

[Elektroniker007]

Ganz einfach weil sich die vorderen Räder bei zugeschalteten Allrad schneller drehen als die hinter. Denn Rest kannst dir selber denken.

 

[Wienius]

Danke Lasca, hast mir sehr geholfen, ich hatte gelesen, dass das höchst schädlich für das Getriebe, konnte aber als Laie nicht erkennen, warum.

 

[D6006A]

Moin,
ein Einwand meinerseits: Wir fahren seit 1979 MB-Trac, und seitdem immer mit Allrad, auch auf der Straße. da gibt es ohne Mitteldifferential keine spürbaren Verspannungen, ohne Allrad ist es bei der Gewichtsverteilung leer auch fast unmöglich nicht mit durchdrehenden Rädern anzufahren. Ich kann behaupten, daß wir mit drei großen Trac's ca. 17.000h Erfahrung habe, (zugegebener Maßen war ich 1979 erst 12 und habe da das gemacht, was der Alte wollte, jedenfalls meistens ) und wir sind von Anfang an immer mit Allrad auch bei Straßenfahrten gefahren.
Grüße
Frank

 

[Wienius]

Sieht aus, als hätte ich eine interessante Diskussion auf gemacht. Ich habe jetzt noch eine andere Frage zu dem Thema. Vor kurzem habe ich gelernt, dass man bei Allradlern ein bestimmtes Größenverhältnis zwischen Vorder- und Hinterachsbereifung einhalten muss. Soll heissen, wenn ich hinten statt 34 Zoll, jetzt 38 Zoll drauf schraube, muss ich auch entsprechend die Vorderachsbereifung anpassen. Was hat es damit auf sich? Wenn ich auf der Strasse sowieso nur Hinterrad fahre und im Gelände die Vorderreifen drehen dürfen, ist es dann nicht völlig egal, wie das Verhältnis ist? Kann ich jemand aufschlauen?

 

[Lasca34]

Das

Ganz einfach weil sich die vorderen Räder bei zugeschalteten Allrad schneller drehen als die hinter. ...

ist nicht der Grund! Wenn die Vorderräder immer gleich viel schneller drehen würden als die Hinterräder, könnte man den Allradantrieb auch auf der Straße bedenkenlos ständig eingeschaltet lassen. Differentiale sind aber deswegen da, weil die Drehzahlverhältnisse von vorne zu hinten oder eben auch von links nach rechts nicht immer gleich sind.

Und damit komme ich zu Franks Bemerkung: Da der MBtrac vorne und hinten geichgroße Räder hat, braucht man sich über Abrollumfänge keine Gedanken zu machen. Aber auch hier gibt es bei Kurvenfahrt Verspannungen und also den oben genannten Verschleiß und die Belastungsspitzen. Wenn das nach 17.000 Bh noch niemandem aufgefallen ist, mag das daran liegen, daß auf der Straße weit überwiegend geradeaus oder mit großen Radien gefahren worden ist. Wenn der Trac die Zeit vollständig z.B. bei der Müllabfuhr im engen Rottweil zugebracht hätte, sähe das Ergebnis wohl anders aus.

Vorstellen kann ich mir einen Knicklenker mit gleichen Rädern, der permanenten Allradantrieb, aber kein Mittendifferential hat. Ist das nicht tatsächlich bei Holder so?

Gruß
Michael

 

[Lasca34]

..Wenn ich auf der Strasse sowieso nur Hinterrad fahre und im Gelände die Vorderreifen drehen dürfen, ist es dann nicht völlig egal, wie das Verhältnis ist? ...

Nee, garantiert nicht. Die Vorderradbereifung muß sogar ziemlich genau zur Hinterrradbereifung passen. Gib in der Suche das Wort "Voreilung" und auch mal "Nacheilung" ein, und Du wirst mit Informationen dazu überschüttet.

Gruß
Michael

 

[06bismk3]

Das

Ganz einfach weil sich die vorderen Räder bei zugeschalteten Allrad schneller drehen als die hinter. ...

ist nicht der Grund! Wenn die Vorderräder immer gleich viel schneller drehen würden als die Hinterräder, könnte man den Allradantrieb auch auf der Straße bedenkenlos ständig eingeschaltet lassen. Differentiale sind aber deswegen da, weil die Drehzahlverhältnisse von vorne zu hinten oder eben auch von links nach rechts nicht immer gleich sind.


Gruß
Michael

also elektroniker007 hatte das sicherlich schon richtig gemeint. er spricht vom hier auch schon erwähnten vorlauf/voreilung. Aufgrund des Vorteils bei Kurvenfahrt, haben Allradschlepper für gewöhnlich eine Voreilung von 4%
Aus diesem Grund wäre der Allradantrieb wie schon selbst erwähnt, auf der straße extremst verspannt...hoher verschleiß von rädern achse, kupplung...etc inbegriffen.

Dass die kurvenfahrt eh nochmal ein problem darstellt ist selbstverständlich.

auch wienius spricht das wichtige größenverhältnis von vorderrrad zu hinterrad an. selbstverständlich kommt es nirgends auf eine vordere zu hinterer felgengröße an. oder von vorderer raddrehzahl zu hinterer.
Sie meinen hier aber sicherlich alle das gleiche!
Nämlich zum allradantrieb abgestimmte richtige räderabrollumfänge/umfangsgeschwindigkeiten!

Wenn [/B]die Vorderräder immer gleich viel schneller drehen würden als die Hinterräder, könnte man den Allradantrieb auch auf der Straße bedenkenlos ständig eingeschaltet lassen

und dieser satz ist mal sowas von falsch!!!!
zumal gleich viel schneller sich sicherlich auf die umfangsgeschwindigkeit vom reifen bezieht!

 

[Lasca34]

Sicherlich ist der Satz, daß man auf ein Mittendifferential verzichten könnte, wenn sich die Vorderräder immer gleich viel schneller drehen würden als die Hinterräder, richtig. Wer das nicht versteht, sollte sich hier nicht zu Wort melden. Ebenso ist selbstverständlich, daß es dabei nicht auf die Umfangsgeschwindigkeit oder die Raddrehzahl ankommt*, sondern allein darauf, daß deren Verhältnis von vorne zu hinten immer ( wer mit dem Lesen so seine Schwierigkeiten hat: Immer ) gleich ist.

Diese Typen, die die Klappe immer ganz weit aufreißen, von der Materie aber keine Ahnung haben, gehen mir auf den Keks.

Gruß
Michael

*Falls das jemand liest, der sich mit dem Thema beschäftigen möchte: Umfangsgeschwindigkeit oder Raddrehzahl sind eine Frage des Allradfaktors, haben aber mit der Frage, ob ein Mittendifferential erforderlich ist, nichts zu tun. Das ist eine ganz andere Baustelle.

 

[D6006A]

Moin,
leider kann ich an der Diskussion nicht mehr teilhaben, da ich nur bis zu dem Beitrag von gestern Abend lesen kann. Die anderen Beiträge hätte ich auch gerne gelesen, aber das soll wohl nicht sein. Es scheint sich nichts zu tun mit der Funktion des Forums, von Johannes habe ich auf eine Mail auch keine Antwort bekommen.
Frustrierte Grüße
Frank

 

[dieterpapa]

Nur mal interessehalber:

Gibt es eigentlich Traktoren mit permanentem Allradantrieb und automatisch sperrendem Zentraldifferential bzw. einem anderen technischen Schlupfausgleich? Wie verhält es sich da dann mit dem Allradfaktor? Bei 100% Sperre wäre das ja wie gehabt - aber bei technischen Lösungen ohne eine mechanische Sperre?
Ich meine aber nicht die von Michael schon genannten Knicklenker...

Dieter

 

[06bismk3]

mach mers so wie immer. der lasca hat recht und wir ham unner ruh.