Fragen zum Anbau von Phacelia / Ölrettich als Zwischenfrucht im Herbst bzw. Frühjahr

Diskutiere Fragen zum Anbau von Phacelia / Ölrettich als Zwischenfrucht im Herbst bzw. Frühjahr im Forum Ackerbauliche Fragen im Bereich die tägliche Arbeit - Hallo, nach der Getreideernte und dem Strohhäckseln möchte ich gerne eine Zwischenfrucht anbauen, deren Aufwuchs bis zum Frühjahr stehen bleiben...
D 6206 er

D 6206 er

Moderator
Beiträge
4.774
Likes
243
Hallo,

nach der Getreideernte und dem Strohhäckseln möchte ich gerne eine Zwischenfrucht anbauen, deren Aufwuchs bis zum Frühjahr stehen bleiben soll.
Ziel ist es, dass die Zwischenfrucht die Nährstoffe bindet und vor der Auswaschung schützt und die Zwischenfrucht soll zur Bodenverbesserung und zum Humusaufbau beitragen. Die Zwischenfrucht soll wie eine HAuptfrucht bestellt werden, d.h., nach einer Pflugfurche mit Untergrundpacker, dann die Kreiselegge+Drillmaschine.

Frage 1: Welche Pflanze könnt Ihr mir zur Erreichung der o.G. Ziele empfehlen?

Ich habe an Senf oder an Phacelia gedacht.


Frage 2: Wann ist der günstigste Aussaattermin für die Phacelia oder für den Senf? Anfang August gleich nach der Getreideernte?

Wird die Phacelia mit der gleichen Einstellung wie beim Rapssäen ausgesät? d.h., bei der Amazone Sämaschine ohne die Nockensäräder und nur mit dem Feinsärad?

Vielen Dank für Eure Antworten.

Gruß
D 6206 er
 
DX 3 S

DX 3 S

Beiträge
187
Likes
1
Moin Elmar,

anbei eine Tabelle mit Gründüngungspflanzen, deren Eigenschaften, Aussaattermine und -menge.
Phacelia solltest Du direkt nach der Getreideernte einsäen, sie wächst langsamer als Senf. Einsaat sehr flach, ca. 1 cm tief. Die Saatgutkosten sind extrem hoch, ich habe mich damals richtig erschrocken. Senf lieber etwas später einsäen, ab Mitte August, damit die Pflanze die Samenreife nicht mehr erreicht. Einsaat recht günstig, gut bodenlockernd. Für die Humusbildung ist Phacelia deutlich besser, da sie viel mehr Wurzelmasse bildet.
Als Alternative würde ich Winterraps vorschlagen. Sehr viel Wurzelmasse, wächst schneller als Phacelia und bindet die Nährstoffe sehr gut, die dann im Folgejahr rechtzeitig zur Ährenbildung wieder zur Verfügung stehen.
Ich habe dann noch mal zwei Bilder angehängt beim Mulchen der Phacelia im Herbst, ausgesät Ende Juli nach der Wintergerste und gemulcht Mitte Oktober zur Bestellung von Triticale.

Gruß von Martin
 

Anhänge

  • Gründüngungspflanzen.doc
    47 KB · Aufrufe: 2.066
  • IMG_0863.jpg
    IMG_0863.jpg
    1,5 MB · Aufrufe: 6.813
  • IMG_0865.jpg
    IMG_0865.jpg
    1,5 MB · Aufrufe: 7.871
D 6206 er

D 6206 er

Moderator
Threadstarter
Beiträge
4.774
Likes
243
Hallo Martin,

vielen Dank für Deine Antwort und Deine übersichtliche Tabelle.


Die Preise müssen ja im letzten Jahr sich verdoppelt haben. Phacelia wird mir 16 kg/ha ausgesät und das kg soll ca. 8,00 € kosten - nicht gerade wenig für eine Zwischenfrucht. Senf ist schon für 2 €/kg zu haben.
Evtl. ist bei einer guten Ernte des Phaceliasaatgutes die Phacelia wieder für 4 € zu haben.

Deine Phacelia ist ja für den kurzen Wuchszeitraum ja prächtig entwickelt. Eine Zwischenfrucht zwischen Gerstenernte und Triticalesaat - habe ich ja noch nie gehört, und dann so toll entwickelt. nicht schlecht für den Boden.

Bei mir soll die Phacelia respektive der Senf aber über Winter stehen bleiben. Und dann soll sie im April untergepflügt werden. Dann werde ich nochmals Pacelia oder Senf im April aussäen.

Gruß
D 6206 er
 
D 6206 er

D 6206 er

Moderator
Threadstarter
Beiträge
4.774
Likes
243
Hallo,

nochmals vielen Dank für die Antworten.

Hier nun die "Vollzugsmeldung":

Im September habe ich - aus Kostengründen - Senf ausgesät und jetzt im Mai Ölrettich, weil der mit seiner tiefen Durchwurzellung den Unterboden auflockern soll (allerdings habe ich wegen der Trockenheit auf eine Pflugfurche verzichtet).

Der Rettich ist - trotz der extremen Trockenheit - super aufgelaufen, selbst auf den massiven Tonköpfen steht der super (hungrige Schnecken waren bei der Trockenheit ja auch nicht das Problem).

Gruß
 
Zuletzt bearbeitet:
stamo

stamo

Beiträge
233
Likes
0
Was hast du mit dem Rettich vor?

Hast du Erfahrungen mit der Sommersaat von Ölrettich?
 
D 6206 er

D 6206 er

Moderator
Threadstarter
Beiträge
4.774
Likes
243
Hallo Stamo,

Der Ölrettich dient der Gründungung und der Speicherung der Nährstoffe in der aufgewachsenen Grünmasse.


Der Ölrettich wächst wie Sau - und das völlig ohne Mineraldüngung. Jetzt wo der Regen ausreichend gefallen ist und der Oberboden wieder durchfeuchtet ist, wird ausreichend N mineralisiert, so dass der Ölrettich nochmals einen richtigen Wachstumsschub hingelegt hat.

"Hast du Erfahrungen mit der Sommersaat von Ölrettich? "

Mit Sommersaaten seit den 80er Jahren nicht mehr, und damals auch nur Hafer. Und den Ölrettich habe ich eben angebaut wie ich das vom Winterraps her kenne. Feinsämerei ist nun mal Feinsämerei.

Bodenbearbeitung: Den Ölrettich wollte ich eigentlich hauptfruchtmäßig bestellen, d.h., nach einer Pflugfurche mit Packereinsatz bei trockenen Bedingungen. Aber wegen der extremen Trockenheit habe ich als Vorbereitung nur gegrubbert. Weil ich kein RoundUp einsetzen wollte (Kostengesichtspunkte) habe ich zweimal im Abstand von 10 Tagen gegrubbert, beidemal so flach wie beim ersten Grubberstrich zum Stroh. Das diente der Vernichtung der Winterunkräuter und der aufgelaufenen Unkräuter nach dem ersten Grubberstrich. Aber der Boden war schon sehr fein geworden.

Aussaat: Den Rettich habe ich dann mit der Kreiselegge+Zahnpacker+Sämaschine bestellt. Sähschare der Sämaschine völlig ohne Druck (Federn ausgehängt) und ohne Saatstriegel, weil Ölrettich eben nur gut 1 cm tief zu säen ist. Ach ja, der Schlepper lief vor der Kreiselegge nur mit knapp über 1100 U/min und die Kreiselegge auf ganz geringe Drehzahl eingestellt, und langsam fahren beim Drillen, damit die Sähschare auch schön im Boden bleiben und nicht von jedem Krümel ausgehoben werden.
Angewalzt mit der Prismenwalze oder Camebridgewalze habe ich den Ölrettich nicht - der Boden war eh schon recht fein geworden.

Ausgesät habe ich 17,7 kg/ha (Zielvorgabe war 20 kg/ha). Der Ölrettich ist äußerst zügig aufgelaufen und hat sich auch bei der extremen Trockenheit bestens entwickelt - was mich äußerst überrascht hat. Selbst auf den massiven Tonköpfen steht der wie 'ne eins. Wenn früher auf dem Stück nur der Winterraps mal so aufgelaufen wäre).

Düngung: Auf eine N-Düngung (z.B. 30-60 kg N ins Saatbeet) habe ich aber verzichtet, weil ich so den Folgeweizen nicht "indirekt" düngen möchte, der Weizen bekommt die 30 kg N lieber direkt im September ins Saatbeet (da Tonboden und Höhenlage).
Also völlig ohne jedweden Dünger angebaut.

Bin voll und ganz mit dem Ölrettich zufrieden - schnelle Jugendentwicklung, schnelle Bodenbedeckung und gute Unkrautunterdrückung.

Gruß
 
Zuletzt bearbeitet:
stamo

stamo

Beiträge
233
Likes
0
Hallo und ganz vielen Dank, für deine ausführliche Antwort!

Was ich aber nicht ganz verstehe ist, warum du den Ölrettich so früh gesäht hast. Da hättest du doch auch Sommergetreide oder Mais nehmen können. Oder willst du den dreschen?
 
D 6206 er

D 6206 er

Moderator
Threadstarter
Beiträge
4.774
Likes
243
Hallo,

Sommergetreide??? dafür mache ich mir doch die Arbeit erst gar nicht. Wenn ich mir Felder mit Sommergerste ansehe (war ja von der ersten Andüngung bis zum Ährenschieben des Wintergetreides kein Regen gefallen), dann lohnt da nicht einmal das Dreschen. Und Sommerweizen war saatgutmäßig ja nicht zu bekommen, und bezüglich der Fruchtfolge, ist da ja wohl besser Winterweizen im Anbau. Sommerweizen hat da seine Berechtigung, wo noch sehr spät im Jahr die Zuckerrüben gerodet werden.

Und wieso früh gesäht? Ich habe eher recht spät ausgedrillt, weil Ölrettich keinen Frost verträgt und ich die "Einheiligen" abgewartet habe. Im nachhinein hätte ich aber 14 Tage eher drillen können, weil die "Eisheiligen" mal wieder ausgefallen sind, aber das war ja nicht vorhersehbar.

Das Stück ist im Unterboden verdichtet, im Winter säuft mir der Weizen ab, weil der Wasserüberschuß nicht in den Unterboden gelangt, dann leidet der Weizen unter Sauerstoffmangel im Wurzelbereich, dasgleiche im Frühjahr, wenn auf anderen Böden der Weizen schon wächst und dann steht er dort noch mit nasen Füßen, und bei Trockenheit sind dann die Wurzeln nicht in den Untergrund gewachsen. Also Tefenmeißeleinsatz und der tiefwurzelnder Ölrettich bereiten den kommende Weizen einen erstklassigen Boden vor - und wenn ich mir die Nachbarstücke mit Weizen ansehe, wie die bei der Frühjahrstrockenheit abgeschmiert sind (Weizenhöhe zwischen "Knöchel und Knie" und Bestandsdichte wage ich da gar nicht auszusprechen), dann war das für das Stück exakt die richtige Entscheidung. Macht auch keinen Sinn, auf 45 Zentner die Morge zu düngen und zu spritzen, um dann 20 Zentner zu ernten.

Das war eine goldrichtige Entscheidung so.

Gruß
 
Zuletzt bearbeitet:
D 6206 er

D 6206 er

Moderator
Threadstarter
Beiträge
4.774
Likes
243
Hallo,

der Ölrettich ist gehäckselt worden - es war ja ein mächtiger Aufwuchs geworden, und das ganz ohne Düngung. Die Humusbilanz kann da jetzt richtige Freudensprünge aufführen. Nun weiß ich auch, wie Rettichknollen im Boden ausschauen.

Der mächtigen Aufwuchs bedingte aber, dass beim häckseln der Schlepper schön ausgelastet worden ist. Da mußte ich einen Gang fahren, von dem ich geglaubt habe, dass der zum Ackern niemals benötigt wird.

Die unkrautunterdrückende Wirkung des Ölrettichs ist einfach phänomenal - da ist absolut nichts zu finden, was auf das Feld nicht hingehört.


Selbst das Stroh, das ich Ende April noch ausgebracht und eingegrubbert habe, ist verschwunden - da ist die Umsetzung des Strohs bei den hohen Bodentemperaturen und der guten Durchfeuchtung nach der Frühjahrstrockenheit optimal verlaufen. Das Stroh und der unheimliche Rettichaufwuchs werden wohl ordentlich Humus geben.

Gruß
 
Zuletzt bearbeitet:
kohlemann

kohlemann

Beiträge
3.588
Likes
261
Hallo Elmar
Das ist schön zu hören,denn ich habe mir dieses Jahr auch Ölrettich besorgt
und werde ihn die kommenden Tage drillen.
Ich bin mal gespannt,wie er sich gibt.
Gruß Ralf
 
D 6206 er

D 6206 er

Moderator
Threadstarter
Beiträge
4.774
Likes
243
Hallo Ralf,

eine Aussaat einer Zwischenfrucht zum Mitte September hin ist schon recht spät. Da bleiben von den vielen Zwischenfruchtmöglichkeiten praktisch nur noch Senf und Ölrettich übrig - für alle anderen Zwischenfruchtarten ist idR der Ende Juli bzw. bis Ende August das Saatzeitpunktfenster.

Jetzt zum Mitte September hin würde ich die Aussaatmenge schon etwas erhöhen, so dass ich dann 25-27 kg/ha aussäen würde, aber wirklich auch aussäen mit der Sämaschine (nich machen würde ich das einfach ausstreuen mit dem Schleuderstreuer oben aufs Feld).

Auch würde ich jetzt ins Saatbeet 20-30 kg/N (Schnellwirkenden N), also vor dem Kreiseln+Säen ausgestreut, damit der Dünger gleich im Wurzelraum ist.

Der Vorteil der Zwischenfrucht ist, das die
> den ausgebrachten N,
>den im Boden jetzt noch aktivierten N aus der Bodenreserve,
> das Phosphat,
> den Kali,
> das Magnesium
> die Spurenelemente
> etc.
aufnimmt.

Diese Närstoffe sind dann im Aufwuchs und in der Wurzelmasse der Zwischenfrucht gespeichert und stehen dann, wenn die Zwischenfrucht im Frühjahr eingearbeitet wird (wirklich erst im Frühjahr einarbeiten, und nicht schon ende Oktober) der Folgefrucht zur Verfügung.

Von der Durchwurzellung, Schattengare und dem Erosionsschutz der Zwischenfrucht mal ganz zu schweigen, denn das ist gegenüber einer "Schwarzbrache" ein ganz eminent hoher Vorteil.

Viel Erfolg mit Deiner Zwischenfrucht.

Gruß
 
kohlemann

kohlemann

Beiträge
3.588
Likes
261
Hallo Elmar
Vielen Dank für deine ausführlichen Erläuterungen,das
hilft mir schon weiter.
In einer landwirtschaftlichen Zeitung wurde der Aussatermin für Senf,ende August und Ölrettich nicht vor der ersten Septemberwoche empfohlen.
Ich bin mal gespannt.
Gruß Ralf
 
D 6206 er

D 6206 er

Moderator
Threadstarter
Beiträge
4.774
Likes
243
Hallo Ralf,

für das Rheinland sind die Termine wohl o.k., in Höhenlagen ist ja schon fast nächste Woche mit bodenfrost zu rechen, sind die Termine zu spät, da würde ich die Zwischenfrucht schon im August einsäen.

Gruß
 
D 6206 er

D 6206 er

Moderator
Threadstarter
Beiträge
4.774
Likes
243
Hallo,


zur Erinnerung: das Tiefenmeißeln vor dem als Hauptfrucht im Mai angebauten Ölrettich hatte den Grund, eine Pflugsohle in 30 cm Tiefe zu beseitigen.


hier jetzt einmal die Ergebnisse der Tiefenlockerung (des Vorjahres) und des nachfolgenden Ölrettichanbaus im Mai. Der Ölrettich hatte - ohne Düngung - bis zum August eine Höhe erreicht, die bis oberhalb der Kotflügel des DX gingen. Das Häckseln war kaum möglich, weil der Häcksler "überfordert" war. Der Weizen würde dann nach zwei Grubbergängen gesäht.

Hier nun die Ergebnisse:


Bild 1: Der DX mit dem Tiefenlockerer in diesem Jahr - da ich nicht die Lust hatte, wieder den Boden auf 60 cm Tiefe aufzubuddeln habe ich den Tiefenmeißel kurz auf Tiefe gebracht und dann im Stand ausgehoben. so komme ich auch an die Bodenschicht in 60 cm Tiefe.

Bild 2: Boden aus 60 cm Tiefe

Bild 3: Die Oberfläche nach dem Tiefenmeißeln der Lichtspuren.
Die Lichtspuren lockere ich in zwei Stufen: erstens 30 cm Tief und dann gegenläufig auf 60 cm Tiefe gelockert.


Bild 4: Boden aus 50 cm Tiefe


Bild 5: Wurzeln in 60 cm Tiefe. Ach ja, da wo die Wurzel einen kleinen Knick nach links macht, ist ein kleiner Kieselstein, daneben wächst die Wurzel dann weiter in die Tiefe.

Gruß


PS
Nochmals Danke für die Informationen, die Ihr mir hier in diesem Thread gegeben habt. Das hat mir sehr geholfen.
 

Anhänge

  • 01_P1150560-2.jpg
    01_P1150560-2.jpg
    185,3 KB · Aufrufe: 2.665
  • 02_P1150544-2.jpg
    02_P1150544-2.jpg
    206,8 KB · Aufrufe: 2.542
  • 03_P1150550-2.jpg
    03_P1150550-2.jpg
    249,2 KB · Aufrufe: 2.483
  • 04_P1150554-2.jpg
    04_P1150554-2.jpg
    222,9 KB · Aufrufe: 2.469
  • 05_P1150615-2.jpg
    05_P1150615-2.jpg
    193,5 KB · Aufrufe: 2.473
Thema: Fragen zum Anbau von Phacelia / Ölrettich als Zwischenfrucht im Herbst bzw. Frühjahr
Oben